Frank S. Jorga über Online-Identifizierung mit KI: Wie digitale Identitäten das Online-Geschäft sichern

Das Risiko für Online-Händler ist hoch. Noch höher ist es für Banken, Ver­sicherungen etc., die mehr und mehr auf Ab­schlüsse im Inter­net setzen. Ge­fordert ist hier ein ab­solut sicheres Ident-Verfahren. Aber keine Einzel­lösung, sondern eine über­greifende Prüf­logik, die einfach und schnell funktioniert.

KI kennt digitale Identitäten fürs Online-Geschäft

Bereits vor der Corona-Krise war klar, dass an der digitalen Transformation kein Unternehmen mehr vorbeikommen würde. Die Covid-19-bedingte Schwerpunktverlagerung vom stationären Handel zum E-Commerce zeigt nun die existenzkritische Bedeutung von flexiblen, leistungsstarken und zuverlässigen Sicherheitsarchitekturen auf. Wir haben Frank S. Jorga, CEO und Gründer der WebID Solutions GmbH, gefragt, welche Funktionen zukünftig von Ident-Verfahren gefordert werden und welche Chancen in der „neuen Normalität“ liegen.

MittelstandsWiki: Herr Jorga, die Digitalisierung erfährt durch die Corona-Pandemie zusätzlichen Aufwind. Damit steigen bei Online-Geschäften aber auch die Herausforderungen mit Blick auf die Sicherheit. Worin sehen Sie die größten Herausforderungen, worin die größten Chancen?

Frank S. Jorga: Als klare Chance sehe ich es, Digitalisierungsprojekte jetzt anzugehen. Es gibt keinen Weg mehr zurück. Der Lockdown hat ja gezeigt: Wer bereits online war, war enorm im Vorteil. Hier liegt aber auch eine große Herausforderung: Es geht nicht darum, einfach nur „irgendwie“ online zu sein. Die Kunden haben ziemlich hohe Ansprüche an das Nutzererlebnis und erwarten Einfachheit und Schnelligkeit – unabhängig davon, ob sie shoppen, Versicherungen abschließen oder digitale Behördengänge erledigen wollen. Gleichzeitig müssen die Online-Geschäfte ein hohes Sicherheitsniveau gewährleisten, und das sowohl für den Anbieter als auch für den User.

MittelstandsWiki: Das Dilemma zwischen Sicherheit und Schnelligkeit – wie drückt sich das konkret aus, und wie könnte es gelingen, dieses Dilemma aufzuheben?

Frank S. Jorga: Lassen Sie mich das Spannungsfeld am Beispiel eines Online-Händlers mit höherpreisigen Waren erläutern: Einerseits muss er Betrug – etwa durch die Angabe falscher Lieferadressen oder die Verwendung gestohlener Identitäten – vorbeugen, damit er nicht auf der Rechnung sitzen bleibt. Andererseits kann ein plausibler Prüfprozess bzw. die eindeutige Identifizierung des Käufers viel Zeit beanspruchen. Dauert das zu lange, ist der Kunde weg. Automatisierte Prozesse können den Prüfprozess bereits beschleunigen. Mit dem zusätzlichen Einsatz von künstlicher Intelligenz kann er in Sekundenschnelle abgewickelt werden.

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WebID Solutions hat 2019 seiner Videoidentifikation den neuen Service WebID AI aufgesetzt. Die künstliche Intelligenz erkennt über 6000 Ausweisdokumente aus 194 Ländern. Die Rechenzentren stehen datenschutzkonform in Deutschland. (Bild: WebID Solutions)

MittelstandsWiki: In Zukunft wird wohl vieles verstärkt online geschehen, Bankkonten werden noch häufiger online eröffnet, Versicherungen per App abgeschlossen. Wie entgehen wir einem Online-Alltag, der geprägt ist von Passwörtern, TANs, Apps und den diversen Identifizierungsverfahren unterschiedlicher Hersteller?

Frank S. Jorga: Zukünftig müssen Online-Plattformen die Aufgabe übernehmen, gleichzeitig sichere und schnelle Identifizierungen zu ermöglichen und außerdem Single-Sign-on-Lösungen für Leistungsanbieter und Verbraucher. Die Funktionsweise ist eigentlich simpel: Eine Person durchläuft erfolgreich eine Identifikation auf hohem Sicherheitslevel. Lässt sie dann ihre verifizierte digitale Identität auf der Plattform vorhalten, spart sie sich damit künftige Identifizierungsverfahren bei anderen Leistungsanbietern, da diese Unternehmen einfach über eine Schnittstelle mittels eines Ident-Checks die Identifikation durchführen. Zudem könnten sie – da den Prozessen ja eine technische Plattform zugrunde liegt – weitere Dienstleistungen und Produkte rund um den Themenbereich „sicher verifizierte Personenidentifikation“ nutzen. Die Koexistenz unterschiedlicher Hersteller bleibt weiter möglich, die Abwicklung stellt sich aber einheitlicher, schneller und sicherer dar.

MittelstandsWiki: Dass das Online-Geschäft davon profitiert, liegt auf der Hand. Aber was haben die Kunden, die Inhaber der Identitäten davon?

Frank S. Jorga: Wir werden mithilfe von Technologie die Qualität und das Einsatzspektrum von digitalen Identitäten ausbauen und verbessern – auch und gerade zugunsten des Komforts der Inhaber. Ein gutes Beispiel ist hier die Biometrie am Flughafen: Ein schneller Blick eines Flugticketkäufers in die Check-in-Kamera und der automatisierte Abgleich mit dem gespeicherten Ausweisbild schließt die notwendige Identifikation in Sekundenbruchteilen ab – Wartezeit und Identifizierungsprozedur bei Flugreisen sind erheblich verkürzt. Allen denkbaren Szenarien ist aber eines gemeinsam: Es muss immer die Datensouveränität gewährleistet, das selbstbestimmte Handling der digitalen Identität möglich sein. Die Herausforderung liegt also darin, Eigenkontrolle das Verhältnis zu den eigenen Daten bestimmen zu lassen. Fremdzuschreibungen, die regelmäßig von Digitalkonzernen an den Profilen vorgenommen werden, die sie exklusiv besitzen, sollten der Vergangenheit angehören.

MittelstandsWiki: Herr Jorga, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

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Frank S. Jorga ist Gründer und CEO der auf digitale Identifikationsverfahren spezialisierten Firma WebID Solutions. Das 2014 gestartete Unternehmen ist Pionier der Videoidentifikation und hat 2019 eine datenschutzkonforme Lösung zur vollautomatischen Identifikation mithilfe künstlicher Intelligenz auf den Markt gebracht (WebID AI).


WebID Solutions GmbH, Friedrichstraße 88, 10117 Berlin, Tel.: 030-408173-216, info@webid-solutions.de, www.webid-solutions.de

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