IDC FutureScape 2016: Digitaler Wandel zwingt zu Innovation

Das Marktforschungsunternehmen IDC erwartet für die kommenden Jahre drastische Änderungen bei den Business-Strategien der Unternehmen: Die Wirtschaft wird vor allem in ihr digitales Geschäft investieren müssen. Cloud-Computing wird nahezu unverzichtbar.

Bereits 2007 zeichnete sich ab, dass Mobile Computing, Cloud-Services, Big Data und Analytics sowie soziale Netze die technologischen Wachstumstreiber der IT-Branche sein würden. IDC fasste diese Technologien daher mit dem Oberbegriff „dritte Plattform“ zusammen.

Auf der dritten Plattform – und darüber hinaus

Seither haben die Unternehmen diese Technologien mit hohem Tempo in ihre Prozesse integriert. Nun ist laut IDC ein neues Stadium erreicht: der Innovation Stage, der sich durch zahlreiche Innovationen und Transformationen auf Basis der dritten Plattform auszeichnet. Dieses Stadium soll in den kommenden drei bis fünf Jahren immer weitere Bereiche der Industrie erreichen und prägen. Es werde zu einer digitalen Transformation (DX) kommen, die in der Folge zu einer DX Economy führen werde.

Das drückt sich bereits in den Investitionsplänen der Unternehmen aus. IDC prophezeit in seinen FutureScape: Worldwide IT Industry 2016 Predictions, dass sie in den nächsten zwei Jahren mehr als 50 % ihrer IT-Ausgaben in die Ausweitung des digitalen Geschäfts stecken werden. Bis 2020 soll dieser Anteil sogar noch zunehmen und auf 60 % steigen.

Unabdingbare Voraussetzung ist allerdings, dass die Firmen die dritte Plattform beherrschen und auch nutzen. Der Cloud kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie eine Art Basis für die anderen Technologien bildet. IDC erwartet, dass sich die Ausgaben der Unternehmen für Cloud-Dienste, Hardware und Software zur Cloud-Unterstützung sowie für die Implementierung und das Management von Cloud-Services auf rund 500 Mrd. US$ verdreifachen werden.

Alle Unternehmen werden zu Softwarefirmen

Die Fähigkeit zur Innovation und damit der Erfolg des Unternehmens wird in den kommenden Jahren in großem Umfang von der Entwicklung passender Software abhängig sein. IDC spricht davon, dass „jede Firma mehr und mehr eine Softwarefirma“ sein wird. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen in diesem Punkt auf externe Dienstleister zurückgreifen werden. Unbestritten ist jedoch, dass die digitale Transformation die Entwicklungsabteilungen, so es sie denn gibt, stark, wenn nicht sogar vollständig auslasten wird.

Daten werden bei der digitalen Transformation eine große Rolle spielen. Es wird darauf ankommen, dass die Firmen stabile Datenpipelines etablieren können, welche die wachsenden Datenströme vom und zum Unternehmen zuverlässig übertragen können. Je weiter fortgeschritten die digitale Transformation ist, desto größer wird auch die Menge der ein- und ausgehenden Daten sein.

Gewaltige Datenströme und neue Branchen-Clouds

Ein großer Teil davon wird auf die Gerätekommunikation im Zuge des Internet of Things (IoT) entfallen. IDC geht davon aus, dass sich die Zahl der vernetzten Geräte auf 22 Mrd. erhöhen wird, was wiederum zur Entwicklung von rund 200.000 Apps und Lösungen führen wird. Diese neuen Geräte und Lösungen haben das Potenzial, die Wirtschaft komplett umzukrempeln und die Karten für die Marktteilnehmer in den einzelnen Branchen neu zu mischen.

Die Auswirkungen des Internet of Things werden sich nach Meinung der Marktforscher vor allem in den Bereichen Fertigung, Transport, Handel und Gesundheitswesen zeigen. Auch das wird dazu beitragen, dass die Bedeutung der Cloud zunimmt. Branchenweite Cloud-Plattformen werden benötigt, um die digitalen Supply Chains und Distributionskanäle zu organisieren. Die Unternehmen werden daher voraussichtlich zunehmend eng mit speziellen Branchen-Clouds zusammenarbeiten bzw. versuchen, eigene, übergreifende Clouds zu schaffen.

Customer Experience wird K.o.-Kriterium

Die DX Economy wird voraussichtlich in vielen Branchen zu Preissenkungen führen. Als Ausgleich werden die Unternehmen versuchen, die Zahl ihrer Kunden deutlich zu erhöhen. Dazu werden sie in erster Linie ihre digitalen Shop-Systeme überarbeiten und auch die Customer Experience im Kontakt mit dem Unternehmen eingehender analysieren und optimieren müssen. Dem Customer Engagement, also den Interaktionen und Beziehungen zwischen Kunden und Firmen, wird ein erheblich höherer Wert zugemessen werden, als es bislang oft der Fall ist. Die Bedeutung der Kundenbindung wird ebenfalls steigen.

Schließlich werden diese Entwicklungen auch in der IT-Industrie zu Veränderungen führen: Auch die Industrie wird zunehmend softwaregetrieben sein. Die neuen Anforderungen der Unternehmen werden es mit sich bringen, dass sich viele Anbieter neu positionieren oder mit anderen Firmen verschmelzen, um zu überleben. Bei den Firmenkunden wird es hingegen darauf ankommen, dass sie in einem dynamischen Markt die wechselnden Angebote im Blick behalten und die für sie passenden Lösungen erkennen.

Eine industrielle Revolution zeichnet sich ab

Es zeichnet sich ab, dass die nächsten Jahre die Unternehmen vor große Herausforderungen stellen und tief greifende Veränderungen der industriellen Produktion bringen werden. Die Vision von IDC ist dabei nur eine von mehreren denkbaren Varianten, allerdings dank des umfangreichen Datenbestands und der Analysewerkzeuge des Marktforschungsunternehmens sicherlich eine am besten fundierten. Klar ist jedoch, dass der IT und dabei vor allem den Bereichen Mobile Computing, soziale Netzwerke, Big Data und Analytics sowie Cloud-Computing (also der dritten Plattform) eine immer wichtigere Rolle zukommen wird. (rf)