Online-Unternehmensberatung

Schnelle Entscheidungen absichern

Von Dr. rer. nat. Jürgen Kaack, STZ-Consulting Group

Beratung und insbesondere Coaching sind typischerweise „persönliche“ Dienstleistungen, die eine intensive Zusammenarbeit zwischen Berater und Auftraggeber voraussetzen. Für das Coaching gilt dies in noch viel weiter gehendem Maße.

Welche Rolle kann vor diesem Hintergrund eine online durchgeführte Unternehmensberatung spielen? Macht diese Dienstleistung überhaupt Sinn? – Die Antwort ist einfach: In vielen Fällen sicher nicht. Aber: Es gibt zahlreiche Aufgabenstellungen, bei denen eine Online-Beratung für Auftraggeber und Dienstleister vorteilhaft ist.

Markt und Möglichkeiten

Ein Unternehmer wird regelmäßig mit Fragen konfrontiert, auf die er eine schnelle und qualifizierte Antwort braucht, um bei einem Vorgang richtig zu entscheiden:

Nun gibt es vermutlich eine Reihe von Bereichen, in denen sich der Unternehmer selber nicht auskennt und auch sonst niemanden im Unternehmen hat, der entsprechende Kenntnisse besitzt. Jetzt kann er versuchen, selber zu recherchieren und eine halbwegs fundierte Lösung zu finden. Im schlimmsten Fall läuft es dabei auf eine Entscheidung „aus dem Bauch“ heraus, die mit etwas Glück richtig ist – oder eben nicht. Bei vielen Problemstellungen lohnt sich oft keine Vor-Ort-Beratung, die zu aufwändig und teuer wäre.

Für diese Fälle bietet sich die Möglichkeit einer kostengünstigen Unterstützung per E-Mail oder Telefon an. Die Antwort des Experten kann entweder das Problem lösen, verschiedene Alternativen bewerten oder offenbaren, dass weitere Analysen notwendig sind, da eine schnelle Entscheidung zusätzliche Risiken für das Unternehmen birgt.

In anderen Bereichen hat sich die Online-Beratung bereits mit Erfolg etabliert, nur in der „klassischen“ Unternehmensberatung gibt es bislang erst recht wenige Anbieter.

Die Abrechnung der Beratungsdienstleistung erfolgt bei telefonischen Beratungen in der Regel mithilfe von Servicerufnummern, bei denen der Anrufer einen höheren Minuten- oder Verbindungspreis zahlt. Diese Servicegebühren werden vom jeweiligen Telekommunikationsanbieter eingezogen und an den jeweiligen Dienstleister ausgeschüttet. Die Abrechnung für Online-Dienste erfolgt entweder im Voraus (über Kreditkarten, Lastschrifteinzug oder Bezahlsysteme wie PayPal etc.) oder bei Nutzung über Internet-Dialer.

Sinnvolle Einsatzgebiete

Ähnlich wie bei der Rechtsberatung kann eine Online-Beratung das klassische Beratungsprojekt weder ersetzen, noch wird es dieses verdrängen. Aber es stellt eine sinnvolle Ergänzung dar, die keinesfalls nur als Akquisitionshilfe für das Beratungsunternehmen zu sehen ist. Geeignete Fragen betreffen z.B. die Bereiche

Natürlich lassen sich nicht alle Fragen online oder per Telefon und in kompakter Form beantworten, und auch die Erarbeitung und Umsetzung von Konzepten ist auf diesem Wege sicher nicht möglich, aber zur schnellen Lösung kleinerer Probleme kann eine Online-Beratung auf jeden Fall beitragen.

Wichtig ist dabei, dass die jeweilige Problemstellung durch einen Experten gelöst werden kann, ohne dass umfangreiche Informationen über das Unternehmen oder den betreffenden Fall ausgetauscht werden müssen. Selbstverständlich dürfen auch der persönliche Kontakt oder Kenntnisse über betroffene Personen keine notwendige Voraussetzung für die Beantwortung sein. Bei der Online-Beratung muss eine gewisse Standardisierung der Problembeschreibung ausreichend sein für die Suche nach einer qualifizierten Antwort.

Abwicklung und Vergütung

Jede Aufgabenstellung ist anders und bedeutet bei der Beantwortung für den Experten mehr oder weniger Aufwand. Daher macht es Sinn, bei der Anfrage nach einer Online-Beratung mitzuteilen, wie viel die Beantwortung der Frage dem Ratsuchenden wert ist. Der Berater kann dann entscheiden, ob er zu den angebotenen Konditionen annehmen kann und will.

