Arbeitsmarkt: Digitalisierung ist kein Job-Killer

Die Sorge, dass der technische Fortschritt Arbeitsplätze vernichtet, ist nicht neu. Gegenwärtig schüren die Veränderungen im Zuge der Digitalisierung diese Ängste besonders. Immer wieder gibt es Warnungen, dass die menschliche Arbeitskraft in der digitalisierten Arbeitswelt nicht mehr gebraucht wird. Doch in absehbarer Zeit droht kein Jobverlust, vielmehr wird der Bedarf an Fachkräften weiterhin ansteigen.

In den ersten Auswertungen des IW-Personalpanels zeigt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln, dass nur jedes zehnte Unternehmen, das digital stark aufgestellt ist, kurzfristig Jobs abbauen will. Gut ein Drittel der Unternehmen plant hingegen, innerhalb eines Jahres mehr Mitarbeiter einzustellen. Auch für die kommenden fünf Jahre will ein Großteil der Firmen eher neue Arbeitsplätze schaffen als abbauen. Davon profitieren insbesondere Fachkräfte mit einer abgeschlossenen beruflichen Aus- oder Fortbildung sowie Akademiker.

Durch die Debatte um die Digitalisierung zieht sich zudem die Frage, inwieweit Maschinen die menschliche Arbeitskraft ersetzen werden und die Fabrik der Zukunft mit vernetzten, sich selbst steuernden Robotern auskommen wird. Zwar gehen in einzelnen Unternehmen, Berufen und Branchen durch technische Entwicklungen Arbeitsplätze verloren, weil sie sich nicht mehr als wirtschaftlich erweisen. Allerdings entstehen dafür an anderer Stelle neue Jobs. In der Summe hat der technische Fortschritt das Beschäftigungsniveau angehoben und nicht gesenkt.

Unterschieden werden muss, in welcher Intensität sich die Unternehmen mit der Digitalisierung bereits befassen und welches Gewicht das Internet für ihr Geschäftsmodell besitzt. Unternehmen, die sich mit der Digitalisierung intensiv auseinandersetzen und dem Internet eine hohe Bedeutung für das eigene Geschäft zuweisen, machen laut IW-Köln 31,9 % der Wirtschaft aus. Unternehmen mit mittlerer Digitalisierung rangieren bei 26,9 %. Gut vier von zehn Betrieben sind jedoch noch relativ wenig digital ausgerichtet. Es handelt sich dabei um Unternehmen, die sich bisher mit dem Thema Digitalisierung allenfalls am Rande befasst haben und für die das Internet keine wichtige Rolle im Tagesgeschäft einnimmt.

Auch im Zusammenhang mit anderen neuartigen Arbeitsmodellen gilt die Digitalisierung als Bedrohung. Unter dem Stichwort „Crowdsourcing“ wird – in Anlehnung an den Begriff Outsourcing – die Auslagerung eines ganzen Projekts oder auch von Teilaufgaben an Nutzer und Freiberufler aus dem Internet verstanden. Hier wird befürchtet, dass das Internet zunehmend zu einer Plattform wird, über die Unternehmen temporär und fallweise externes Know-how einkaufen und damit eigenes Stammpersonal ersetzen.

Durch die Vergabe von Aufträgen auf Honorarbasis an externe Mitarbeiter können die Unternehmen zeitnah und flexibel agieren und auf ein breites Spektrum an Expertenwissen zugreifen. Auch das Testen neuer Software oder eines neuen Betriebssystems durch eine Vielzahl an technikaffinen Nutzern ist durch das Internet einfach und kostengünstig umsetzbar. Bislang kommen Crowdtester oder Crowdworker aber in den wenigsten Unternehmen zum Einsatz. Selbst in der IT-Branche, der eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung solcher Konzepte zukommt, geben gerade einmal 4,2 % der Unternehmen an, aktuell oder in absehbarer Zeit Crowdworking-Plattformen zu nutzen.(Quelle: IW-Köln/bs)