Handwerk: Geschäftslage bestens, Optimismus groß

Die Stimmungslage im Handwerk ist derzeit so gut wie lange nicht. 52,3 % und damit gut die Hälfte der von Creditreform befragten über 3000 Handwerksbetriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit den Noten „gut“ oder „sehr gut“ (Vorjahr: 35,4 %). Lediglich 4,2 % der Befragten halten ihre Lage für „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Vor einem Jahr äußerte sich noch jeder Zehnte (9,6 %) derart unzufrieden. Und die positive Stimmung unter den Handwerkern kommt nicht von ungefähr: Der Anteil der Handwerksunternehmen, die ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr steigern konnten, hat sich nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei von 21,2 auf 32,0 % erhöht, während nur noch 14,2 % der Befragten von Umsatz­ein­bußen betroffen waren.

Im Vorjahr hatten noch doppelt so viele Betriebe (30,7 %) unter Umsatzrückgängen zu leiden. Damit erreicht der Saldo aus positiven und negativen Umsatzmeldungen mit plus 17,8 Prozentpunkten den zweithöchsten Wert in den vergangenen zehn Jahren.

Der Konjunkturaufschwung führt in allen Bereichen des Handwerks zu einer verbesserten Umsatzlage. Kräftige Zuwächse erzielten vor allem Unternehmen aus dem Metallhandwerk – fast die Hälfte (41,8 %) der Befragten aus diesem Wirtschaftszweig berichten von einem Umsatzplus. Schlechter stellt sich die Umsatzlage im Kfz-Gewerbe dar, wo nur jeder Vierte (26,1 %) einen Umsatzanstieg erreichte. Dennoch überwiegen auch hier – wie in allen Handwerksgruppen – die positiven Einschätzungen.

In den zurückliegenden Monaten standen bei vielen Handwerkern Personalaufstockungen auf der Tagesordnung. So beschäftigen derzeit 22,3 % der Betriebe mehr Mitarbeiter als vor einem Jahr. 13,6 % der Handwerksunternehmen sind mit weniger Personal ausgekommen. Eingestellt wurden vorwiegend Vollzeitkräfte, während flexible Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeit und 400-Euro-Jobs nur im Dienstleistungshandwerk eine nennenswerte Rolle spielen.

Den größten Arbeitskräftebedarf gab es im Metallhandwerk. 28,4 % der Unternehmen dieser Handwerksgruppe haben ihr Personal aufgestockt, gefolgt vom Dienstleistungshandwerk mit 26,1 %. Kaum höher als im Vorjahr war die Einstellungsbereitschaft diesmal im Bauhandwerk. Allerdings sorgte gerade dieser Handwerksbereich durch seinen hohen Personalbedarf im Jahr 2009 für Stabilität während der Wirtschaftskrise. Einen nennenswerten Stellenabbau gab es nur im Kfz-Gewerbe, wo jeder sechste Betrieb (16,6 %) den Mitarbeiterbestand verkleinern musste.

Der Aufschwung im Handwerk dürfte sich im laufenden Jahr fortsetzen. Jeder dritte Handwerksbetrieb (32,7 %) rechnet mit steigenden Umsätzen bis zum Herbst, während sich lediglich jeder Zehnte (9,8 %) pessimistisch zur weiteren Umsatzentwicklung äußert. Im Vergleich zum Vorjahr, als sich optimistischen (21,6 %) und pessimistischen Umsatzerwartungen (21,9 %) die Waage hielten, ist der Ausblick der Handwerksbetriebe diesmal weitaus zuversichtlicher. Der Saldo aus erwarteten Umsatzsteigerungen und -rückgängen erreicht mit plus 22,9 Prozentpunkten ein neues Zehnjahreshoch.

