Rund 13 Millionen Deutsche haben sich 2006 schwarz etwas dazu verdient. Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft legt nahe, dass ein Hauptgrund für die viele Schwarzarbeit der Vorschriftendschungel ist. Mit weniger Bürokratie, so die Studie, könnten durch weniger Schwarzarbeit bis zu 500.000 legale Arbeitsplätze mehr entstehen.
Fünf Stunden muss ein Facharbeiter in Deutschland laut IW Köln arbeiten, um sich eine Arbeitsstunde eines Kollegen leisten zu können. Der Grund für dieses Missverhältnis sei die hohe Steuer- und Abgabenlast. Sie führe dazu, dass viele Bundesbürger kleinere Tätigkeiten unter der Hand ausführen lassen oder selbst am Fiskus vorbei arbeiten – ein klassischer Fall von Schwarzarbeit.
Für Schwarzarbeit können Geldbußen bis 500.000 Euro und eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren verhängt werden. Ungeachtet dieser Strafen hat nach einer Umfrage der Meinungsforscher von TNS Emnid für das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) jeder fünfte Deutsche schon einmal schwarzgearbeitet und fast jeder Dritte Arbeiten ohne Rechnung ausführen lassen. Gut die Hälfte der Befragten meinte zudem, dass Schwarzarbeit durch die zu Jahresbeginn erhöhte Mehrwertsteuer noch verlockender geworden sei.
Die insgesamt rund 13 Millionen Schwarzarbeiter im Alter von über 18 Jahren haben eigenen Angaben zufolge 2006 im Mittel sechs Stunden pro Woche an der Steuer vorbeigearbeitet – für einen Brutto-gleich-netto-Stundenlohn von durchschnittlich 10 Euro. Für dieses Jahr lässt sich daraus eine schwarze Wertschöpfung von 135 bis 158 Millionen Euro prognostizieren. Das entspricht 6% bis 7% des deutschen Bruttoinlandsprodukts und umgerechnet 2,4 bis 2,8 Millionen Vollzeitjobs.
Diese sind allerdings nicht komplett in die offizielle Wirtschaft übertragbar, selbst wenn es gelänge, Schwarzarbeit unmöglich zu machen. Zwischen einem Drittel und einem Viertel der schwarzen Aufträge würde gemäß Umfragen auch zu offiziellen Konditionen vergeben. Knapp die Hälfte der Arbeiten bliebe unerledigt, der Rest würde selbst in die Hand genommen.
Diesen Aspekt berücksichtigt könnten durch eine wirksame Eindämmung der Schwarzarbeit 800.000 bis 1 Million Vollzeitarbeitsplätze entstehen. Der Fiskus nähme dann bis zu 5 Milliarden Euro zusätzlich an Einkommenssteuer ein, und die Sozialversicherungen könnten sich über ein Budgetplus von bis zu 12 Milliarden Euro freuen.
Ein Weg wäre eine Verringerung der Steuer- und Abgabenlast, der aber zu hohen Einnahmeausfälle führen würde. Weitaus effektiver und ohne Einnahmeeinbußen für den Staat wirkt hingegen der Abbau von Vorschriften. Dass gerade in Ländern, in denen unter anderem der Arbeitsmarkt stark reguliert ist, besonders häufig inoffiziell Geld verdient wird, lässt sich mithilfe des IW-Regulierungsindexes belegen. Für diesen Indikator wurden 25 Industriestaaten auf die Dichte von bürokratischen Vorgaben wie Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften in den Jahren 1995 bis 2005 untersucht (siehe Grafik).
In Deutschland lag das Volumen der gesamten Schattenwirtschaft in den vergangenen zehn Jahren bei knapp 16% der regulären Wertschöpfung. Dieser Wert könnte deutlich geringer ausfallen, wenn hierzulande in größerem Stil Vorschriften abgebaut würden. (IW/ml)