Forschung und Entwicklung: Prozess­innovationen über­holen Produkt­innovationen

Der jüngste KfW-Innovations­bericht Mittel­stand 2018 meldet eine rück­läufige Inno­vatoren­quote: Der Anteil der inno­vativen Unter­nehmen im Mittel­stand ist im ver­gangenen Jahr um 4 Prozent­punkte auf 23 % gesunken. Das ent­spricht nur mehr 850.000 Unter­nehmen mit Innovationen.

Vorausgegangen war ein Zwischenhoch im Vorjahr (27 %), die aktuelle Quote ist nun wieder auf den Stand 2013/2015 zurückgefallen. 2018 haben sich abermals 150.000 Unternehmen aus Forschung und Entwicklung verabschiedet. Seit dem Höchststand 2004/2006 hat sich die Innovatorenquote von damals 43 % also nahezu halbiert. Die Innovationsausgaben im Mittelstand insgesamt liegen momentan bei 30,7 Milliarden Euro.

Als innovative Unternehmen gelten der KfW „Unternehmen, die in den zurückliegenden drei Jahren mindestens eine Innovation hervorgebracht haben“. Mittelständische Unternehmen mit eigener Forschung und Entwicklung gibt es derzeit lediglich rund 300.000. Die meisten davon stammen aus dem „FuE-intensiven verarbeitenden Gewerbe“ (Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie etc.). Aufgeschlüsselt nach Wirtschaftszweigen zeigt sich, dass dieses Segment auch mit Abstand am besten dasteht und als einziges einen Aufwärtstrend zeigt: Hier legte die Innovatorenquote sogar von zuletzt 50 % auf 53 % zu. Am deutlichsten ist der Rückgang dagegen im Segment Bau, aber auch bei den Dienstleistungsbranchen zeigt sich ein klarer Verlust.

Gleichzeitig beobachtet die KfW einen Anstieg von abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben (von 26 auf 30 %) und vermutet einen Zusammenhang:

„Ein möglicher Grund für den Rückgang der Innovatorenquote gegenüber der Vorperiode könnte sein, dass die Mittelständler sich aktuell verstärkt dem Thema ‚Digitalisierung‘ gewidmet haben und die traditionelle Innovationstätigkeit – insbesondere das Hervorbringen von neuen Produkten – trotz noch guter Konjunkturlage zurückfahren.“

Zu betonen ist das „Hervorbringen von neuen Produkten“. Tatsächlich ist der Anteil von produktinnovativen Unternehmen auf den niedrigsten Wert gefallen, der bislang mit dem KfW-Mittelstandspanels gemessen wurde (15 %). Stattdessen ist der Anteil der Unternehmen mit Prozessinnovationen abermals gestiegen (auf 17 %) und hat damit die Produktinnovationen überholt.

Zu bedenken wäre an diesem Punkt allenfalls, dass die Digitalisierung unter Umständen auch neue Innovationsformen hervorbringt bzw. auch kleinen und mittleren Unternehmen die Teilhabe an übergreifenden Projekten ermöglicht – wenn es nicht gar umgekehrt ist: dass Konzerne auf die Expertise z.B. von Start-ups zurückgreifen, um etwa plattformökonomische Großprojekte umzusetzen. Diese Art von „Innovationsketten“ untersucht derzeit das IfM Bonn, das auch auf die große Bedeutung nicht-technologischer Neuerungen im Mittelstand hinweist.

Weiterhin gültig, darin sind sich die Beobachter einig, ist die Faustregel: Größere Unternehmen treiben Innovationen eher systematisch voran. Je größer das Unternehmen, desto geringer auch der Innovationsrückgang. Bemerkenswert sind außerdem die folgenden Ausreißer: Unternehmen, die auch im Ausland aktiv sind, haben kaum in ihrer Innovationstätigkeit eingebüßt. Und „Produktinnovatoren mit Marktneuheit“, also Unternehmen, die nicht Erfindungen und Ideen von Wettbewerbern übernehmen, sondern genuine Neuheiten auf den Markt bringen, für die es keine Alternativen vonseiten des Wettbewerbs gibt, sind nahezu stabil geblieben. Ihr Anteil ist allerdings ohnedies gering: derzeit 3 % (2004/2006: 7 %).

Den Innovationsbericht Mittelstand 2018 gibt es bei der KfW als komplett freies PDF zum Herunterladen.