Herbstprojektion: Bundesregierung erwartet 3,4 Prozent BIP-Wachstum

Die Bundesregierung erwartet in ihrer Herbstprojektion für 2010 einen Anstieg des Brutto­in­lands­pro­dukts (BIP) um real 3,4 %. Im kommenden Jahr soll das BIP-Wachstum im Jah­res­durch­schnitt dann immer noch beachtliche 1,8 % betragen. Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Rainer Brüderle (FDP) begründete die Prognose u. a. damit, dass der Aufschwung inzwischen solide auf zwei Beinen stehe. Nach wichtigen Impulsen aus dem Außen­han­del habe auch die Binnenkonjunktur Fahrt aufgenommen. Der Aufschwung habe zudem nahezu alle Bereiche der Wirtschaft erfasst und nehme an Breite zu.

Brüderle geradezu euphorisch: „Nach einer Zeit auf der Beschleunigungsspur fährt unsere Wirtschaft jetzt auf der Überholspur. Ein Wachstum wie dieses Jahr hat es seit dem Wiedervereinigungsboom bisher nur einmal gegeben.“ Was Deutschland jetzt brauche, sei eine konsequente und verlässliche Ordnungspolitik für mehr Mut, Eigenverantwortung und Freiheit. Dazu gehöre, dass sich der Staat geordnet aus Banken, Unternehmen und Konjunkturprogrammen zurückziehe.

Tatsache ist, dass der weltweite Handel in diesem Jahr weitaus stärker expandiert als die meisten Ökonomen noch in diesem Frühjahr erwartet hatten. Gerade in erheblich wachsenden Schwellenländern wie China und Indien ist der Bedarf an deutschen Investitionsgütern sehr groß.

Die guten Absatzaussichten auf dem Weltmarkt haben die Investitionsbereitschaft der deutschen Unternehmer wieder deutlich erhöht. Davon profitiert die Binnennachfrage. Die Bundesregierung erwartet deshalb, dass auch der private Konsum nun erheblich an Fahrt gewinnen wird. Entlastungen und Lohnplus dürften im Verlauf dieses und des nächsten Jahres für eine höhere Kaufkraft der Verbraucher sorgen. Die Bundesregierung geht deshalb davon aus, dass die Binnennachfrage im nächsten Jahr im Jahresmittel knapp drei Viertel des deutschen Wachstums ausmachen wird.

Die Regierung geht in ihrer Projektion weiter davon aus, dass sich der Aufschwung auch massiv auf den Arbeitsmarkt auswirken wird. Sie rechnet daher mit einem Absinken der Arbeitslosenzahl um 190.000 auf 3,2 Millionen in diesem Jahr und um 290.000 Arbeitslose auf 2,9 Millionen im kommenden Jahr. Damit könnte die Drei-Millionen-Marke im Jahresdurchschnitt 2011 unterschritten werden.

Bundesminister Brüderle: „Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich vom Sorgenkind zum Musterschüler entwickelt, auch im internationalen Vergleich. Wir erleben einen Beschäftigungsaufschwung. Wachstum und Beschäftigung gehen Hand in Hand und beflügeln sich gegenseitig. Es sind derzeit deutlich mehr Menschen beschäftigt als während oder sogar vor der Krise.“

Brüderle warnt aber auch: Der demografische Wandel zeige jedoch bereits erste Spuren. Die deutsche Wirtschaft stehe vor einem immensen Fachkräftemangel. Deutschland müsse daher sowohl das inländische Fachkräftepotential mobilisieren als auch Fachkräfte aus dem Ausland anwerben, um seine Wachstumskräfte nachhaltig zu stärken.

(BMWi / ml)