Wir gratulieren München und Karlsruhe!

Das Ergebnis der Auswahl überrascht in doppelter Hinsicht: Erstens fiel eine in bester wissenschaftlicher Tradition sachliche Entscheidung und keine – wie von vielen erwartet – proporzverwässerte politische. Zweitens besaß eine Politikerin den Mut, den Wissenschaftlern des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) gegen die Forderungen der Politik (auch aus den eigenen Reihen) erfolgreich den Rücken zu stärken.

Für den Universitäts- und Hightechstandort München ist die Anerkennung sowohl der LMU als auch der TU als Eliteuniversitäten ein Kompliment, mit dem nicht einmal die Betroffenen rechneten. Zu verdanken ist der grandiose Erfolg in erster Linie natürlich den Universitäten, ihren Wissenschaftlern und Studenten, aber darüber hinaus auch der Stadt München als fruchtbarem Umfeld und dem Bundesland Bayern, beziehungsweise dessen Bildungspolitik. Gleiches gilt für Karlsruhe und
Baden-Württemberg.

Von den jetzt fließenden Fördergeldern wird nicht nur ein Ruck durch die drei Universitäten gehen, sondern auch durch die beiden Wirtschaftsregionen. In den kommenden Tagen werden mit Sicherheit viele Lebensplanungen von Spitzen- und Nachwuchswissenschaftlern neu überdacht und Abwanderungspläne hoffentlich revidiert werden. Aber auch Standortentscheidungen von Unternehmen in Übersee und anderen Teilen der Erde dürften nun im Sinne der beiden Universitätsstandorte fallen und unsere nationale Wirtschaftskraft stärken. Die beträchtlichen Fördersummen sind eine Sache – die davon angeregten Visionen und Hoffnungen eine andere, wichtigere Sache.

Gerade die mittelständische Hightechbranche rund um die drei Universitäten bekommt eine einmalige Chance; sie kann für die Zukunft auf besonders qualifiziertes Personal hoffen. Exzellente Leistungen ziehen exzellente Leistungsträger an, das beweisen die Regionen der Spitzenuniversitäten in anderen Ländern seit Jahrzehnten. Ein Ruck muss deshalb nicht nur durch die drei Universitäten gehen, sondern auch durch den Mittelstand der beiden Regionen!

Kritiker wenden ein, dass diese Entscheidung bereits starke Regionen noch mehr stärken wird, im einen oder anderen Fall sogar auf  Kosten der schwächeren Regionen in Deutschland. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber nur auf den ersten Blick richtig. Die Ernennung und Förderung von einigen wenigen Spitzenuniversitäten war von Anfang an vor allem als Signal an die anderen Wirtschaftsnationen gedacht. In diesem Sinne müssen nach unternehmerischen Prinzipien alle verfügbaren Mittel und Kräfte gebündelt und gerade die Stärken zusätzlich gestärkt werden, wollen wir im Rest der Welt Erfolg haben. Von einem gelungenen Signal werden dann früher oder später auch die schwächeren Regionen profitieren, denn das einmal ins Land geholte Kapital und Wissen bleiben langfristig nicht auf die beiden Regionen beschränkt – zumindest dann nicht, wenn die schwachen Regionen die Frist nutzen und und eigene Reize setzen. Würden wir unsere Kraft aber verzetteln, würde es nur Verlierer geben.

In diesem Sinne möchten wir einen besonderen Dank der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan aussprechen! Es ist  keine Selbstverständlichkeit, dass Politiker bei solchen Entscheidungen Kleinstaatdenken zurückstellen oder, wie in diesem Fall, sogar den Mut besitzen, in der Sache kompetenten Leuten die Entscheidung zu überlassen. Wo doch gerade dieses Thema Gelegenheit böte, in der Öffentlichkeit selbst Punkte zu sammeln und durch eine Proporzentscheidung in den Koalitionsreihen Dankbarkeiten einzufordern. Dieses Land braucht mehr solche Entscheidungen und Politiker. (ml)