EU-Kommission senkt Wachstumsprognosen

Europa bekomme den globalen Gegenwind in Form von niedrigerem Wachstum und höherer Inflation nun ganz klar zu spüren, lautete das Fazit von EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquín Almunia (im Bild links) bei der heutigen Vorstellung der Zwischenprognose für die größten EU-Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland. Die EU-Kommission korrigiert darin ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2008 nach unten auf 2,0% in der EU und 1,8% im Euroraum.

Grund seien die anhaltenden Finanzmarktturbulenzen, der Konjunktureinbruch in den USA und hohe Rohstoffpreise. Nach den Preisanstiegen bei Lebensmitteln und Energie dürfte die diesjährige Inflation nach Ansicht der Kommission in der EU bei durchschnittlich 2,9% und im Euroraum bei durchschnittlich 2,6% zu liegen kommen. Die EU-Kommission empfiehlt, die Strukturreformen unbeirrt fortzusetzen, an einer stabilen makroökonomischen Politik festzuhalten und den vom Ministerrat beschlossenen Fahrplan konsequent umzusetzen.

Tabelle: Reales BIP-Wachstum

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Anmerkung: Die Quartalswerte sind werktage- und saisonbereinigt, die Jahreswerte jedoch unbereinigt.

Das reale BIP-Wachstum gegenüber dem Vorquartal schwächte sich im vierten Quartal 2007 von 0,8 auf 0,5% in der EU (und 0,4% im Euroraum) ab. Laut der jüngsten Eurostat-Zahlen ergibt sich damit für das Gesamtjahr 2007 eine Wachstumsrate von schätzungsweise 2,9% in der EU und 2,7% im Euroraum. Berechnungsgrundlage hierfür sind neue Zwischenprognosen für Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen, Spanien und das Vereinigte Königreich, die zusammen 80% des EU-Bruttoinnlandsprodukts erwirtschaften.

Tabelle: Verbraucherpreisinflation

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Mit geschätzten Durchschnittsraten von 2,3% in der EU und 2,1% im Euroraum hielt sich die Inflation 2007 zwar noch in Grenzen, zog jedoch im letzten Quartal an. Auf die Jahresrate hochgerechnet hatte sie im Januar 2008 bereits geschätzte 3,2% erreicht. Ausschlaggebend für den jüngsten Inflationsschub waren laut Kommission die Lebensmittel- und Energiepreise sowie ungünstige Basiseffekte. Auch die Kerninflation erhöhte sich auf 2,3%, was auf die Dienstleistungen, nichtenergetische Industriegüter und verarbeitete Lebensmittel zurückgeführt werden könne.

Auch auf der Erzeugerstufe nimmt der Preisdruck allmählich zu. Ausgehend von den Trends an den Futures-Märkten dürfte der Durchschnittspreis pro Barrel Brent-Rohöl im Jahr 2008 bei schätzungsweise 90 US-Dollar und damit auf Dollarbasis 15 Prozent über der Herbstprognose liegen. Angesichts dessen wurden die Prognosen für die Verbraucherpreisinflation im Jahr 2008 um 0,5 Prozentpunkt auf 2,9% in der EU und 2,6% im Euroraum heraufgesetzt. Wegen der höheren Ölpreise erfolge diese Aufwärtskorrektur auf breiter Basis für die Mehrheit der sieben größten EU-Länder, teilte die Kommission mit.

Bis Ende 2008 dürfte die Inflation im Einklang mit der Herbstprognose in der EU wieder auf gut 2,5% (und im Euroraum auf gut 2%) sinken, wenn sich der Preisanstieg bei Lebensmitteln und Rohstoffen abflache, relativieren die EU-Experten allerdings ihre Hiobsbotschaften von heute.

(EU-Aktuell/ml)