Geizige Personalentwicklung verschärft Krisenwirkung

Wenn Unternehmen in der Krise an den Maßnahmen zur Personalentwicklung sparen, machen sie einen kapitalen Fehler, mahnt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Anlass ist eine Umfrage des VDI, die ergab, dass derzeit jedes dritte Unternehmen weniger oder keine Qualifizierungsmaßnahmen durchführen will. Dabei seien qualifizierte Fachkräfte das Fundament, auf dem die deutsche Wirtschaft steht. Wer hier spare, ziehe sich den Boden unter den Füßen weg, prophezeit der Verband den sparsamen Unternehmen.

Genau das Gegenteil sei angebracht: Unternehmen müssten auch in Krisenzeiten innovativ bleiben. „Innovationen und Technologieführerschaft sind die Garanten für wirtschaftlichen Erfolg. Nur so können die Folgen der konjunkturellen Abschwächung gering gehalten werden“, erklärt Timo Taubitz, Geschäftsführer des VDI Wissensforums.

Durchschnittlich fünf Tage wendeten die befragten Fachkräfte im Jahr 2008 zur Weiterqualifizierung auf. Zehn bis zwölf Tage seien aber nötig, um technisch immer auf dem höchsten Niveau sowie den Anforderungen im beruflichen Alltag stetig gewachsen zu sein, kritisiert Taubitz. Immerhin ergab die Umfrage auch, dass in neun von zehn Fällen die Qualifizierungsmaßnahmen von den Unternehmen finanziert werden und in 86% der Fälle während der Arbeitszeit stattfinden.

Fünf-Punkte-Programm des VDI zur gezielten Förderung von Fachkräften:

  1. Kontinuierlich: Jeder Ingenieur sollte kontinuierlich fünf Prozent seiner Arbeitszeit, also zehn bis zwölf Tage im Jahr, für Weiterbildung aufwenden.
  2. Qualifizierend: Fachkräfte sollten gezielt weiterqualifiziert werden, sodass eine belastbare berufliche Perspektive entsteht.
  3. Aufgabenspezifisch: Je nach Karriereweg, Position und Fachbereich muss Weiterbildung andere Themen abbilden und immer Bezug zu den Aufgaben im beruflichen Alltag haben.
  4. Bindend: Weiterbildung steigert die Attraktivität eines Unternehmens und trägt somit zu Bindung der Mitarbeiter bei und kann gezielt dazu eingesetzt werden.
  5. Strategisch: Weiterbildung muss in die Unternehmensstrategie eingebunden sein und das Personal gezielt auf kommende Aufgaben vorbereiten.

Alarmierend sei aber die Aussage von über einem Drittel der Befragten, dass in ihrem Unternehmen aufgrund der konjunkturellen Abschwächung weniger Weiterbildungen durchgeführt werden, mahnt der Verband. 5% geben sogar an, dass gar keine Maßnahmen mehr geplant seien. Damit könnten Unternehmen zwar kurzfristig die Kosten zurückfahren, mittel- und langfristig seien solche Sparmaßnahmen aber gleichbedeutend mit einer Dequalifizierung ihres Personals, die Wettbewerbsfähigkeit kostet. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels könne sich das eigentlich kein Unternehmen leisten, glaubt der VDI.

Die Ergebnisse der Umfrage stehen in Form einer kleinen Präsentation als kostenloser Download zur Verfügung. Eine weitere interessante Quelle zum Thema Weiterbildung von Ingenieuren stellt die ebenfalls per kostenlosem Download erhältliche „VDI Ingenieur Studie“ vom Herbst 2008 dar.

(VDI/ml)

MittelstandsWiki meint: Der Weiterbildungsappell des VDI ist bei aller Berechtigung nicht ganz selbstlos, denn das VDI Wissensforum, das diese Umfrage durchführte, ist ein Weiterbildungsträger und verdient an den Weiterbildungsmaßnahmen von Unternehmen. (ml)