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3D-Druck und die Logistik: Wie der 3D-Druck die Logistik verändert

Wer ein Ersatz­teil braucht, lädt künftig eine Druck­vorlagen­datei und kann die benötigte Komponente selbst als 3D-Druck ausgeben. Entsprechend stark dürfte das Transport­volumen sinken. Doch die Logistik­branche überlegt bereits, die Technologie in eigene, neue Geschäfts­modelle zu integrieren.

Warenströme zu Datenflüssen

Von Frank Zscheile

Um rund 30 % pro Jahr wächst derzeit der weltweite Markt für 3D-Druck. Und je mehr vor Ort hergestellt wird, desto weniger muss transportiert werden. Schon hat man in der Logistikbranche ausgerechnet: Durch die additive Fertigung könnten bis zum Jahr 2020 bis zu 5 % der Transporte auf der Handelsroute Asien–Europa wegfallen.

Dies klingt auf den ersten Blick nicht viel, lässt aber – in Umsätzen ausgerechnet – unter Logistikdienstleistern durchaus die Alarmglocken schellen. Trotzdem muss das keine Hiobsbotschaft sein. Wenn man die Risiken in Chancen ummünzt, birgt der 3D-Druck auch für Spediteure Marktpotenzial – vorausgesetzt, es gelingt ihnen, sich geschickt in die neuen Wertschöpfungsketten der Industrie einzuklinken. Schon werden dazu erste Geschäftsmodelle entwickelt.

Spediteure sind Digitalpioniere

Wenn von Industrie 4.0 die Rede ist – was derzeit fast täglich der Fall ist –, so stehen im Fokus zunächst vor allem Vorteile und Chancen, die die fertigende Industrie aus einer intelligenten Vernetzung von Produktionseinheiten über das Internet zu erwarten hat. In der Tat sind die Möglichkeiten, die aus der zunehmenden Digitalisierung der Produktionsprozesse erwachsen, noch heute gar nicht in ihrer ganzen Breite vorhersehbar. Auch andere Wirtschaftsbereiche bleiben von der technischen Entwicklung nicht unberührt – die Logistikbranche zum Beispiel.

Dort wird längst vorgemacht, wie man durch Digitalisierung physische Objekte mit elektronischen Informationen verknüpft und damit Geschäftsprozesse optimieren kann. Ein Logistiker muss immer wissen, wo sich seine Ware gerade befindet. Dr. Andreas Froschmayer, Corporate Director Corporate Development, Strategy & PR bei Dachser aus Kempten, einem der Weltmarktführer im Bereich Systemlogistik, sagt: „Unser Spielfeld ist die ganze Welt. Deshalb ist es schlicht eine Notwendigkeit, sich mit der Entwicklung von cyberphysischen Systemen zu befassen. Ein Logistikdienstleister, der in seine IT investiert hat, ist deshalb schon einmal gut auf die Digitalisierungsstrategien der Industrie vorbereitet.“

Den Schritt vom reinen Waren- zum Informationslogistiker haben moderne Speditionsunternehmen also längst getan. Das wird deutlich, wenn man sich ansieht, wie in einem Lager heute flurfreie Regalbediengeräte softwaregesteuert ausgewählte Plätze im Regal ansteuern, Sensoren dort das Gewicht der Waren messen, Lichtschranken sie vermessen und Lasertechnik für die Positionsbestimmung zum Einsatz kommt.

Aus der Liefer- in die Wertschöpfungskette

Im Kontext solcher maximal digitalisierter Geschäftsprozesse ist auch der 3D-Druck zu betrachten, eines der in der Logistikbranche derzeit am heißesten diskutierten Themen. Dass produzierende Unternehmen angesichts der neuen Möglichkeiten additiver Fertigung glänzende Augen bekommen, liegt auf der Hand. Wenn sich Bauteile aus einem Stück herstellen lassen, fallen ganze Produktionsschritte und damit Werkzeugkosten weg. Dies schlägt sich in Form weniger komplexer Supply Chains nieder. Die Ersatzteillogistik im Maschinen- und Anlagenbau oder bei Automobilzulieferern wird sich drastisch dadurch verändern, dass Lagerbestände abgebaut und Ersatzteile on demand produziert werden können.

Mit Sicherheit ist davon auszugehen, dass sich die Transportströme durch die neue Fertigungstechnologie wandeln werden. Künftig werden weniger fertige Produkte und Bauteile transportiert werden müssen. Logistikdienstleister werden sich auf diese Entwicklung einstellen müssen. Was das Potenzial des 3D-Drucks anbelangt, gehen die Einschätzungen innerhalb der Branche allerdings keineswegs konform. Während manche Unternehmen sich noch gar nicht mit dem Thema befassen, sind andere bereits dabei, die neue Technologie in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren bzw. darauf basierend gleich komplett neue Services zu entwickeln. So werden derzeit verschiedene Konzepte entwickelt, wie man sich intelligent in die neuen Wertschöpfungsketten der Industrie einklinken kann. Sie reichen vom Transport von Metall in Pulverform bis zu Parallelstrategien für 3D-Druck und traditionelle Ersatzteillogistik. Denn die additiven Technologien kommen – zumindest derzeit – überhaupt nur für rund 20 % der Fertigung infrage.

Die Logistik erfindet sich neu

Für Dachser hat der 3D-Druck das Potenzial, die logistische Servicepalette innerhalb der nächsten Jahre zu erweitern und neue Geschäftschancen zu eröffnen. Im Rahmen des unternehmensweiten Innovationsmanagements wird derzeit an möglichen Geschäftsmodellen geforscht. Dabei stehen jedoch nicht einzelne Leuchtturmprojekte im Vordergrund, sondern der wertbringende Einsatz innerhalb des Firmennetzwerkes. Zum Beispiel könnten spezielle Ersatzteile gedruckt und dann ausgeliefert werden. Auch an die Herstellung oder Veredelung individualisierter Produkte denkt man.

Derzeit ist aber vor allem die Industrie gefordert, das Thema 3D-Druck weiter voranzutreiben. Denn ausgereift sei die Technologie noch längst nicht, so Andreas Froschmayer. Viele Fragen seien zu klären, von der Preisentwicklung für Laser- und Elektronenstrahldrucker bis zur Entsorgung der Druckstoffe. Hinzu kommen Rechtsfragen und kritische Aspekte wie die Regelung von Eigentumsrechten, Produkthaftung, Qualitätskontrolle oder Zertifizierungen. Entlang dieser Faktoren werden sich dann auch tragfähige Geschäftsmodelle der Logistiker entwickeln können.

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