Burn Rate

Fieberthermometer für Firmen

Von Dr. rer. nat. Jürgen Kaack, STZ-Consulting Group

Wenn ein Unternehmen so angeschlagen ist, dass nichts geschieht, fallen trotzdem Kosten an. Wie schnell dann das Geld „verbrennt“, gibt die (Cash) Burn Rate an. Damit ein Betrieb gesund bleibt, müssen Gewinne den Faktor Kapitalabfluss mindestens ausgleichen. Die Burn Rate umfasst die Kosten in einem Unternehmen, die unabhängig von Umsätzen und Kundenaufträgen anfallen. Kosten, die nur umsatzabhängig anfallen (z.B. Vertriebsprovisionen, Zukaufteile, Material, Produktionskosten, Vorprodukte, Werbung und Marketingaufwendungen), werden dafür herausgerechnet.

Die Burn Rate umfasst somit alle Fixkosten, die das Unternehmen auch dann tragen muss, wenn kein Kundengeschäft abgewickelt wird. Hierzu gehören typischerweise

  • Gebäudemiete und Nebenkosten,
  • Personalkosten (ohne erfolgsabhängige, variable Bestandteile),
  • Sozialabgaben,
  • Finanzierungs- und Kapitalkosten,
  • Leasingverträge für Maschinen und Fahrzeuge,
  • Lizenzen,
  • Versicherungen und langfristige Dienstleistungen sowie
  • die Grundkosten für Telefon und Kommunikation etc.

Unternehmensplanung

Die Höhe der Burn Rate ist ein Indikator dafür, wie flexibel ein Unternehmen auf Umsatzschwankungen reagieren kann. Für die Unternehmensplanung ist sie eine wichtige Eingangsgröße: Erst wenn die Höhe der kumulierten Umsatzmarge die Burn Rate übersteigt, können Gewinne erwirtschaftet werden. Die Umsatzmarge, d.h. die nach Abzug der variablen Kosten verbleibenden Beträge, kann natürlich je nach vereinbarten Konditionen, Vertriebsprovisionen und dem Aufwand für Fremdleistungen stark schwanken.

Je niedriger die absolute Umsatzmarge je Auftrag ist, desto mehr Aufträge werden zur Deckung der Burn Rate benötigt. Je niedriger die relative Umsatzmarge ist, desto anfälliger ist das Unternehmen für Preisänderungen bei Lieferanten oder Konditionsänderungen.

Unternehmenskrisen

In schwierigen Stadien der Entwicklung eines Unternehmens sind drei Ansätze Erfolg versprechend:

  1. die Steigerung des Umsatzes durch eine Steigerung der Vertriebseffizienz,
  2. die Steigerung der Umsatzmarge durch eine Senkung der variablen Kosten (z.B. durch Änderungen im Produktionsprozess, andere Materialien etc.) sowie
  3. die Senkung der Burn Rate.

Bei der Vorbeugung gegen Unternehmenskrisen kommt der Burn Rate regelmäßig besondere Bedeutung zu, weil sie meistens nicht kurzfristig gesenkt werden kann. Im Falle eines Umsatzeinbruchs, bei dem die kumulierte Umsatzmarge unter die Burn Rate sinkt, macht das Unternehmen Verlust. Rücklagen und Kreditlinien können dabei möglicherweise schnell aufgezehrt werden und die Insolvenz ist eine wahrscheinliche Folge.

Eine vorausschauende rollierende Planung, die realistische Annahmen zu erzielbaren Aufträgen und Umsatzmargen macht und deren Eintritt laufend überwacht wird, zeigt Frühindikatoren auf, so dass man Krisen rechtzeitig erkennen kann. Diese Vorgehensweise sollte auch Teil eines Risikomanagement-Prozesses im Unternehmen sein.

Korrekturmöglichkeiten

Für Unternehmen mit zyklisch schwankenden Umsätzen oder hoher Marktdynamik durch technologische Veränderungen oder Wettbewerbsaktivitäten, sollte die Senkung der Burn Rate ein strategisches Ziel sein. Grundsätzlich gibt es eine Reihe von Ansatzpunkten für die Beeinflussung der Burn Rate, die aber nicht alle für jedes Geschäftsmodell geeignet sind:

  • eine Senkung von Fixgehältern und die Steigerung der erfolgsabhängigen Bestandteile in der variablen Vergütung,
  • eine Verlagerung von Aktivitäten, die nicht zu den Kernfähigkeiten gehören, auf Dienstleister im Rahmen eines Outsourcings oder
  • eine Kooperation mit anderen Unternehmen, mit denen eine Arbeitsteilung möglich wird.

Oft ist es hilfreich, die Unternehmensstrukturen nicht auf die höchste mögliche Auslastung anzulegen, sondern auf einen Durchschnittswert. Zur Bearbeitung von Spitzenauslastungen können Alternativen geschaffen werden, die mit niedrigeren Umsatzmargen arbeiten. Solche Möglichkeiten sind Sonderzahlungen für die Mitarbeiter oder externe Dienstleister.

Für die Umsetzung von Spitzenauslastungen sind in den meisten Fällen niedrigere Umsatzmargen akzeptabel, da in diesem Fall die Burn Rate bereits durch die vorhandenen Aufträge abgedeckt wird. Die Umsätze aus der Spitzenlast bringen somit ergänzende Deckungsbeiträge (unter der Voraussetzung, dass die Umsatzmarge durch die höheren Kosten immer noch positiv ist).

Fazit: Kennzahl und Kapitalbringer

Die Burn Rate kann für die Unternehmensführung eine wichtige Kennzahl sein, die für die Planung der Unternehmensentwicklung von Bedeutung ist, die Gesamtwirtschaftlichkeit des Unternehmens beeinflusst und außerdem einen Indikator für dessen Flexibilität in Krisensituationen darstellt.

Es ist also nicht verwunderlich, dass viele Investoren vor einer Beteiligung auf die Höhe der Burn Rate achten und sie im Vergleich mit anderen Unternehmen sehen (z.B. im Rahmen der Due Diligence). Natürlich spielt die Burn Rate auch bei der Vergabe von Fremdkapital eine Rolle.

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