Atradius Studie: Südeuropäische Unternehmen zahlen immer später

Nun trifft die Euro-Schuldenkrise deutsche Exporteure ins Mark, wie das brandneue Atradius Zahlungsmoral­barometer zeigt. Demnach beglichen griechische Unternehmen bereits im Sommer ihre Rechnungen im Durchschnitt erst nach 92 Tagen, also 15 Tage nach dem in Griechenland üblichen Zahlungsziel von 77 Ta­gen; 6 % zahlten überhaupt nicht. Platz zwei der schwächsten Zahler belegt Spanien mit einer Zah­lungs­dauer von 87 Tagen bei einem in Spanien großzügigen üblichen Zahlungsziel von 74 Tagen.

Für das aktuelle Zahlungsmoralbarometer des Kreditversicherers und Inkassodienstes Atradius wurden im Sommer branchenweit 5400 Unternehmen aus 27 Ländern befragt.

Michael Karrenberg, Leiter Risikomanagement des Kreditversicherers Atradius in Köln ist über die Entwicklung besorgt und prognostiziert: „Eine weitere Verschärfung der Euro-Krise würde in den von der Schuldenkrise besonders betroffenen Ländern Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien zu einer noch restriktiveren Kreditvergabe der lokalen Banken und damit zu einer weiteren Verschlechterung der Zahlungsmoral in diesen Märkten führen.“

International gesehen sind laut Atradius bereits 30 % der Forderungen aus dem Ausland überfällig. Die deutschen Unternehmer müssen jetzt schon mit 37 % verspäteten Zahlungen leben. Kein Wunder, dass die Exporteure zunehmend verunsichert sind und sich fragen, ob und wie weit sich die Schuldenkrise auf die Bonität ihrer Geschäftspartner auswirkt. Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa von Atradius, erlebt täglich mit, wie das Misstrauen wächst: „Wir beobachten, dass die Unternehmen die Kreditwürdigkeit ihrer Geschäftspartner – insbesondere aus dem Ausland – vor Geschäftsabschluss genau prüfen.“ Die Nachfrage nach Forderungsausfallschutz für italienische Abnehmer schnellte bei Atradius im zweiten Quartal 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 47 % in die Höhe.

Als Hauptgrund für verspätete Zahlungen geben sowohl die deutschen als auch die internationalen Studienteilnehmer mehrheitlich fehlende Liquidität an. Spitzenreiter ist Griechenland.: 84 % der befragten griechischen Unternehmen geben fehlende liquide Mittel als Grund für verspätete Zahlungen an. Jedes zweite deutsche Unternehmen versucht, die Zahlungsbereitschaft seiner Abnehmer mit Hilfe der Einräumung von Skonto zu beschleunigen. Die Kunden reagieren allerdings nur verhalten darauf. „Für die Unternehmen ist es oftmals günstiger, den Lieferantenkredit in Anspruch zu nehmen und später zu zahlen“, weiß Karrenberg aus Erfahrung.

Die aktuelle Studie steht per Download kostenfrei im Internet bereit. (Quelle: Atradius/ml)