IfM Bonn: Deutsche und Ausländer gründen gleichermaßen

Die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen sinkt in Deutschland seit 2005. Diese Entwicklung setzt sich auch im ersten Halbjahr 2015 fort: Die Marke liegt nun bei 158.800. Auffällig ist dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn zufolge jedoch, dass erstmals eine Gleichverteilung auf deutsche und ausländische Bürger zu beobachten ist. In den vergangenen Jahren war der Anteil von Gründern ohne deutsche Staatsangehörigkeit steil nach oben gegangen.

Der Hauptgrund dafür, dass Ausländer sich eher selbstständig machen, ist in der Arbeitnehmerfreizügigkeit zu suchen: Erst bei voller EU-Mitgliedschaft haben Angehörige anderer Staaten die Möglichkeit, grenzüberschreitend einen Arbeitsplatz zu bekommen. Der Königsweg zur Existenzsicherung in Deutschland besteht für sie daher in der Firmengründung, meist im Kleingewerbe.

Gut zu beobachten ist dieser Effekt derzeit an Bulgarien: Der Anteil von Bulgaren am Gründungsgeschehen geht seit 2014 deutlich zurück und ist nun noch einmal kräftig gesunken. „Mit der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit ab 1. Januar 2014 hat bei ihnen eine Umorientierung stattgefunden: Viele Bulgaren nehmen nun stattdessen eine abhängige Beschäftigung auf“, erklärt Dr. Rosemarie Kay.

Auch sonst rät die stellvertretende Geschäftsführerin des IfM Bonn zu einem differenzierten Blick auf die Statistik. Positiv sei, dass auch die Schließungen rückläufig sind (−7,2 % auf 166.400), sodass der Gründungssaldo insgesamt besser ausfällt als zuvor. Auch gebe es nun im Verhältnis zu den Kleingründungen, die typischerweise keine Arbeitsplätze schaffen, mehr Betriebsgründungen von Hauptniederlassungen. (Quelle: IfM Bonn/red)