WiMAX als Geschäftsmodell

Flexibler Anschluss, entbündelt kalkuliert

Von Dr. rer. nat. Jürgen Kaack, STZ-Consulting Group

Beim Aufbau und Betrieb eines eigenen WiMAX-Netzes entstehen zunächst Kosten für den Lizenzerwerb. Das allein setzt eine ausreichende Kapitalkraft der bietenden Unternehmen voraus. Darüber hinaus muss natürlich auch der Netz- und Organisationsaufbau finanziert werden.

Die Kosten für die Sendestation liegen je nach Auslegung und Anzahl der Sektoren im Bereich von 50.000 bis über 100.000 Euro. Hinzu kommen die Ausgaben für die Netzanbindung, die je nach Randbedingungen bei 20.000 Euro und darüber liegen, sowie die Kosten für den Sendemast. Dabei ist eine professionelle Funkplanung durch Spezialisten unabdingbar und der eigentliche Aufbau der Funkinfrastruktur kann nur durch Fachkräfte erfolgen.

Insgesamt liegen die Investitionskosten je Nutzer ohne Funkmodem bei 300 bis 500 Euro. Die laufenden Kosten hängen wesentlich vom jeweiligen Geschäftsmodell ab. Ein Betreiber kann den Netzbetrieb und die Teilnehmerverwaltung (Freischaltung neuer Kunden, Erfassung der Kundendaten, Auswertung der Nutzung, Rechnungsstellung, Mahnwesen) selber übernehmen oder outsourcen und an einen Dienstleister übertragen.

Im Vergleich mit anderen Anschlusstechniken wie z.B. einem leitungsgebundenen Netz ist ein Funknetz nicht automatisch teuerer. In manchen Fällen werden Investitions- und Betriebskosten sogar unter den vergleichbaren Kosten im Festnetz liegen. Außerdem kann der eigentliche Netzaufbau oft deutlich schneller erfolgen. Funknetze sind damit auch für den Betreiber privater oder öffentlicher [[Breitband||zugänge eine wettbewerbsfähige Alternative zu den anderen Zugangstechniken.

Preismodelle

Bei den bekannten Angeboten von Funkzugängen nach WiMAX–Standard nähert sich der Preis von oben demjenigen der DSL-Dienste an. Flatrate-Angebote sind absehbar, deren Höhe z.B. von der gewählten Übertragungsgeschwindigkeit abhängt. Da das Datenvolumen für die Auslegung der Netzkapazität kritisch ist, wird die Flatrate teilweise gedeckelt. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die Mehrzahl der Nutzer keine Engpässe z.B. durch extensive Peer-to-Peer-Kommunikation erleidet. Für 1–2 MBit/s. liegen Anschlusspreis und monatliche Flatrate für Connectivity und IP-Dienst jeweils bei ca. 50 Euro. Ein Preis-Leistungsvergleich zwischen den Anbietern lohnt sich grundsätzlich immer. Derzeit wird für die Portabilität des Anschlusses noch kein Zuschlag erhoben. Dies kann sich ändern, wenn die Portabilität bei einer größeren Versorgungsdichte interessanter wird.

Eine Sonderrolle spielen bei den funkgestützten Diensten die Funkmodems. Während DSL-Modems in der Basisversion häufig kostenlos angeboten werden (subventioniert durch den Netzbetreiber), sind die Funkmodems aufgrund der geringen Stückzahlen noch teuer; sie werden daher als separate Geräte mit eigener Stromversorgung und Anbindung über USB oder als PCMCIA-Karten angeboten. Die Preise liegen bei 200 bis 300 Euro, werden durch Skaleneffekte aber wohl weiter fallen.

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Schwarz auf Weiß
Eine aus­führliche Dar­stellung zum Thema Daten­funk gibt Dr. Jürgen Kaack im Rat­geber „WiMAX, WLAN, UMTS – Funk als Alternative zu DSL“, den Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki bekommen.

Ob die Funkmodems in ähnlicher Weise subventioniert werden, wie dies im Mobilfunk mit Handys üblich ist, hängt vom Geschäftsmodell und der Vertragsgestaltung des jeweiligen Netzbetreibers ab. Eine deutliche Preisreduktion ist erst dann zu erwarten, wenn die Modems in Form von Chipsets zur Verfügung stehen und direkt in die Geräte eingebaut werden (wie heute schon bei WLAN). Für WiMAX ist wohl ab 2008 mit ersten Chipsets zu rechnen, die dann rund 100 Euro kosten werden. Mit wachsender Stückzahl wird auch dieser Preis weiter nach unten gehen.

Fazit: Chance für Netzbetreiber

Der Breitbandzugang über Funksysteme, die nach einem internationalen Standard arbeiten, ist eine ausgereifte und in vielen Fällen wirtschaftlich interessante Alternative zu leitungsgebundenen Zugängen. Die verfügbaren Bandbreiten reichen für viele Anwendungen aus, sind aber deutlich niedriger als bei leitungsgebundenen Anschlüssen. Funkspezifische Probleme wie Schwankungen in der Versorgungsqualität und Funklöcher (z.B. durch Abschattung) kommen hinzu.

Die entscheidende Stärke der WiMAX-Anschlüsse liegt in der Portabilität des Anschlusses und in der Entbündelung der Leistungen, so dass ein breitbandiger Internet-Zugang nicht zwangsläufig mit einem Telefonanschluss gekoppelt sein muss. Ein weiterer Vorteil für den Anwender ist die nicht (oder beim Einsatz von Fensterantennen nur eingeschränkt) erforderliche Indoor-Verkabelung.

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