Smart Building Manager: Wer den Glühbirnen das Update verpasst

Wer etwas über die Tätigkeit als Facility Manager bei Wikipedia erfahren will, wird noch ganz traditionell auf den Eintrag über Hausmeister weitergeleitet. Die Tätigkeiten in diesem Bereich sind allerdings inzwischen oft so hoch spezialisiert, dass dazu externe Dienstleister herangezogen werden.

IT-Experten in der Pförtnerloge

Von Michael Praschma

Zwischen den Qualifikationen für Facility Manager in modernen, durchtechnisierten Gebäuden und für den klassischen Hausmeister, der Fußball spielende Kinder vom Hof jagt und Glühbirnen im Treppenhaus wechselt, liegen Welten. Kein einzelner Mensch kann heute noch die ganze Palette erforderlicher Kenntnisse und Fertigkeiten beherrschen, wenn zusätzlich noch immer neue Gebäudetechnik bis hin zu vernetzten IoT-Geräten, hoch differenzierte Baumaterialien und, nicht zu vergessen, zunehmend komplexe rechtliche Vorschriften hinzukommen.

„Services und Security“ lautet beispielsweise der Titel des Angebots großer Fachfirmen für anspruchsvolle Gebäudebesitzer, die ihre Smart Buildings in alle Richtungen absichern wollen oder müssen. Angeboten werden gerne Lösungen aus einer Hand – vom Wachmann mit scharfem Schäferhund über hochqualifiziertes technisches Personal bis zur Beratung und Vermittlung von Versicherungen für alle Fälle. Fast immer dabei: topaktuelle Sicherheitstechnik.

Tätigkeit in sensiblen Bereichen

Die Palette der zu betreuenden Objekte erstreckt sich von (meist größeren) privaten Liegenschaften bis hin zu solchen von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Selbst die Polizei bewacht ihre Gebäude nicht immer selbst, beschäftigte dafür aber z.B. in Berlin auch schon einmal eine Firma, die Schwarzarbeiter einsetzte. Derartige Vorkommnisse machen schon im „analogen“ Sicherheitsbereich misstrauisch. Umso sensibler ist externe Smart Building Security, weil hier neben dem Faktor Mensch auch noch die zunehmende Cyberkriminalität eine Rolle spielt.

Haftungsfragen sind dabei im Spiel, außerdem ein möglicher Image-Schaden beim Bekanntwerden von Zwischenfällen mit Datendiebstahl, finanzielle Einbußen und vieles mehr. Ähnlich wie in der Bauwirtschaft wird im Facility (Security) Management nicht selten ein seriöser und erfahrener Generalunternehmer bevorzugt, damit im Schadensfall wenigstens die Verantwortung eindeutig geregelt ist.

Das bei solchen Dienstleistern beschäftigte Personal ist aber allein schon im Bereich „Sicherheit“ noch weiter spezialisiert. Gesucht werden (wie betont wird, stets als „m/w/d“) etwa

Das ist nur eine kleine Auswahl an Beispielen. IT-Fachkräfte, die sich speziell für Sicherheitsaufgaben im Bereich Smart Buildings interessieren, sollten sich aber zunächst einen Überblick über den Arbeitsbereich verschaffen, wenn sie eine Jobsuche mit dem Begriff „Smart Building Manager“ verfeinern wollen.

Sicherheit in Smart Buildings

Die Funktionen eines Gebäudes, die heute „smart“ zur Verfügung stehen, die also automatisiert, digital, remote gesteuert, Cloud-basiert usw. das regeln, was früher mehr oder weniger Handarbeit war, sind vielfältig. Sie erlauben einerseits effizient bereitgestellten Komfort, andererseits ist dieser Betrieb bei technisch wie auch kriminell bedingten Ausfällen, Störungen oder Fehlfunktionen von kaskadenartigen, komplexen und auch wirtschaftlich oft weitreichenden Auswirkungen bedroht.

