Fast alle KMU leiden unter Energiepreisexplosion

Die rasant steigenden Preise für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte führen zunehmend zu einer starken Kostenbelastung bei den deutschen Unternehmen. Die von Creditreform Ende Juni durchgeführte Befragung von rund 4000 mittelständischen Betrieben zeigt: Für 91,1% der Unternehmen haben die aktuellen Preissteigerungen bereits ernsthafte Auswirkungen.

55,9% der Betriebe berichten von sinkenden Gewinnmargen, 47,8% müssen die gestiegene Kostenbelastung in Form höherer Preise an die Kundschaft weitergeben. Aber die mittelständischen Unternehmen reagieren auf die Preissteigerungen. So suchen 48,2% der Betriebe nach günstigeren Lieferanten, um die Kostenbelastung abzumildern. Zudem erzwingen die Preiserhöhungen Rationalisierungen und Anpassungen bei Produktion und Organisation in den Unternehmen (37,2%).

Die Umfrageergebnisse zeigen aber auch, dass nicht alle Wirtschaftsbereiche gleichermaßen von den hohen Energie- und Rohstoffpreisen betroffen sind. Weniger belastend sind die jüngsten Preissteigerungen bislang für unternehmensnahe Dienstleister, EDV/Software, F&E sowie für das Kredit- und Versicherungsgewerbe. Allerdings dürften sich die Auswirkungen in Form von Zweitrundeneffekten bald auch in diesen Wirtschaftsbereichen bemerkbar machen. Dagegen treffen die hohen Energie- und Rohstoffpreise bereits heute das Baugewerbe, die Metall- und Elektrobetriebe sowie die Verkehrs- und Logistikwirtschaft, wie an der Grafik (oben) deutlich zu sehen ist.

Die zunehmende Kostenbelastung erhöht insbesondere im Baugewerbe (64,3% der Befragten), aber auch im Einzelhandel (61,3%), den Druck auf die Gewinnmarge.

Als dramatischste Auswirkung der aktuellen Rekordpreise an den Rohstoff- und Energiemärkten droht die Schließung von Unternehmen. Nach Aussagen der betroffenen Firmen stehen bereits jetzt 1,5% aller kleinen und mittleren Unternehmen vor der Geschäftsschließung. Das entspricht einer Zahl von 51.000 Betrieben in ganz Deutschland. Allein im Einzelhandel befürchten 15.000 Firmeninhaber (3,2%), das Geschäft aufgeben zu müssen. Im Verkehrs- und Logistiksektor sowie im Baugewerbe rechnen 3,8 bzw. 1,5% der Mittelständler mit dem Aus (das entspricht jeweils 5600 Unternehmen).

Hinzu kommt: Sollten sich im Zuge der steigenden Zinsen (EZB-Leitzins bei 4,25%, wir berichteten darüber) die Kredit- und Finanzierungsbedingungen für die mittelständische Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf weiter verschärfen, droht auch von dieser Seite ein weiterer Belastungsfaktor für die Unternehmen. (Creditreform/ml)