Krise trifft Großunternehmen stärker als Mittelstand

Die Stimmung im deutschen Mittelstand ist angesichts der konjunkturellen Eintrübung und der Finanzmarktkrise ausgesprochen schlecht, wie das monatlich gemeinsam von der KfW-Bankengruppe und dem Münchner ifo-Institut berechnete Geschäftsklima kleiner und mittelgroßer Unternehmen zeigt. Das aus einer Erwartungs- und Lagekomponente zusammengesetzte Geschäftsklima liegt mit aktuell -20,5 Saldenpunkten nur noch knapp uber dem historischen Tiefststand (-20,7) vom Dezember 2002.

Erschreckend sei – so KfW-Chefvolkswirt Dr. Norbert Irsch – mit welcher Wucht den Mittelständlern die Geschäfte wegbrechen. Die Erwartungskomponente erreiche deshalb ein neues Tief von -33,3 Saldenpunkten, so Irsch weiter. Nach einem historisch starken Rückgang im November um 8,3 Zähler sank auch die Lagekomponente erneut um 9,1 Zähler auf -7,8 Saldenpunkte. Erstmals seit 2005 überwiegen die negativen Lageurteile. Damit befindet sich der Mittelstand in einer Stimmungsrezession.

Dennoch gibt es eine Steigerung: Ist das Geschäftsklima im Mittelstand schlecht, so ist es bei den Großunternehmen miserabel, warnt der KfW-Experte. Mit -38,2 Saldenpunkten wurde hier das bisherige Stimmungstief aus dem Februar 1993 bereits unterboten. Ebenso wie bei den Mittelständlern waren die Lageurteile im Dezember eingebrochen; mit -24,3 Saldenpunkten bewerteten jedoch deutlich mehr Großunternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht. Und auch zukünftig scheinen die Großunternehmen die Hauptleidtragenden der Krise zu sein: „Noch nie in der 17-jährigen Historie des Indikators lagen die Saldenwerte der Erwartungskomponente zwischen den Größenklassen derart weit auseinander. Der Anteil der Großunternehmen, die pessimistisch in die Zukunft blicken, ist damit deutlich größer als der vergleichbare Anteil der Mittelständler.“, so Irsch.

Spuren hinterlasse die Krise mittlerweile auch auf dem Arbeitsmarkt. Seit Oktober geben die kleinen und mittleren Unternehmen mehrheitlich an, Beschäftigung abbauen zu wollen. Im Dezember brach der Indikator deshalb erneut scharf ein. Nach der dramatischen Abschwächung des Exportgeschäfts ziehe damit eine weitere Gefahr auf, warnt Irsch. Ansteigende Arbeitslosigkeit könnte die ohnehin seit langem schwache Kauflust der privaten Haushalte weiter bremsen. Für eine gewisse Entlastung der Konsumenten könnten hingegen die abermals gesunkenen Preiserwartungen der Unternehmen sorgen. Hier verspüren die Mittelständler einen stärkeren Druck als die Großunternehmen: Auch dieser Indikator hat mit -13,9 Saldenpunkten deshalb einen neuen historischen Tiefststand erreicht.

Von den befragten vier Hauptgruppen – Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel – leiden die Großunternehmen des Verarbeitenden Gewerbes derzeit am stärksten: Aufgrund ihrer hohen Exporttätigkeit sind sie besonders stark von dem Wegbrechen der ausländischen Absatzmärkte betroffen. Gleichzeitig sinkt hierdurch die Kapazitätsauslastung und damit die Investitionstätigkeit, was die inländischen Märkte der Investitionsgüterproduzenten schrumpfen lässt. Dies schlägt sich in einem historisch scharfen Einbruch der Lagebeurteilung der Großunternehmen des Verarbeitenden Gewerbes nieder. Der entsprechende Saldenwert fiel binnen drei Monaten um 41,8 Zähler auf -38,9 Saldenpunkte. In die Rezession mitgerissen wurden nun die Mittelständler dieser Branche. Ihre Lagebeurteilung sank im selben Zeitraum um 30,9 Zähler auf -13,6 Saldenpunkte und rutschte damit erstmals seit August 2005 unter seinen historischen Durchschnitt, der Nulllinie. (KfW/ifo/ml)