Big Data: Gläserne Bürger verlangen transparente Datensammler

Eine neue, groß angelegte Untersuchung zeigt, dass viele Bürger durchaus bereit sind, ihre Daten weiterzugeben. Allerdings stellen sie eine Reihe von Bedingungen.

Das Vodafone-Institut für Gesellschaft und Information hat im August und September 2015 mehr als 8000 Personen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden, Spanien und in Tschechien interviewt. Das Resultat ist ein umfangreiches Stimmungsbild der Bevölkerung, aus dem sich wertvolle Rückschlüsse darauf ziehen lassen, unter welchen Bedingungen die Menschen bereit sind, ihre Daten anderen zur Verfügung zu stellen. Unternehmen, die diese Kriterien bei der Arbeit an Big-Data-Projekten beachten, können mit einem wesentlich besseren Rücklauf und höheren Datenvolumen rechnen.

In Europa überwiegt Skepsis

Eine Erkenntnis, die sich durch die gesamte Studie zieht, lautet, dass Europäer der Erfassung und Auswertung ihrer Daten im Rahmen von Big-Data-Analysen in der Mehrheit eher skeptisch gegenüberstehen. Einer der wichtigsten Gründe ist, dass sie darin keine persönlichen Vorteile für sich sehen. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass für sie die Nachteile bei der Datenweitergabe überwiegen, in Deutschland äußerten sich sogar 62 % in diesem Sinn.

Gleichzeitig offenbart die Studie mit dem Titel „Big Data – wann Menschen bereit sind, ihre Daten zu teilen“ das geringe Vertrauen der Bürger in Unternehmen und staatliche Institutionen, wenn es um die Datennutzung geht. Nur rund ein Viertel der Befragten war der Meinung, dass Unternehmen verantwortungsbewusst mit ihren Daten umgehen. Und lediglich 20 % gaben an zu wissen, wo und von wem ihre Daten erhoben und gespeichert werden.

Deutliche Länderunterschiede

Diese Ergebnisse liefern bereits deutliche Hinweise darauf, wie Unternehmen vorgehen müssen, wenn sie personenbezogene Daten nutzen wollen. Es muss ihnen in erster Linie darum gehen, Vertrauen aufzubauen und den Nutzen der Auswertung zu kommunizieren. Besonders wichtig – das zeigt die Studie ebenfalls – ist dies bei der Kommunikation mit Älteren und bei Menschen mit einem niedrigen Bildungsabschluss. Diese beiden Gruppen gaben besonders häufig an, das Gefühl zu haben, nicht ausreichend über die Verwendung ihrer Daten informiert zu sein. Die befragten Personen bis zu einem Alter von 49 Jahren hingegen sind eher bereit, ihre Daten mit anderen zu teilen, wollen allerdings in die Definition ihrer Privatsphäre-Einstellungen involviert werden.

Vergleicht man die Ergebnisse aus den einzelnen Ländern, so zeigen sich ebenfalls große Unterschiede. So hatten die befragten Italiener und Spanier nur wenig Bedenken gegen die Nutzung ihrer persönlichen Daten. Briten, Iren und Niederländer sind zwar etwas skeptischer, stehen der Auswertung persönlicher Daten jedoch grundsätzlich eher positiv gegenüber. Am größten ist das Misstrauen in Deutschland, wo eine Mehrheit der Bürger große Bedenken hat, dass bei Big-Data-Analysen der Datenschutz nicht gewährleistet ist und die Privatsphäre verletzt wird.

Wie Unternehmen Vertrauen aufbauen

Doch welche konkreten Maßnahmen sind nun geeignet, das Vertrauen der Bürger zu gewinnen? Auch darauf gibt die Studie eine Antwort:

  • Wichtig ist vor allem die Gestaltung der AGB. Die Befragten wünschen sich eine klare, einfache Sprache sowie kurze und verständliche Texte.
  • Außerdem war ihnen eine hohe Transparenz bei der Datensammlung und -nutzung wichtig. Sie wollten wissen, welche Daten von ihnen gesammelt und wie sie genutzt werden.
  • Drittens erklärten die Interviewten, dass sie mehr Vertrauen in Unternehmen haben, die bei ihrem Informationsmaterial und in Verträgen auf Kleingedrucktes verzichten.

Weitere Wünsche der Befragten betreffen die Möglichkeit, die Einstellungen zur Privatsphäre nachträglich zu ändern, sowie eine Funktion, um öffentlich Feedback zu geben. Ein Drittel gibt zudem an, dass das Vertrauen zu einem Unternehmen größer sei, wenn es sich um eine bekannte Marke handele.

Der Zweck bestimmt die Zustimmung

Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass die Befragten eher bereit sind, ihre Daten weiterzugeben, wenn die Auswertung der Allgemeinheit nutzt. So gaben rund zwei Drittel an, dass sie einer anonymen Erfassung ihrer Daten zustimmen würden, wenn dadurch die Entdeckung und Behandlung von Krankheiten verbessert würde. Selbst wenn die Daten nicht anonym erhoben werden, würde noch mehr als die Hälfte einer Erhebung zustimmen. Ebenfalls etwa zwei Drittel erlauben eine Auswertung ihrer Energienutzung durch intelligente Zähler (Smart Meter) erlauben, wenn dies der Umwelt zugutekommt. Und immerhin noch mehr als die Hälfte aller Befragten gab an, dass man ihre Bewegungsdaten durch Navigationsgeräte erfassen und auswerten dürfte, wenn die der Qualität von Verkehrshinweisen dient.

Weitere Einzelheiten gibt es auf der Website des Vodafone-Instituts für Gesellschaft und Information; dort stehen eine gekürzte deutschsprachige Version der Studie sowie ein interaktives Online-Modul bereit. Zudem findet man dort auch die englischsprachige Originalversion.