Mittelstand kann Krise nur schwer bewältigen

Im Mittelstand ist die Bereitschaft zur Schaffung neuer Arbeitsplätze drastisch gesunken. Kein Wunder, denn die Geschäftslage wird nur noch moderat bewertet und hohe Steuern und Abgaben sowie eine schwierige Finanzierungssituation belasten den Mittelstand zusätzlich in der ohnehin schon schweren Lage. Die Weltfinanzkrise und ihre negativen Auswirkungen schlagen deshalb voll auf den deutschen Mittelstand durch, so das Fazit des Deutschen Mittelstands-Barometers (DMB).

Das Kooperationsprojekt der Forschungsstelle Mittelständische Wirtschaft der Philipps-Universität Marburg, der BDO Deutsche Warentreuhand und des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) ermittelt zweimal jährlich die aktuelle Stimmungs- und Geschäftslage im Mittelstand. Für die aktuelle Studie wurden im Frühjahr über 130 Mittelstandsexperten befragt.

Eines der wichtigsten Ergebnisse: Die Bereitschaft zur Schaffung neuer Arbeitsplätze sinkt drastisch. Nahezu keiner der befragten Experten erwartet noch einen Jobaufbau im Mittelstand. Dagegen rechnen 74,1 % mit einem Abbau von Arbeitsplätzen. Immerhin 24,4 % der Befragten vermuten zumindest keine Veränderungen im Personalbestand. Überdies wird sowohl die Geschäftslage der Unternehmer als auch das Gründungsklima negativer eingestuft als noch im Herbst und Frühjahr letzten Jahres. Einziger Lichtblick: Die Freude am Unternehmertum hat sich nach Expertenmeinung nur marginal verschlechtert und das wahrgenommene Unternehmerbild in der Öffentlichkeit wird sogar etwas besser beurteilt als in der Vergangenheit.

Neben der ohnehin schlechten allgemeinen Lage der Wirtschaft erschweren vor allem störende Rahmenbedingungen und Überregulierung das Unternehmerdasein. Ganz besonders sticht die drastische Verschlechterung des derzeitigen Konjunkturklimas heraus. Diesem haben die Experten bereits im Herbst 2008 einen deutlichen Abwärtstrend attestiert – nun hat sich die Lage noch einmal in erheblichem Ausmaß verschärft. Ganz besonders prangern die Befragten die Steuer- und Abgabenlast an; zumal den Unternehmern regelmäßig zusätzliche Kosten zugemutet werden, wie beispielsweise durch die Anhebung der Pflege- und Krankenversicherungsbeiträge. Hinzu kommen Verteuerung und Verknappung der Fremdfinanzierung.

Um den Mittelstand in der Krise nicht allein zu lassen, bedürfe es gezielter Maßnahmen seitens der Politik, mahnen die Macher der Studie. Die Politik müsse alternative Finanzierungsinstrumente gestalten und gleichzeitig die bestehenden erweitern. Um dem Mittelstand entschlossen den Rücken zu stärken, müsse zudem – mindestens für die Dauer der Krise – eine wirkungsvolle Steuer- und Abgabensenkung durchgesetzt werden: Die zu hohen Sozialabgaben sowie die Mehrwertsteuer müssen gesenkt und der Solidaritätszuschlag abgeschafft werden. Nur so ließe sich der erforderliche nachhaltige Impuls auslösen, der zur Stabilisierung aller mittelständischen Wirtschaftsbereiche beitragen könnte.

(ots/ml)