Sowohl die volle Funktionsfähigkeit als auch die Sicherheit eines smarten Gebäudes in allen Bereichen zu gewährleisten, ist daher stets eine Herausforderung. IT-Fachkräfte müssen dazu auf dem letzten Stand der technischen Entwicklung sein und einen möglichst lückenlosen Überblick über die – meist vernetzten – Einsatzbereiche der digitalen Gebäudetechnik haben. Dazu gehören folgende Kernbereiche:

  • Predictive Maintenance: Die vorbeugende Instandhaltung soll Ausfälle und Betriebsunterbrechungen minimieren, indem durch moderne softwaregesteuerte Sensortechnik der Bedarf an Reparatur- und Wartungsarbeiten frühzeitig ermittelt wird und entsprechende Einsätze optimal geplant werden können.
  • Zugangskontrollen: Sowohl der Eintritt zum Gebäude insgesamt als auch zu einzelnen Bereichen und Räumen kann zeitlich und berechtigungsabhängig geregelt werden. Dabei werden zunehmend auch moderne, teils KI-gesteuerte Identifikationstechniken (wie Gesichtserkennung) eingesetzt.
  • Überwachung: In diesen Bereich fällt ebenso die klassische Videoüberwachung von Räumen wie das Monitoring unterschiedlichster Betriebsabläufe einschließlich abgestufter Alarmierungen. Auch Brandschutz ist hier ein Thema.
  • Energieeffizienz: Heizung, Belüftung, Beleuchtung, zunehmend auch Energiespeicherung sind Bereiche, die nicht nur als bedeutende Kostenfaktoren, sondern auch für den reibungslosen Betrieb wichtig sind.
  • IT-Security: Schnittstellen zwischen der allgemeinen betrieblichen IT und dem smarten Teil des Building Managements bedingen, dass die Gewährleistung der Sicherheit dieser Bereiche integriert gedacht und konzipiert sein muss; es darf hier keine Silos geben.
ITKarriere 2023 01.jpg

Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag ist zuerst in unserer Magazin­reihe „IT & Karriere“ erschienen. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel­heften be­kommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Wer beschäftigt Smart Building Manager?

Arbeitgeber im Bereich Smart Building Management sind fast nur im Falle großer Organisationen die Nutzer bzw. Eigentümer der betreffenden Gebäude selbst. Genauer gesagt: Oft findet man von diesen Organisationen zwar bei entsprechender Suche Stellen für Facility Manager, die aber nicht direkt für das eigentliche – smarte – Security Management zuständig sind, sondern eher für die Vergabe entsprechender Aufträge. Auch hierzu eine kleine Auswahl an Stellen bei unterschiedlichen Anstellungsträgern (abgefragt im März 2023):

  • Siemens in Frankfurt sucht eine(n) Performance Engineer Digital Building; Voraussetzung ist u.a. ein abgeschlossenes technisches Studium oder ein Ausbildungsabschluss mit langjähriger Erfahrung im Bereich Gebäudetechnik. Aufgabe: Erstellung von Konzepten zum effizienten, ökologischen Betrieb gebäudetechnischer Anlagen direkt mit den Zuständigen für entsprechende Gebäude, datenbasiert betriebliche Potenziale optimieren usw.
  • Orizon in München sucht einen IT-Consultant für Smart Buildings für ein Elektrotechnikunternehmen. Hier ist u.a. gefragt: Beratung und Betreuung von Kunden hinsichtlich der angepassten Soft- und Hardwarelösungen; Prüfung von mobilen Berechtigungen; visuelle Darstellung von z.B. Gebäudeauslastungen; Planung und Umsetzung von Smart-Building-Lösungen; Umsetzung der Physical Security wie z.B. Zutritts- und Sicherheitssysteme; Erstellung von diversen Reportings.
  • Deloitte in Düsseldorf führt am Schluss der Aufgabenstellung für einen Smart Building Manager auf: „Die Sicherstellung der Einhaltung von Datenschutz- und Cybersecurity-Vorgaben ist für dich selbstverständlich.“ Zum geforderten Skillset gehören neben einem erfolgreich abgeschlossenen Studium in Wirtschaftsinformatik o.Ä. „Verständnis der technischen Gebäudeausstattung (u.a. MSR-Technik, Beleuchtung), im Bereich der Gebäudeleittechnik sowie deren Verknüpfung zu Steuerungseinheiten im Gebäudekontext“.

Über die Höhe von Gehältern für Smart Building Manager liegen nur wenig belastbare Berichte vor, die auch weit streuen. Drei Gehaltsplattformen im deutschsprachigen Raum geben Jahresdurchschnitte zwischen rund 40.000 und über 70.000 Euro an.