Mehr als jeder zweite Handwerker (56,6 %) möchte in diesem Jahr Investitionen durchführen (Vorjahr: 50,3 %). Investiert wird dabei vermehrt in den Ersatz von Maschinen und Werkzeugen – das ist bei 62,6 % der investitionswilligen Unternehmen der Fall. Auf 43,6 % leicht zugenommen hat der Anteil derer, die (auch) eine Erweiterung der Kapazitäten planen. Am höchsten ist der Anteil der investitionsbereiten Betriebe im Nahrungsmittelhandwerk (67,1 % der Befragten), gefolgt vom Metallhandwerk (66,3 %) und dem Bauhauptgewerbe (58,6 %).

Das Handwerk liefert aller Voraussicht nach in diesem Jahr einen positiven Beschäftigungsbeitrag. So planen derzeit 18,0 % der befragten Handwerksbetriebe, zusätzliches Personal einzustellen. Das ist ein deutlich höherer Anteil als vor einem Jahr (11,6 %). Nur 5,6 % der Handwerker werden in diesem Jahr Entlassungen vornehmen müssen – 2010 sagten das noch 15,0 % der Befragten. Kräftige Impulse für die Beschäftigungsnachfrage dürften von sehr jungen Handwerksbetrieben sowie von den Bereichen Metall und Ausbau ausgehen.

Auch mit der Zahlungsmoral ihrer Kunden sind die Handwerksbetriebe zufriedener als vor einem Jahr. Während 2010 nur 41,0 % der Befragten das Zahlungsverhalten der Kunden mit „gut“ oder „sehr gut“ einschätzten, sind es diesmal 49,0 %. Wann ein Handwerker das Geld für eine erbrachte Leistung erhält, hängt allerdings davon ab, ob es sich um einen Kunden aus dem privaten Sektor oder die öffentliche Hand handelt. Bei privater oder gewerblicher Kundschaft melden 87,7 % der Betriebe den Ausgleich der offenen Forderung nach spätestens 30 Tagen, bei öffentlichen Kunden nur 74,1 %.

Weniger Handwerksbetriebe als im Vorjahr erlitten hohe Forderungsausfälle. Nachdem im Vorjahr noch 18,9 % der Befragten Ausfälle von über 1,0 % ihres Jahresumsatzes hinnehmen mussten, sind diesmal nur 15,1 % der Handwerker betroffen. Ohne uneinbringliche Außenstände blieb nur jeder achte Handwerksbetrieb (12,2 %).

Die Eigenkapitalausstattung der Handwerksbetriebe hat durch die Wirtschafts- und Finanzkrise gelitten. 36,0 % der Betriebe (Vorjahr: 33,7 %) besitzen eine Eigenkapitalquote, die – im Verhältnis zur Bilanzsumme – unterhalb der Marke von 10 % liegt. Diese Unternehmen gelten als zu schwach kapitalisiert. Eine solide Eigenkapitalquote von mehr als 30 % weisen nur noch 13,8 % der Handwerksbetriebe auf. Im Vorjahr war das noch bei jedem Sechsten (16,5 %) der Fall.

Durch die deutlich verbesserte Wirtschaftslage verringerte sich aber das Risiko für eine Insolvenz. So wurden im vergangenen Jahr im deutschen Handwerk nur noch 6230 Unternehmensinsolvenzen registriert, 3,7 % weniger als 2009.

Als schwerwiegender Belastungsfaktor für die konjunkturelle Entwicklung im laufenden Jahr sieht das Handwerk die markanten Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen. So benennt fast jeder zweite Handwerker (43,4 %) den Preisauftrieb als größte Gefahr für die Konjunktur 2011, gefolgt von verschärften Finanzierungs- und Kreditkonditionen (20,5 %) und einer nachlassenden Konsumnachfrage (16,0 %). Lediglich 4% der von Creditreform befragten Handwerker sehen derzeit keine Konjunkturrisiken.

Der Frühjahrsreport Wirtschaft Handwerk Frühjahr 2011 mit den Detailergebnissen der Umfrage steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.

(Creditreform / ml)