Insolvenzen im Jahr 2010: Weniger Unternehmen, aber mehr Verbraucher pleite

2010 verringerte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 2,5 % bzw. rund 830 Fälle auf 32.100 Fälle. Das meldete heute Creditreform. Beruhigend auf das Insolvenzgeschehen habe – neben dem kräftig anziehenden Exportmotor – das Anspringen der Bin­nen­nachfrage sowie die Entspannung auf den Finanzmärkten gewirkt. Im Gegensatz zur Entwicklung bei den Unternehmensinsolvenzen erhöhte sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im laufenden Jahr jedoch deutlich. Mit 111.800 neuen Fällen wurde nicht nur der Vorjahreswert (100.790 Fälle) um 10,9 % übertroffen sondern auch ein Negativrekord erreicht.

Seit der Änderung des Insolvenzrechts vor gut zehn Jahren, durch die auch Privatper­so­nen die Möglichkeit eröffnet wurde, sich zu entschulden, haben mehr als 700.000 Deut­sche die Restschuldbefreiung beantragt. Jeder Siebte davon (14,6 %) ist laut Creditreform zwischen 20 und 29 Jahre alt.

Die diesjährige Insolvenzschadenssumme bleibt mit 35,4 Milliarden Euro um 55,1 % und damit deutlich unter dem letztjährigen Schadensvolumen zurück (2009: 78,9 Milliarden Euro). Die durchschnittliche Schadenssumme pro Insolvenz sank damit auf 785.000 Euro (2009: 1,94 Millionen Euro). Private Gläubiger werden nach vorläufigen Schätzungen der Creditreform-Experten 25,2 Milliarden Euro (2009: 63,8 Milliarden Euro) abschreiben müssen, die öffentliche Hand 10,2 Milliarden Euro (2009: 15,1 Milliarden Euro). Der gesunkene Schadensbetrag pro Fall wird von den Experten auf ein eher mittelständisch geprägtes Insolvenzgeschehen zurückgeführt.

Allerdings verlief die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen nicht in allen Bereichen positiv. So erhöhte sich die Zahl der Insolvenzen im Dienstleistungssektor um 3,6 % auf 17.670 Fälle. Dagegen gingen die Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe um 15,8 % auf 2830 Fälle zurück. Zurückgegangen ist ebenfalls die Zahl der Insolvenzen im Handel (-7,7 % auf 6630 Fälle) sowie im Bausektor (-6,8 % auf 4970 Fälle). Überdurchschnittlich stark fiel der Rückgang in Ostdeutschland aus.

Nach Branchen betrachtet durften sich über die stärksten Rückgänge der Wirtschafts­zweig Metallerzeugung und -bearbeitung (-58,1 %), der Automobilbau (-41,7 %) sowie die Gummi- und Kunststoffbranche (-25,9 %) freuen.

2010 traf es außerdem weitaus mehr kleine Betriebe als 2009. In der Mehrzahl (79,0 %) waren es Kleinstbetriebe mit höchstens fünf Beschäftigten, die Insolvenz anmelden mussten (2009: 77,2 %). Großunternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern machen lediglich 0,6 % (2009: 1,1 %) aller registrierten Insolvenzfälle aus.

Die Zahl der Gewerbeanmeldungen ist 2010 auf den höchsten Stand seit fünf Jahren gestiegen. Deutschlandweit wurden 895.000 Anmeldungen in den Registern vorgenommen. Das sind 3,5 % mehr als im vergangenen Jahr (864.500). Auch die Zahl der Handelsregisterneueintragungen ist gestiegen ist (+6,6 % bzw. 105.430 Gründungen).

Im Gefolge dieser Gründungen sind im laufenden Jahr 466.500 Arbeitsplätze neu geschaffen worden – gut 31.000 Stellen mehr als im Vorjahr (435.250). Der Dienstleistungssektor erwies sich mit 267.800 neuen Beschäftigungsverhältnissen als Jobmotor.

Trotz des Anstiegs der Gesamtzahl der Gründungen gab es in einzelnen Bereichen, wie z. B. im Baugewerbe (-4,6 %) und im Verkehrs- und Logistiksektor (-3,0 %), auch Rückgänge. Die meisten Handelsregisterneueintragungen – bezogen auf den Unternehmensbestand – gab es in Berlin (1310 Neueintragungen pro 10.000 Unternehmen), gefolgt von Brandenburg (950) und Hamburg (940). In absoluten Zahlen führend sind die großen Flächenländer Nordrhein-Westfalen mit 24.000 Neueintragungen, Bayern mit 18.720 und Baden-Württemberg mit 10.820 Unternehmensgründungen in diesem Jahr.

Seit dem 1. November 2008 gibt es für Existenzgründer die Möglichkeit, in einem vereinfachten Gründungsverfahren mit nur 1 Euro Stammkapital die haftungsbeschränkte sogenannte Unternehmergesellschaft (UG) zu gründen. Diese kleine Schwester der GmbH erreicht mittlerweile – mit bisher rund 43.000 Gesellschaften – einen beachtlichen Anteil am Gründungsgeschehen.

Ein Teil des Gründungsbooms bei UGs – vor allem der Run im ersten Jahr – geht jedoch auf Umgründungen bereits bestehender Unternehmen zurück. Zudem hat die UG andere Rechtsformen teilweise verdrängt. Mittlerweile scheint der Boom der UG-Gründungen aber abzuebben. 2010 dürfte ihre Zahl gesunken sein. Nur wenige Jungunternehmer (10,4 %) gründen tatsächlich mit dem Mindesteinsatz von 1 Euro. Das durchschnittliche Stammkapital beträgt 1250 Euro, wobei 52,3 % der Gesellschaften mit höchstens 500 Euro Kapitaleinsatz ausgestattet sind. Ein weiteres Viertel (25,3 %) der eingetragenen UG verfügt über ein Haftungskapital von bis zu 1000 Euro. Lediglich 22,4 % der Gesellschaften besitzen eine höhere Kapitalausstattung.

Eine ausführliche Analyse steht als kostenloser Download im Internet bereit.

(Creditreform /ml)