Gesundheitswesen: Künstliche Intel­li­genz könn­te sich als Arzt niederlassen

KI-Entwickler Babylon Health hat seine künst­li­che In­tel­li­genz Tests un­ter­zo­gen, mit denen sonst Medi­zi­ner unter Be­weis stel­len, dass sie in der Lage sind, eine selbst­stän­di­ge Praxis zu be­trei­ben. Er­folg­reich, wie das Un­ter­neh­men meldet.

Die Babylon AI soll in der Lage sein, eine Gesundheitsberatung zu bieten, die derjenigen von praktizierenden Medizinern „gleichwertig“ sei, wie das Unternehmen mitteilt. Die künstliche Intelligenz musste das bei einer repräsentativen Musterauswahl von Fragen unter Beweis stellen, mit denen normalerweise die diagnostischen Fähigkeiten von Medizinern getestet werden. Die Fragen stammten aus öffentlich zugänglichen Quellen des Royal Colleges of General Practitioners (RCGP). Die durchschnittliche Punktzahl der echten Ärzte, die in den letzten fünf Jahren diese Prüfung bestanden, lag bei 72 %. Babylon machte die Prüfung zum ersten Mal und erzielte 81 %. Da die KI dazulernt, erwarten ihre Entwickler in künftigen Tests noch bessere Resultate.

In der Praxis kommt Babylons künstliche Intelligenz bislang ausschließlich als Informationsdienst zum Einsatz. Prof. Dr. Klaus Juffernbruch, Vorsitzender der Expertengruppe Intelligente Gesundheitsnetze des Digitalgipfels der Bundes­regierung, sieht in solchen Systemen mittelfristig einen Gewinn für das gesamte Gesundheitswesen:

„Die Übertragung von Routineaufgaben auf Roboter und KI-Systeme ermöglicht die Behandlung einer größeren Zahl von Patienten und schafft freie Zeit, die für mehr menschliche Zuwendung oder kniffligere medizinische Fälle genutzt werden kann“,

erklärte er in einem Interview mit ZM Online. Auch Jochen Werner, CEO und ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen, ist überzeugt, dass moderne Medizin ohne künstliche Intelligenz nicht mehr denkbar sei, wie er im Gespräch mit der Zeitschrift Technology Review äußert.