Smart Data: Big Data – und was man draus machen könnte

Die Werkzeuge stehen bereit, aber welche Anwendungsmöglichkeiten die systematische Analyse großer Datenmengen bietet, ist in vielen Unternehmen noch unklar. Big Data ist der Rohstoff; erst Analyse und intelligente Auswahl ergeben Smart Data.

Dass Big Data großartige Chancen für Unternehmen bieten kann, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Vor allem der Mittelstand aber tut sich schwer damit, die neuen Technologien zu seinem Vorteil zu nutzen. Von „Brachland“ ist da die Rede, andere Experten sprechen von einer „katastrophalen Lage“. Nun wurden erste Ergebnisse einer Arbeitsgruppe unter Leitung des FZI Forschungszentrums Informatik am Karlsruher Institut für Technologie präsentiert, die die wirtschaftlichen Potenziale und die gesellschaftliche Akzeptanz von Smart-Data-Geschäftsmodellen ausloten will. Denn Smart-Data-Geschäftsmodelle und ihre Akzeptanz beim Kunden werden seit einiger Zeit mit Unterstützung des Bundes erforscht. Optimierungsbedarf besteht unter anderem bei der Datenverfügbarkeit und der Datenhoheit beim Kunden.

Akzeptanz heißt: Vertrauenswürdigkeit

„Selbst wenn es im Kontext von Big Data widersprüchlich scheint, ist die Verfügbarkeit und Auswahl von Daten eine der zentralen Herausforderungen erfolgreicher Geschäftsmodelle“, berichtet Prof. Dr. Christof Weinhardt, Direktor am FZI. Zwar steige das Datenvolumen weltweit immer weiter, doch sei nur ein kleiner Teil davon direkt nutzbar. Der Erfolg datengetriebener Geschäftsmodelle hänge daher entscheidend davon ab, die Anwender zur Freigabe bestimmter Daten zu bewegen und sie vom Nutzen des Datenzugriffs zu überzeugen, so Weinhardt.

Eine Schlüsselrolle spielen dabei Datensicherheit und Datenhoheit. „Künftig werden sich vor allem jene Smart-Data-Geschäftsmodelle, -produkte und -services am Markt durchsetzen, die dem Kunden die Kontrolle über die Datenhoheit ermöglichen“, ergänzt Prof. Dr. Peter Liggesmeyer, Präsident der Gesellschaft für Informatik (GI). Darüber hinaus müssten Innovationspotenziale kontinuierlich erweitert werden. Konkret nennt er die weitverbreiteten Service-Konzepte, bei denen Rechenzentrumskapazitäten, Software, aber auch Filme oder andere Produkte regelmäßig im Abonnement bezogen und abgerechnet werden. Das Geschäftsmodell funktioniere häufig über Apps, Datenbanken oder Big-Data-Analysen.

Mehr Open Data aus der Verwaltung

Was die Datenmenge betrifft, so sitzt speziell die öffentliche Verwaltung auf einem großen Berg davon. Der Zugriff ist nach Ansicht der Forschergruppe bisher allerdings, zumindest in Deutschland, gar nicht oder nicht ausreichend möglich. Grund genug, eine „konsequente Open-Government-Data-Politik“ zu fordern, die die Daten aus Regierungs- und Verwaltungsinstitutionen verfügbar macht.

„Jenseits der Nutzung privatwirtschaftlicher Daten befinden sich unzählige Datensätze in der Hand öffentlicher Institutionen“, konstatiert Ingo Schwarzer, Konsortialführer des Smart-Data-Projekts SD4M. Sie stellen einen bedeutenden Produktionsfaktor dar und sollten seiner Ansicht nach in strukturierter Form nutzbar gemacht werden. Dies würde eine substanzielle Unterstützung innovativer Smart-Data-Dienste bedeuten.

Eine Win-win-Situation gesamtwirtschaftlicher Vorteile

Die Forschergruppe hat ihre bisherigen Ergebnisse in einem Positionspapier zusammengefasst. Darin wird auch eine Vielzahl von konkreten Anwendungsbeispielen und Möglichkeiten, Mehrwert zu generieren, aufgeführt. Unter anderem zählen dazu eine effizientere Mobilität und Energieversorgung sowie, im industriellen Kontext, eine frühzeitige Fehlererkennung und optimale Ressourcennutzung. (ds)