Natürlich lassen sich auch Festpreise pro Antwort vereinbaren. Dies birgt aber für beide Seiten Risiken, die den Vorteil der Transparenz wieder aufwiegen können. Ein Telefoncoaching von Vertriebsmitarbeitern vor einem Kundentermin kann ein Anwendungsbereich für Pauschalpreise sein. Viele einfachere unternehmerische und operative Fragen lassen sich aber für einen Betrag in Höhe von 100 Euro schnell mittels Expertenwissen beantworten.

Wenn ein Unternehmen nicht nur einmalige oder seltene Fragestellungen an einen Experten hat, sondern einen regelmäßig wiederkehrenden Bedarf, kann die Vereinbarung von Paketen für beide Seiten sinnvoll sein und die Abwicklung bei neuen Fragen vereinfachen.

Dies setzt allerdings voraus, dass die verschiedenen Fragestellungen auch tatsächlich von dem oder den ausgewählten Experten beantwortet werden können. Selbst ein Generalist unter den Beratern wird nicht in der Lage sein, zu allen Fragen qualifiziert Auskunft zu geben. Bewegen sich die Fragen aber in einem thematischen Rahmen, der von dem Experten abgedeckt wird, ist eine Art Beratungsabonnement durchaus von Vorteil. Die Pakete können z.B. auf der Basis von „gebuchter Expertenzeit“ oder einer bestimmten Anzahl von Fragen pro Monat geschnürt werden.

Anders als bei herkömmlichen Beratungsprojekten ist bei der Online-Beratung in der Regel Vorkasse zu leisten, da sich Berater und Kunde meist im Vorfeld nicht kennen. Auch entfällt normalerweise die Erstellung eines ausführlichen Angebotes und der schriftliche Abschluss eines Beratungsauftrages. Trotzdem sollte die Erstellung einer Rechnung mit Ausweis der Merwehrtsteuer eine Selbstverständlichkeit sein. (Das ist mittlerweile ebenfalls online möglich.) Unternehmen können diese Rechnung als Betriebsausgabe geltend machen.

Praktische Vorteile

Der mittelständische Unternehmer ist in vielen Fällen „beratungsresistent“ und leistet sich selbst in solchen Fällen, in denen viel für das Unternehmen von der Lösung des akuten Problems abhängt, keine Hilfe. Das hat sicher vielfältige Gründe, angefangen vom Misstrauen in Unternehmensfremde über die Angst, zu viel zahlen zu müssen, bis hin zu der Furcht, dass es vielleicht ein Externer tatsächlich besser weiß als der Unternehmer.

Die Konsequenz ist dann, dass auf externen Rat bei der Vorbereitung von Entscheidungen ganz verzichtet wird. Oder es wird in allen Fragen, die man nicht selber beantworten kann, der externe Dienstleister hinzugezogen, dem der Unternehmer auch sonst vertraut. Oft ist dies der Steuerberater. Nun haben Steuerberater zwar häufig ein recht breites Wissen, aber in vielen Fragen der Unternehmensführung, bei Personal- oder Vertriebsproblematiken fehlt meistens doch die entsprechende Erfahrung.

Gerade in solchen Fällen kann die Online-Beratung die Hemmschwelle für die Hinzuziehung unternehmensfremder Experten herabsetzen. Die Vorteile für den Unternehmer liegen auf der Hand:

  • Die Beratung erfolgt weitgehend anonym.
  • Mitarbeiter werden nicht durch Berater im Haus verunsichert.
  • Es gibt keine langfristige vertragliche Bindung.
  • Die wirtschaftlichen Verbindlichkeiten sind minimal.
  • Die Abwicklung ist einfach, da Angebot und aufwändiger Beratungsvertrag entfallen.
  • Die Online-Beratung liefert einen ersten „Test“ für die Qualität des Beraters.

Nicht selten bereitet die genaue Ausformulierung der Anforderungen und Ziele an ein Beratungsvorhaben Probleme. Auch hierbei ermöglicht die Online-Beratung – zumindest für die ersten Schritte – eine Vereinfachung, indem der Gesamtprozess in einzelne Fragestellungen zerlegt wird. Das Unternehmen kann dann mit den einzelnen Ergebnissen selber weiter arbeiten und schaltet den externen Experten erst wieder ein, wenn die interne Umsetzung stockt.

Für den Unternehmensberater bietet die Online-Beratung die Möglichkeit, den bestehenden Kundenkreis zu erweitern und das vorhandene Expertenwissen einer breiteren Zielgruppe zugänglich zu machen.