Sicherheit auf allen Ebenen

Auch wenn Jobs selten sind, in denen Smart Building Manager ausschließlich oder auch nur überwiegend mit Cybersecurity zu tun haben – das Thema gewinnt nach Einschätzung vieler großer Unternehmen, die sich mit nichts anderem beschäftigen, immer mehr an Bedeutung. Daher ist es wichtig, dass angehende Smart Building Manager wissen, womit sie es hier zu tun bekommen können.

Die erste Frage ist stets die nach potenziellen Schwachstellen bzw. Sicherheitslücken. Das betrifft nicht nur einfach irgendwie „schlechte Technik“ in Gebäuden, sondern vor allem ungenügend gesicherte Software, nach der Angreifer gezielt suchen. In Smart Buildings sind davon oft immer noch Geräte betroffen, die zum Internet of Things gehören; sie sind zu einem großen Teil bis heute notorisch unsicher. „Gap Assessment“ lautet der Fachbegriff für die Bestandsaufnahme solcher Sicherheitslücken.

Bekannte IoT-Malware kann etwa über Kameras oder Router in die betriebliche IT vordringen und dort Angriffe ausführen, Daten abgreifen oder Anwendungen kompromittieren. Physische Gefahren drohen, wenn auf diese Weise Zutrittskontrollen oder Einfahrtspforten und -tore außer Gefecht gesetzt oder manipuliert werden. Auch eingeschmuggelte Identitäten haben ein hohes Schadenspotenzial, wenn Angreifer sich Nutzer- oder Administratorenrechte im System erschleichen. Klar definierte Nutzerrollen und Mehrfach-Authentifizierungen dürfen daher keinesfalls vernachlässigt werden.

Eine andere technische Maßnahme zur Eindämmung von Bedrohungen speziell im IoT-Bereich ist die sogenannte Mikrosegmentierung. Dabei werden Geräte digital in kleineren Netzen zusammengefasst, die für sich gesondert gesichert werden können. Maßnahmen wie diese decken eine für digitale Sicherheit sensible Nahtstelle ab, nämlich zwischen den Bereichen Informationstechnologie (IT) und operationaler Technologie (OT), die sich zunehmend überlappen. – Im Action Thriller sind es physische Lüftungsschächte, durch die ein Eindringling in gesicherte Bereiche gelangt; beim Smart Building nutzt der Angreifer die Steuerung der Klimaanlage, um den Zentralrechner zu kapern.

Am Rande erwähnenswert: Rechtliche Aspekte spielen auch in den Sicherheitsbereich des Smart Building Managements hinein, etwa durch Vorschriften zur Cybersicherheitszertifizierung im IT-Sicherheitsgesetz 2.0, aber natürlich auch durch die Datenschutz-Grundverordnung DSGVO mit ihren strikten Regeln zur Verarbeitung personenbezogener Daten, die aber aus Sicherheitsgründen in vielen Fällen gespeichert sein müssen.

Bei mir läuft der Laden

Smart Building Management ist ein außerordentlich vielfältiger Arbeitsbereich für IT-Fachkräfte, der eine breite Palette an Spezialisierungen bereithält und zusätzlich reizvoll sein kann, weil sich zahlreiche Überschneidungen mit unterschiedlichen betrieblichen Bereichen ergeben. Wer also den Schritt aus dem eigenen fachlichen Bunker nicht scheut, dem bietet der Beruf weit mehr als einen ruhigen Sessel in der Pförtnerloge.

Michael-Praschma.jpg

Michael Praschma ist Texter, Lektor und Redakteur. Er beherrscht so unterschiedliche Gattungen wie Werbetext, Direct Marketing, Claims, Webtext, Ghostwriting, Manuals oder PR. Außerdem treibt er sich – schreibend und anderweitig engagiert – in Journalistik, Non-profit-Organisationen und Kulturwesen herum. Seine Kunden kommen aus verschiedensten Branchen. Am MittelstandsWiki schätzt er die Möglichkeit, mit eigenen Recherchen auf den Punkt zu bringen, was Verantwortliche in Unternehmen interessiert. → https://praschma.com/

Nützliche Links