Abmahnungen von Onlineshops rückläufig

Die gute Nachricht lautet: Die großen Massenabmahner, auf deren Konto einst 39% aller Abmahnungen von Onlinehändlern gingen, sind inzwischen vom Markt verschwunden. Das ergab eine neue Studie von „Trusted Shops“ zur Abmahnpraxis im Internethandel, für die über 1000 Shopbetreiber nach ihren Erfahrungen befragt wurden. Abmahnungen sind damit seltener geworden. Die schlechte Nachricht: Abgemahnt wird aber immer noch. Statt 2,1 Abmahnungen pro Shop sind es jetzt „nur“ noch 1,6.

Eine Achillesverse vieler Shops ist immer noch das Widerrufsrecht. 39% der Abmahnungen greifen hier an. Die Zahl solcher Angriffe ist damit nochmals kräftig um 13% gestiegen. Erst mit großem Abstand folgen weitere Abmahngründe wie Markenrechtsverletzungen und Urheberrechtsverletzungen (11,8 beziehungsweise 8,8%).

Ullrich Hafenbradl, Geschäftsführer von Trusted Shops zum Thema Widerrufsrecht: „Gerade in diesem sehr abmahnanfälligen Bereich könnten sich Shopbetreiber wirksam schützen, indem sie die neue Musterwiderrufsbelehrung des Bundesjustizministeriums unverändert verwenden würden. Es ist kein Fall bekannt, in dem dieses Muster je erfolgreich abgemahnt worden wäre.“

Der finanzielle Schaden für die Shopbetreiber durch Abmahnungen ist gewaltig. In über der Hälfte der Fälle betrug der jeweilige Schaden über 1.500 Euro – eine Summe, die allein schon als „Erstattung von Abmahnkosten nach den Grundsätzen der Geschäftsführung ohne Auftrag“ vom gegnerischen Anwalt nach dem ersten Schreiben in Rechnung gestellt werden darf – ein zum Mißbrauch förmlich aufforderndes rechtliches Konstrukt, das so nur in Deutschland existiert. Es gibt aber auch weitaus dramatischere Fällen, in denen Shopinhaber 25.000 Euro und mehr berappen mussten. Insgesamt ist die Summe der Schäden gestiegen, und 46% der Shopbetreiber sehen sich gar in ihrer Existenz bedroht.

Bei der Frage, was sie sich an Maßnahmen gegen Abmahnungen und die gravierenden wirtschaftlichen Folgen wünschen, sehen die Onlinehändler vor allem den Gesetzgeber in der Pflicht: Rund 74% halten eine gesetzliche Limitierung der Abmahnkosten für Erfolg versprechend, weitere knapp 68% meinen, dass vereinfachte Gesetze dazu beitragen könnten, unbeabsichtigte Verstöße zu vermeiden.

Die Studie steht als kostenloser Download zur Verfügung. (Trusted Shops/ml)