Obwohl die Online-Unternehmensberatung schnell Ergebnisse liefern sollte, bietet sie dem Berater die Möglichkeit einer flexiblen zeitlichen Gestaltung. So können auch die in jedem Projekt vorhandenen zeitlichen Lücken produktiv genutzt werden. Die für den Kunden gegebenen Vorteile treffen natürlich auch auf den Berater zu; bei herkömmlichen Beratungsprojekten ist ja oft ein erheblicher Aufwand für die Akquisition zu betreiben, der sich dann in den angebotenen Tages- oder Stundensätzen widerspiegelt. Da diese Vorleistungen stark reduziert sind, können für die Online-Beratung niedrigere Sätze angeboten werden.

Somit kann das Angebot von Unternehmensberatung und Coaching per Telefon oder online auch für den Berater eine sinnvolle Erweiterung des Angebotsspektrums ermöglichen.

Gegebene Grenzen

Wie erwähnt, eigenen sich nicht alle Fragestellungen für eine Online-Beratung. Komplexe Situationen oder das Erfordernis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Berater und Kunde können nur in Form eines herkömmlichen Beratungsprojektes gelöst werden. Projekte zur Restrukturierung, Sanierung, Marktausweitung, die Einführung von Risikomanagement und die Begleitung einer Unternehmensnachfolge können typischerweise nicht auf dem Wege einer Online-Unterstützung bearbeitet werden.

Auch Fragestellungen, die viele Informationen über das Unternehmen und das spezielle Vorhaben voraussetzen, kommen kaum in Betracht. In all diesen Fällen können aber vielleicht trotzdem Einzelaspekte oder Vorfeldüberlegungen auf dem Wege einer Online-Beratung geprüft werden.

Eine andere Grenze findet die Online-Unternehmensberatung im Expertenwissen des Dienstleisters. Das Angebot der Online-Unternehmensberatung sollte nicht dazu missbraucht werden, junge und unerfahrene Associate-Berater besser zu vermarkten.

Gerade diese spezielle Form der Beratung stellt hohe Ansprüche an die Erfahrung und das Wissen des Beraters, da er auf der Basis von begrenzten Informationen und ohne aufwändige Recherchen schnell zu einer qualifizierten Antwort kommen muss. Wer diese Form der Beratung anbieten will, sollte dies vor Augen haben. Außerdem sollte er natürlich über ausreichende zeitliche Kapazität verfügen, um schnell auf Anfragen reagieren zu können.

Für den Ratsuchenden ist es auch bei einer Online-Beratung nicht immer einfach, den „richtigen“ Experten zu finden. Bei dieser Dienstleistung entfällt der sonst bei der Auswahl von Beratern wichtige persönliche Kontakt bei einem Erstgespräch. Daher sollte sich der potenzielle Auftraggeber zumindest auf der Homepage des Beraters über die bisherigen Aktivitäten, den Lebenslauf und mögliche Referenzen informieren. Wenn der Experte Veröffentlichungen angibt, können diese ergänzende Hinweise auf die Ausrichtung und Spezialisierung geben. Für den Anbieter der Online-Unternehmensberatung ist es daher notwendig, seinen Internet-Auftritt entsprechend aussagekräftig zu gestalten.

Fazit: Backup für Sofortmaßnahmen

Wenn die angesprochenen Voraussetzungen erfüllt sind, sind die Unternehmensberatung und das Coaching per Telefon oder online eine für alle Beteiligten sinnvolle Dienstleistung. Insbesondere einfache Problemstellungen, auf die der Experte mit relativ geringem Aufwand eine qualifizierte Antwort erarbeiten kann, sind bestens geeignet. Die aufgrund der Rahmenbedingungen niedrigeren Kosten im Vergleich zur herkömmlichen Beratung erleichtern dem Unternehmer die Inanspruchnahme des Expertenwissens.

Die Online-Unternehmensberatung kann insbesondere mittelständischen Unternehmern, die sonst zurückhaltend bei der Einschaltung von Beratern sind, einen einfachen und kostengünstigen Zugang zu Expertenwissen eröffnen. Unternehmerische Entscheidungen lassen sich auf diesem Wege besser absichern und vorhandene Lücken schließen, trotzdem bleibt die letzte Entscheidung natürlich immer beim Unternehmer. Auch für Unternehmensgründer kann die Online-Unternehmensberatung ein attraktiver Weg sein, um vorhandene Wissenslücken kostengünstig zu füllen.

Ob mit oder ohne externe Beratung muss der Unternehmer die positiven oder negativen Auswirkungen seiner Entscheidung selber tragen; der Berater hat dabei primär nur die Funktion des „Informationslieferanten“. Da viele Branchen unter zunehmendem Wettbewerbsdruck stehen und eine hohe Dynamik aufweisen, gilt es Fehlentscheidungen möglichst zu vermeiden. Expertenwissen kann hierbei eine wichtige Hilfe sein.

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