Sparkurs der Zeitungsverlage führt in Abwärtsspirale

Große Verlage legen Redaktionen zusammen und mittelständische Verlage kapitulieren oft endgültig. Die Zeitungslandschaft dörrt aus – zum Nachteil der Leser und der Verlage. Der Kardinalfehler Qualitätsabbau führt seit Jahren in eine sich beschleunigende Abwärtsspirale. Das ergab eine aktuelle Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Seit Jahren herrscht allerdings in den Verlagen ein Meinungsstreit darüber, ob heutige Leser eine hohe Qualität überhaupt wahrnehmen und zu honorieren bereit sind. Den Qualitätsbefürwortern liefert die Studie nun einige handfeste Argumente.„Das eigentliche Problem besteht seit Jahren“, klagt Dr. Klaus Arnold, Verfasser der Studie und wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Journalistik II. Er warnt: Auf Einnahmeverluste werde mit einem Abbau von Qualität reagiert, was weniger Leser und Einnahmen zur Folge habe, worauf wiederum mit einem Abbau von Qualität reagiert werde. „Zumindest bei einigen großen Medienunternehmen ist auch jetzt Geld vorhanden, dennoch werden selbst dort Stellen abgebaut.“ Eine solche Politik führe unweigerlich in eine Abwärtsspirale. Arnold weiter: „Angesichts der Bedeutung von Journalismus für die Gesellschaft wären auch gezielte staatliche Förderungen denkbar, z. B. für die Einrichtung einer täglichen Kinderseite oder die Verbesserung des Lokalteils.“ Die Frage lautet jedoch: Würden Leser derartige Angebote überhaupt honorieren?

In seiner repräsentativen Studie untersuchte Arnold deshalb, was dem Zeitungspublikum besonders wichtig ist. Dazu wurden rund 1200 Personen über 14 Jahren telefonisch befragt. Generell legten die Befragten Wert auf eine übersichtliche und angenehm zu lesende Mischung aus vielen kurzen Berichten und einigen längeren Hintergrundanalysen, die eine unabhängige tagesaktuelle Orientierungsleistung erbringen: Was ist überhaupt passiert? Was ist besonders relevant? Darüber hinaus wird erwartet, dass eine Zeitung mit Menschen respektvoll umgeht. Fast ein Drittel der Leser meint, ihre Zeitung sei nicht unabhängig und packe zu selten heiße Eisen an. Auch die Trennung von Nachricht und Meinung, Meinungsvielfalt und der Bezug zur Lebenswelt werden von ähnlich vielen Lesern angemahnt: So versäumen es manche Zeitungen, ihren Lesern zu erklären, inwieweit sie von wichtigen Entwicklungen selbst betroffen sind.

Besonders regionale Blätter werden häufig von kleinen, regionalen Verlagen verlegt. Dennoch finden auch sie immer weniger Anklang bei den Lesern. Eine Ursache scheint darin zu liegen, dass Regionalzeitungsleser vor allem einen mutigeren Journalismus vermissen, wie die Studie zeigt.

Ein gemeinsames Problem plagt allerdings alle Zeitungsverlage: Ihre Produkte scheinen junge Menschen besonders wenig zu interessieren. Auch dafür liefert die Studie Belege: Jüngere Menschen legen mehr Wert auf ein attraktives Layout und eine unterhaltsame Präsentation. Zudem scheinen die Zeitungen zu wenig jugendrelevante Themen zu behandeln und zu selten Bezüge zum Alltag der jungen Menschen herzustellen. Da jüngere Menschen zwischen 14 und 29 Jahren aber insgesamt ein deutlich geringeres Bewusstsein für die meisten Zeitungsqualitäten haben – auch das ein Ergebnis der Studie – reiche es nicht aus, diese über spezielle Angebote im Blatt oder im Internet anzusprechen, warnt Arnold. Wichtig sei es, das Interesse für einen hochwertigen Journalismus zu wecken, z. B. durch Projekte wie „Zeitung in der Schule“.

(idw/ml)