In der vergangenen Woche hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln den MINT-Frühjahrsreport 2019 vorgelegt: Die Zahl der offenen Stellen in den MINT-Berufen ist insgesamt zwar leicht gesunken, doch die MINT-Arbeitskräftelücke ist durch die Digitalisierung noch „IT-lastiger“ geworden.
Ende April 2019 fehlten in Deutschland 59.000 IT-Spezialisten – das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung 2011 und fünfmal mehr als 2014. Insgesamt konstatiert das Gutachten für die Arbeitgeberverbände, speziell Gesamtmetall, den Bundesverband der Deutschen Industrie und die Initiative MINT Zukunft schaffen einen Mangel von 311.300 MINT-Fachkräften.
Ein Blick auf den Anteil von Mädchen, die einen MINT-Beruf ergreifen (Abschnitt 5.3), zeigt das gewohnte Bild: Dass es immer noch wenige sind, liegt nicht an deren Leistungen in den MINT-Fächern, sondern an der geschlechterstereotypen Selbsteinschätzung in Kombination mit der elterlichen Erwartungshaltung und den guten sprachlichen Leistungen:
„So müssen sie sich in MINT-Fächern doppelt beweisen: Zum einen wird ihnen weniger zugetraut als Jungen und zum anderen konkurrieren sie gegen sich selbst, wenn sie die eigenen mathematischen Fähigkeiten mit den sprachlichen vergleichen.“
Besonders bitter: Zwar ist der Frauenanteil in den MINT-Ausbildungsberufen leicht gestiegen (auf 8,8 % im Jahr 2017), aber dennoch ist der Anteil von Frauen mit mit einer MINT-Berufsausbildung deutlich rückläufig (− 5,2 %). Betrachtet man dazu die Bundesländer mit dem höchsten Frauenanteil unter den MINT-Beschäftigten (Berlin 20,3 % Thüringen 17,8 %, Hamburg 17,5 %, Sachsen 17,0 %), liegt die Vermutung nahe, dass die Geschlechterrollenbilder in Ost und West stark unterschiedlich sind.
Zu den Empfehlungen des Frühjahrsreports gehören daher – neben dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz und der Forderung nach einer steuerlichen FuE-Förderung – eine klischeefreie Berufs- und Studienorientierung sowie Stärkung der MINT-Kompetenzen bereits in der Schule. Genannt werden mehr fachlich versierte Lehrer, Computer im Unterricht, naturwissenschaftliche Wettbewerbe und generell die „Freude an Naturwissenschaften“.
Gerade in diesem Punkt können viele Initiativen noch deutlich zulegen. Sie bleiben oft punktuell und verstehen sich als Anstoß, bieten aber seltener dauerhafte Unterstützung und konzentrieren außerdem vielfach rasch auf wirtschaftsnahe Anwendungen. YouTube-Kanäle wie standupmaths von Matt Parker oder BraMerkur seine Leser schon mit der Operatorrangfolge foppen kann.
Den ausführlichen MINT-Frühjahrsreport 2019 gibt es beim IW als kostenfreien Download. Erhellend ist oft auch ein Vergleich mit dem Vorjahresreport 2018.