ZEW-Studie: Wechsler profitieren von guten Ausbildungsbetrieben

Junge Leute, die gleich nach dem Ende der Ausbil­dung den Arbeitgeber wechseln, stehen oft im Ver­dacht, Problemen mit ihrem alten Arbeitgeber aus dem Weg gehen zu wollen. Die Folge sind – vergli­chen mit den Löhnen und Gehältern junger Fach­kräfte, die im Ausbildungsbetrieb bleiben – deutlich geringere Entlohnungen. Aber es gibt Ausnahmen: Betriebswechsler aus Ausbildungsbetrieben mit einem besonders guten Ruf bleiben vom General­verdacht und damit von Lohnabschlägen verschont. Das zeigt eine neue Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

In Deutschland bleiben nur rund zwei von drei Auszubildenden nach Ende der Ausbildung im Lehrbetrieb. Ein Jahr nach der Ausbildung ist oft weniger als die Hälfte der ehemaligen Auszubildenden noch dort als Fachkraft beschäftigt. Viele Betriebswechsler müssen den Lehrbetrieb verlassen, weil sie kein Übernahmeangebot bekommen haben. Andere Ausgelernte wechseln jedoch aus freien Stücken.

Generell gilt es am Arbeitsmarkt jedoch als negatives Zeichen, wenn junge Fachkräfte im Anschluss an die Ausbildung den Betrieb wechseln. Denn die ausbildenden Unternehmen kennen die Qualität ihrer Auszubildenden und sie können in der Regel ihre besten Kräfte an sich binden. Somit sehen sich die Betriebswechsler der pauschalen Vermutung ausgesetzt, zweite Wahl zu sein, auch wenn sie den Ausbildungsbetrieb freiwillig verlassen und hoch produktiv sind.

Zum Glück für die Wechsler sehen Firmen, die fremde Auszubildende übernehmen, sich deren Ausbildungsqualität sehr genau an und reagieren mit ihren Einstiegslohnangeboten auf eine hochwertige Ausbildung. Wenn das ausbildende Unternehmen seinen Auszubildenden einen höheren Lohn als seine Konkurrenten bezahlt hat, wird dies durch den neuen Betrieb in Form eines signifikanten Lohnaufschlags in der Annahme honoriert, dass sich Hochlohnbetriebe in der Regel die besten Bewerber für ihre Ausbildung sichern.

Auch die typischerweise höherwertige Ausbildung in einem Großbetrieb ist den übernehmenden Betrieben einen Lohnaufschlag wert: 8 % mehr Einstiegslohn erhalten Betriebswechsler aus Ausbildungsbetrieben mit mehr als 1000 Beschäftigten im Vergleich zu Bewerbern aus Ausbildungsbetrieben mit weniger als 250 Beschäftigten. Wenn ein Ausbildungsunternehmen über einen Betriebsrat verfügt, wird dies als Garantie für die Einhaltung hoher Ausbildungsstandards gesehen und mit einem Lohnaufschlag von gut 4 % gewürdigt.

Die Einstiegslöhne von Betriebswechslern sind schließlich signifikant höher, wenn relativ wenige Auszubildende in einem Ausbildungsbetrieb übernommen wurden. Eine niedrige betriebliche Übernahmequote bedeutet, dass auch relative gute Auszubildende den Ausbildungsbetrieb verlassen, selbst wenn der Ausbildungsbetrieb in der Regel die besten Auszubildenden an sich binden kann.

Als Datenbasis für die Studie diente das verknüpfte Betriebs- und Beschäftigtenpanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Es wurden die Daten von mehr als 4000 Lehrlingsabsolventen, die direkt nach der Ausbildung den Betrieb gewechselt hatten, analysiert. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über die Jahre 2000 bis 2002. Die englischsprachige Studie steht per PDF-Download kostenfrei im Internet bereit. (Quelle: ZEW/ml)