Rezession überlagert Frühjahrsbelebung

Wenige Stunden nach Bekanntgabe der Beschäftigungszahlen im Mai 2009 durch das Statistische Bundesamt liegen nun auch die aktuellen Arbeitslosenzahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) für den Juni vor. Beide Zahlenwerke zeigen, dass die Wirtschaftskrise mit ihren negativen Effekten dieses Jahr die sonst im Arbeitsmarkt übliche Belebung im Frühjahr überlagert – und das, obwohl die Kurzarbeit einiges von den Kriseneinflüssen abfängt. Konkret hat sich die Zahl der Arbeitslosen von Mai auf Juni zwar um 48.000 auf 3.410.000 verringert, dieser Rückgang liegt aber deutlich unter jenem, der in den letzten drei Jahren im Juni durchschnittlich zu beobachten war (-129.000).Dabei schneidet der Osten Deutschlands erneut besser ab, als der Westen (Ost: -33.000 auf 1.091.000; West: -15.000 auf 2.319.000 ).Um saisonale Effekte bereinigt stieg die Zahl der Arbeitslosen im Juni 2009 sogar um 31.000 an. Aber auch diese Zahl spiegelt die reale Entwicklung noch nicht wirklich wieder, da sie durch die Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente positiv verzerrt wird. Rechnet man auch diese Effekte heraus, beträgt die Zunahme der Arbeitslosenzahl rund 50.000.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 250.000 Arbeitslose mehr. Ohne den statistischen Sondereffekt wäre das Plus um mehrere Zehntausend größer ausgefallen. Der Anstieg erklärt sich auch hier mit der schweren Rezession, in der sich die deutsche Wirtschaft befindet. Entlastend wirken wiederum Kurzarbeit und das rückläufige Arbeitskräfteangebot (-147.000 im Jahresdurchschnitt 2009).

Bei der Interpretation der Arbeitslosendaten muss nach Angaben der BA außerdem berücksichtigt werden, dass Ende 2007 vorruhestandsähnliche Regelungen ausgelaufen sind, die die Arbeitslosigkeit reduziert hatten. Vorruheständler, die 58 Jahre alt sind oder älter und früher diese Regelung in Anspruch genommen haben, werden nun als Arbeitslose gezählt. Die Quantifizierung dieses Effekts kann nur grob erfolgen und dürfte in einer Größenordnung von durchschnittlich etwa 10.000 pro Monat liegen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) im Mai saisonbereinigt um 12.000 gesunken. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat nach Daten der BA saisonbereinigt um 38.000 abgenommen.

Nicht saisonbereinigt ist die Erwerbstätigkeit nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von April auf Mai um 137.000 auf 40,10 Millionen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Erwerbstätigkeit um 163.000 verringert. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im April nach der Hochrechnung der BA bei 27,40 Millionen; gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs von 70.000. Dabei ist der Vorjahresabstand deutlich kleiner geworden.

Die anderen Formen der Erwerbstätigkeit haben sich im Vorjahresvergleich uneinheitlich verändert: Während die Zahl der Selbstständigen sowie die Zahl der „Beschäftigten in Arbeitsgelegenheiten“ mit Mehraufwandsentschädigung unter dem Vorjahresniveau lag, ist die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten leicht gestiegen.

Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosigkeit belief sich in Deutschland für den Mai auf 3,21 Millionen und die Erwerbslosenquote auf 7,4 Prozent.

Im Mai gingen Meldungen über insgesamt 292.000 Kurzarbeiter ein. Erste Schätzungen legen nahe, dass im Juni weitere 200.000 bis 220.000 Beschäftigte in konjunkturell bedingte Kurzarbeit gegangen sind. In welcher Größenordnung Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen wurde, kann die BA jedoch erst in sechs Wochen beziffern.

Die der BA gemeldeten Stellen insgesamt haben im Juni saisonbereinigt um jeweils 12.000 abgenommen. Nicht saisonbereinigt verringerte sich der gesamte Stellenbestand von Mai auf Juni um 6000 auf 484.000. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Bestand um 113.000 abgenommen. Von allen gemeldeten Stellen entfielen 269.000 auf ungeförderte Stellen für normale sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Das waren 3000 weniger als vor einem Monat und 114.000 weniger als vor einem Jahr.

Wie sich die Lage im Ausbildungsbereich entwickelt, ist noch nicht ganz klar. Von Oktober 2008 bis Juni 2009 wurden der Ausbildungsvermittlung insgesamt 393.200 Ausbildungsstellen gemeldet, 33.100 weniger als im Vorjahreszeitraum, aber trotz Rezession nur 1 % weniger als zur Boomphase im Juni 2007. Der Rückgang betrifft betriebliche (-22.600 auf 376.800) und außerbetriebliche (-10.500 auf 16.300) Ausbildungsplätze.

467.900 Bewerber haben die Ausbildungsvermittlung bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet, 77.000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Bewerber nimmt nun schon im dritten Jahr in Folge ab. Dies ist vor allem auf die sinkende Zahl von Schulabgängern zurückzuführen.

Die Zahl der noch unbesetzten Ausbildungsstellen lag im Juni mit 132.500 um 13.200 unter dem Vorjahreswert. Als noch unversorgt zählten im Juni 204.000 Bewerber, 29.900 weniger als vor einem Jahr. Eine Bewertung des Ausbildungsstellenmarktes kann nach Angaben der BA aber erst im Herbst erfolgen.

Weitere Daten und Karten der Bundesagentur für Arbeit zur Arbeitslosenquote stehen online zur Verfügung. (BA/ml)