Bahnen reizen Umweltbewusstsein der Verlader nicht aus

Vor dem Hintergrund des Arbeitskampfs bei der Bahn sind einige Ergebnisse der aktuellen Studie des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) zum Thema „CO2 und Modal Split“ von besonderem Interesse. Laut Studie verfügen zum Beispiel über 22% der Unternehmen, die per Schiene versorgt werden, über keine Sicherheitsreserve. Ein Viertel kann bei einem Ausfall des Schienengüterverkehrs gerade Mal einen Tag überbrücken. Zum Vergleich: Beim Verkehrsträger Flugzeug glauben 44,1% der Verlader, keine Sicherheitsreserve zu benötigen, 27,9% haben einen Tag eingebaut.

Die Bahngesellschaften haben offenbar noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten: 71% aller Befragten gaben an, dass die Bahn in ihrem Logistiksystem keine große Rolle spielt. Das sagen sogar 94% der Verlader, deren transportiertes Volumen zu 100% verkehrsträgerneutral ist, also mit Bahn, LKW, Binnenschiff oder auch per Flugzeug transportierbar ist. Sie nennen laut Befragung „zu hohe Preise“ (31,2%) und „zu geringen Kundenservice“ (46%) als Grund. Aber: Immerhin 15,3% der Verkehrsträgerneutralen gestehen auch ein, die Preise der Bahnen nicht zu kennen. Und rund 16% kennen nach eigener Aussage dort keinen Ansprechpartner.

Ein wesentlicher Bestandteil der BME-Studie war das Themenfeld „CO2“. Hauptgrund pro Schiene ist für 30% aller Befragten der Ökologiefaktor. Die große Mehrheit der Verlader hält laut Verband heutige Maßnahmen zur CO2-Reduzierung, wie Feinstaub-Emissionsrichtlinien, Abgasgrenzwerte und Euro 1-5, für nicht ausreichendt. 81% sind deshalb bereit, einen Dienstleister, der auf eine CO2-Reduktion besonders achtet, bei Auftragsvergabe besonders zu berücksichtigen. 80% bevorzugen eine stärkere Bündelung der Transporte verschiedener Verlader. Immerhin 10,6% jener, die zusätzliche Maßnahmen fordern, sind sogar bereit, höhere Preise zu zahlen, wenn es der CO2-Reduzierung dient. Die Bahnen haben unter diesem Aspekt nach Meinung des Verbands noch viel Potenzial.

An der BME-Umfrage beteiligten sich 170 Unternehmen (Verlader aller Branchen und Dienstleister). Konzeption und Auswertung wurden von der Berufsakademie Lörrach geleistet.

Bleibt zu hoffen, dass die Streiks der Lokführer für diejenigen Verlader, die aktuell über eine Verlagerung auf die Schiene nachdenken, kein Hinderungsgrund sind. (ots/ml)