Cloud-Technologien und Big Data, Vernetzung und Industrie 4.0 – die Wirtschaft verändert sich derzeit tief greifend. Zahlreiche Unternehmen, vor allem Mittelständler, fordern, dass sich die Ausbildung junger Menschen stärker an den Erfordernissen der digitalen Transformation orientieren solle.
Was nützt die beste Technologie, wenn niemand da ist, der mit ihr umgehen kann? Der Bedarf an gut ausgebildetem Personal, das bei „Cloud“ nicht nur an die Wettervorhersage denkt, ist groß. Und er wird rasch weiter wachsen. Es verwundert daher nicht, dass mehr als drei Viertel der Unternehmen eine inhaltliche Anpassung bestehender Ausbildungsberufe fordern. Ein knappes Drittel ist sogar der Meinung, dass infolge der Digitalisierung völlig neue Berufe eingeführt werden müssen, wie der BITKOM anlässlich der Ergebnisse einer entsprechenden Umfrage bei mehr als 1500 Unternehmen berichtet.
Besonders betroffen: der Mittelstand
In Deutschland sind die Ausbildungsordnungen immerhin zukunftsoffen formuliert, sagt Friedrich Esser. Er ist Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, das die Anpassung und Neufassung von Ausbildungen koordiniert. Das allein genügt jedoch nicht immer. Wenn sich eine Relevanz für eine Branche ergebe, werde auch über neue Berufe nachgedacht. BITKOM-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder geht sogar noch weiter. Er fordert eine fundierte Vermittlung von Digitalkompetenz im Fächerkanon, ein Pflichtfach Informatik und Englischunterricht „als Lingua franca der digitalen Welt ab der 1. Klasse“.
Der Mittelstand, sprich: Unternehmen mit 50 bis 499 Beschäftigten sehen besonders großen Bedarf an neuen Ausbildungsberufen. Sie stehen vor der besonderen Herausforderung, ihre bisherige Stärke auch in die digitale Welt zu überführen, so Rohleder weiter: „Den Mitarbeitern und ihrer Qualifikation kommt im Mittelstand eine ganz besondere Bedeutung für die digitale Innovationsfähigkeit zu.“ Der Veränderungsbedarf gehe weit über die klassische IT-Branche hinaus, er betreffe alle Berufe.
Digitalisierung als globale Chance
In einem Positionspapier zur Arbeitswelt von morgen hatte der Hightech-Verband bereits Anfang 2014 die Herausforderungen für die Wirtschaft benannt. Um sich fit für die Zukunft zu machen, sollten unter anderem die virtuelle Präsenz bei der Arbeit ermöglicht und die Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter erhöht werden. Zudem gelte es, „fluide“ Unternehmensorganisationen zu etablieren. Damit steige auch die Chance, gut ausgebildete Nachwuchskräfte dauerhaft an den Betrieb zu binden.
„Wer nicht mitzieht, wird über kurz oder lang vom Markt verschwinden“, erklärt Catharina van Delden, Mitglied im BITKOM-Präsidium, rundheraus. Produkte und Dienstleistungen, die früher „vollständig offline“ waren, werden zunehmend digital. Heutzutage seien Kollaboration, Vernetzung und Zugang zu relevantem Wissen ausschlaggebend.
Das sei jedoch alles kein Grund, die Digitalisierung als Bedrohung wahrzunehmen, im Gegenteil: Sie biete große Chancen für die Mitarbeiter und die Unternehmen. Dazu zähle auch eine „selbstbestimmte und selbstbewusste Wahl“ zwischen Alternativen vertrauenswürdiger Partner – ob aus Amerika, Europa, Asien oder Afrika. (ds)