Arbeitslose beim Gehalt kompromissunwillig

Wer einmal arbeitslos ist, hat Schwierigkeiten, schnell wieder eine neue Stelle zu finden. Wird die Aussicht auf einen Wiedereinstieg nur von Gesetzgebung und Kündigungsschutz gebremst? Oder spielt auch die innere Einstellung der Betroffenen eine Rolle? Wie hoch ist die Angst vor Arbeitslosigkeit? Wie weit geht die Bereitschaft, Einschränkungen in Kauf zu nehmen?

Der kürzlich erschienenen neuesten „Allgemeinen Bevölkerungsumfrage“ in Deutschland (ALLBUS 2006) der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen (GESIS) ist zu entnehmen, dass ein erheblicher Teil der in Deutschland lebenden Erwerbstätigen Arbeitslosigkeit einem schlechteren Job vorziehen würde.
Wie die Daten zeigen, fürchtet ein beachtlicher Teil der Erwerbstätigen in Deutschland um seine Stelle. Ungefähr ein Drittel macht sich Sorgen darüber, seine Arbeit zu verlieren – besonders bei den ostdeutschen Erwerbstätigen ist die Angst um den Arbeitsplatz (über 40%) groß.

Dennoch ist nicht jeder bereit, schlechtere Arbeitsbedingungen hinzunehmen, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden: Zwar geben neun von zehn Erwerbstätigen an, bereit zu sein „eine Arbeit anzunehmen, die neue Fähigkeiten und Kenntnisse erfordert“. Und die Bereitschaft, irgend etwas zu verändern, um erwerbstätig zu bleiben, ist bei so gut wie allen erwerbstätigen Befragten vorhanden: Nur 2% würde keine schlechteren Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel neue Fähigkeiten, Befristung oder längere Fahrt akzeptieren.

Wenn es aber konkret darum geht, eine befristete, eine weiter entfernte oder sogar schlechter bezahlte Arbeitsstelle anzunehmen, ist die Bereitschaft deutlich geringer. Besonders beim Geld hört die Bereitschaft zu Zugeständnissen zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit auf. Zwar würden beinahe drei Viertel aller erwerbstätigen Befragten eine befristete Stelle annehmen und mehr als zwei Drittel würde einen weiteren Arbeitsweg in Kauf nehmen, aber nur etwas mehr als die Hälfte würde auch eine schlechter bezahlte Stelle annehmen.

Frauen sind im Vergleich zu Männern eher dazu bereit, eine befristete Stelle anzunehmen, um nicht arbeitslos zu werden (Frauen 76%; Männer 69%). Umgekehrt sind Männer eher als Frauen bereit, einen weiteren Weg zur Arbeit zurückzulegen (Frauen 63%; Männer 76%).

Während sich die subjektiv wahrgenommene Bedrohung von Arbeitslosigkeit in Ost- und Westdeutschland unterscheidet, ist die Bereitschaft, Einschränkungen hinzunehmen, in beiden Teilen Deutschlands relativ ähnlich. Allein bei der Frage nach der Bereitschaft, zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit eine schlechter bezahlte Stelle anzunehmen, gibt es signifikante Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Erwerbstätigen: 55% der Erwerbstätigen in Westdeutschland geben im Gegensatz zu 46% in Ostdeutschland an, dass sie finanzielle Einbußen hinnehmen würden. (idw/ml)