Für die öffentliche Verwaltung war – und ist – Corona der „ultimative Stresstest“. So formuliert es eine Studie, die in mehreren europäischen Ländern abgefragt hat, wie die IT von Regierungsbehörden mit der Krise klarkommt.
Auftraggeber von „Der Weg zu einem belastbaren öffentlichen Sektor“ ist Pure Storage, ein US-Unternehmen, das sich vor allem auf Flash-Speicherlösungen für anspruchsvolle Workloads wie künstliche Intelligenz und Analytics spezialisiert hat. Dazu wurden im Juni/Juli 2020 durch Insight Avenue 511 IT-Leiter „in zentralen europäischen Regierungsbehörden“ in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, den Niederlanden und der Schweiz befragt, davon 100 in Deutschland.
Ein guter Teil der Ergebnisse war mehr oder minder erwartbar – etwa dass sich die behördlichen IT-Verantwortlichen nicht besonders gut auf die Covid-19-Krise vorbereitet fühlten, dass Homeoffice und sicherer Fernzugriff ganz oben auf der To-do-Liste stehen, dass die neuen Aufgaben für enormen Stress gesorgt haben und dass die digitale Transformation in der öffentlichen Verwaltung spürbar Fahrt aufgenommen hat. Die Studie fragt dazu auch die Haupthindernisse und die Investitions- bzw. Handlungsbedarfe der kommenden Monate ab. Die deutschen Hauptziele der nächsten Zeit sind mehr Agilität (92 %), bessere IT-Sicherheit (91 %) und mehr Digitalbefähigung der Beschäftigten (91 %). Interessant sind die Antworten vor allem im Ländervergleich.
Am meisten gelitten haben diejenigen Länder, die das Coronavirus selbst zuerst und am ärgsten im Griff hatte, namentlich Spanien und Italien. Dort war das Stresslevel am höchsten, auch deshalb, weil die Behörden vielfach mit veralteten IT-Infrastrukturen zu kämpfen hatten – das nannten in Italien 78 % als Erschwernis, in Spanien sogar 82 %; der Ländermittelwert liegt bei 62 %. Dagegen traf die Krise deutsche Behörden vergleichsweise gut vorbereitet: In Deutschland (und in der Schweiz) klagen „nur“ 88 % über mangelnde Vorbereitung – länderübergreifend sind es 92 %, in Ländern wie Spanien 96 %.
Weil außerdem die Angriffsoberfläche durch neue Datenaustauschkanäle und Fernzugriff gewaltig zugenommen hat, rückt auch das Thema Sicherheit in den Fokus. Neben abreißenden Verbindungen und Performance-Problemen gehört die Bewältigung von Sicherheitsbedrohungen zu den dringendsten Problemen; dieser Ansicht sind 93 %. Entsprechend findet man ganz oben auf der Liste der fälligen Technologieinvestitionen das Stichwort „Sicherheit/Risikomanagement“ (73 %). Etwas irritierend ist allerdings der folgende Befund; er meint immerhin nicht bösartige Angriffe, sondern wohl eher hastige Fehlkonfigurationen und dergleichen:
„Interne Bedrohungen (mit Ursprung in der Regierungsstelle oder der Regierung selbst) haben in 25 % der Fälle zugenommen. Am höchsten ist dieser Wert in Deutschland (33 %) und in der Schweiz (33 %)“.
Ebenfalls bedenklich ist das Resultat auf die Frage nach dem Tempo des digitalen Wandels. Im Durchschnitt wurden 36 % der Aktivitäten beschleunigt, während 26 % der Vorhaben verschoben oder ganz gestrichen wurden. Deutschland erzielt im Länderspektrum, zusammen mit Frankreich, hier den niedrigsten Wert: Nur 31 % der Digitalprojekte verliefen schneller. „Die Infrastruktur hängt der Bereitstellung neuer Anwendungen hinterher, sodass die Abteilungen anfällig gegenüber Cybersicherheitsangriffen sind und digitale Innovationen ausgebremst werden“, fasst das Deutschland-Kapitel zusammen.
Insgesamt ist die Public-Sector-Studie eine aufschlussreiche Lektüre, wenn man im Kopf behält, dass die Antwortgeber nicht aus Kommunen, sondern aus Bundesbehörden stammen. Das Ergebnispapier gibt es bei Pure Storage gegen Angabe der Kontaktdaten kostenfrei zum Download, die Zusammenfassung für Deutschland findet man auf Seite 16.