Industrie 4.0, Teil 3: Wo der Mittelstand Industrie 4.0 entwickelt

Kein Unternehmen stampft von heute auf morgen eine Industrie-4.0-Architektur aus dem Boden. Es gilt aber, rechtzeitig die Weichen in die richtige Richtung zu stellen. In der Konsortialforschung und bei Hochschulkooperationen haben selbst kleine Firmen die Möglichkeit, ganz vorne mit dabei zu sein.

Daumen hoch und mitnehmen lassen!

Von Sabine Philipp

Egal wie man als Unternehmer zu dem Thema steht, Industrie 4.0 wird die Spiel­regeln gründlich verändern. Für mittelständische Fertigungs­unternehmen gilt es daher, ihre Produkte, Abläufe, die Infra­struktur und die IT auf Zukunfts­fähigkeit abzuklopfen, bis hin zum Geschäfts­modell. Kein Betrieb kann über Nacht auf ver­netzte Pro­duktion um­stellen. Der Wandel wird im Einzel­fall schritt­weise geschehen.

Kontinuierlich upgraden

Der beste Zeitpunkt für Investitionen ist immer dann, wenn ohnedies neue Produkte, neue Prozesse, neue Dienstleistungen oder neue Services aufgesetzt werden müssen. Unternehmen, die sich auf diese Weise nach und nach in Richtung Industrie 4.0 entwickeln, bleiben am Ball und vermeiden, dass sie früher oder später einen Punkt erreichen, an dem sie definitiv abgehängt sind und das weitere Überleben praktisch einer Neugründung gleichkäme.

Hinzu kommt, dass Technologie 4.0 in der Praxis eine ganze Reihe von ebenfalls komplexen Technologiefeldern umfasst, von Cloud Computing und offenen IT-Strukturen über zentrale Serverarchitekturen bis hin zum Einsatz mobiler Endgeräte. All dies erfordert Zeit, nicht zuletzt deshalb, weil Mittelständler meist nicht die Möglichkeiten eines großen Unternehmens haben. Oft ist die IT-Abteilung mit der Administration schon beschäftigt genug und hat kaum die Ressourcen, eine Industrie-4.0-Architektur aus dem Boden zu stampfen. Externe Berater wiederum sind ein zusätzlicher Kostenfaktor.

Serie: Industrie 4.0
Teil 1 ist eine Einführung in die schöne neue Welt der „intelligenten“ Produktion, mit all ihren Chancen, all ihren Risiken. Teil 2 rührt an den empfindlichen Punkt des Konzepts: die Standards. Außerdem muss klar sein, dass die Fertigung dann Schutz vor Viren, Würmern und Hackern braucht. Teil 3 prüft, wo mittelständische Unternehmen am besten auf den anrollenden Zug aufspringen können. Eine interssante Möglichkeit sind Forschungskonsortien und Kooperationen mit Hochschulinstituten.

Kooperationen und Konsortien

Eine geschickte Möglichkeit, sich in die Nähe von Know-how zu würfeln, kann die Kooperation mit Organisationen oder Hochschulen sein. Auf diesem Weg können sogar kleinere Unternehmen vom technologischen Fortschritt profitieren. Das kleinste Unternehmen im Cluster Logistik beim FIR an der RWTH Aachen hat z.B. gerade einmal fünf Mitarbeiter. Solche Projekte der Konsortialforschung sind Partnernetzwerke von Hochschulen und Unternehmen aus verschiedenen Branchen, in die jeder Teilnehmer seine Spezialkenntnisse einbringt.

In vielen Fällen hat die Logistikforschung auf dem Feld von Industrie 4.0. die Nase vorn; das liegt daran, dass sie ihre Ansätze kaum mit Reißbrett und Prototyp überprüfen kann, sondern neue Konzepte im Idealfall am lebenden Unternehmen überprüft (es sei denn, sie beschränkt sich auf reine Rechenmodelle). Wissenschaftliche Institute suchen daher schon seit geraumer Zeit Kooperationen mit der Wirtschaft, wenn es z.B. um flexible Lager geht, um Elektromobilität in der Flurfördertechnik oder um die logistischen Prozesse insgesamt.

Fazit: Innovationen im Verbund entwickeln

Bundesweit gibt es daher schon eine Vielzahl von Instituten, die Kooperationen mit der Wirtschaft anbieten oder Auftragsforschung offerieren. Aktive Organisationen sind oft auch auf Messen präsent, namentlich auf der Hannover Messe, die das Thema Industrie 4.0 mit dem Leitthema „Integrated Industry“ 2013 groß in den Fokus rückte, aber auch auf Fachmessen wie der CeMAT. Die passenden Ansprechpartner sitzen außerdem vielfach in Initiativen, die – wie z.B. das Cluster IKT.NRW – Unternehmen, Forschung und Politik zusammenbringen (ähnliche Initiativen gibt es in praktisch allen Bundesländern). Gute Anlaufstellen sind oft auch die jeweiligen Kammern, ebenso wie das eKompetenz-Netzwerk mit seinen bundesweiten 38 „Infobüros für Unternehmen“. Das Vorhaben wird im Rahmen der Förderlinie Mittelstand-Digital zu 100 % durch das BMWi finanziert. Zuletzt hat das Ministerium auf dem IT-Gipfel 2014 außerdem fünf neue „Kompetenzzentren für den Mittelstand“ zum Thema Industrie 4.0 angekündigt.

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