Ausfallrisiken im China- und Indien-Geschäft steigen

Immer mehr Firmen engagieren sich in China und Indien. Damit steigt aber das Risiko, dass deutsche Firmen mit Zahlungsausfällen in diesen Ländern zu kämpfen haben. Zahlungsverzögerungen treten vor allem in China immer häufiger auf. In 75 % der Fälle wird das Fälligkeitsdatum um mehr als 30 Tage überschritten. In Indien stellt sich die Lage nicht ganz so dramatisch dar. Doch auch hier warten Lieferanten häufig bis zu 30 Tage nach Fälligkeit auf ihr Geld. Dabei sind die Zahlungsmodalitäten großzügig bemessen.Noch vor zehn Jahren war in den beiden größten asiatischen Zukunftsmärkten die Lieferung auf Zahlungsziel relativ unbekannt. Heute sind Lieferantenkredite gängige Praxis, wie eine Studie des französischen Forderungsspezialisten Coface belegt. So gewähren bereits 65 % der chinesischen und 72 % der indischen Unternehmen Lieferantenkredite. Beide Länder passen sich damit allmählich den internationalen Standards an. Ein Prozess, der noch nicht zu Ende ist, denn seit letztem Jahr ist der Wert in China um weitere 11 Prozentpunkte geklettert. Während dieser Trend in Indien auf die starke Wettbewerbssituation zurückzuführen ist, ist die Ausweitung der Lieferantenkredite in China aufgrund der Liquiditätsschwierigkeiten vor allem der privatwirtschaftlichen Abnehmer eine Notwendigkeit.

In Indien räumen über 70 % der Unternehmen ihren Abnehmern ein Zahlungsziel von 30 Tagen ein, in China 45 % sogar ein Ziel von 60 Tagen und fast 20 % bis zu 90 Tagen und mehr. Allerdings werden auch diese Zahlungsziele häufig nicht eingehalten. Während in Indien immerhin davon ausgegangen werden darf, dass spätestens 30 Tage nach Fälligkeitsdatum die Rechnungen beglichen werden, sind in China ungeachtet der meist längeren Zahlungsziele die Fälligkeitsüberschreitungen um mehr als 30 Tage nochmals um 8 % angestiegen. Im Vorjahr machten sie bereits 67 % der Zahlungsverzögerungen aus. Nur 25 % der verspäteten Zahlungen treffen demnach innerhalb von 30 Tagen ein.

Große Unterschiede gibt es bei der Beitreibung der Forderungen in den beiden Ländern. Bei offenen Forderungen setzen chinesische Unternehmen auf das Verhandeln mit dem Kunden. Aber jeder dritte Inder zieht laut Coface lieber vor Gericht. Die Zurückhaltung der Chinesen beim Gang zum Gericht hat gute Gründe: Der Gläubigerschutz ist nur schwach und die Rechtssicherheit mangelhaft. Indische Firmen könnten sich auf ein stabileres Geschäftsumfeld stützen. Ihnen steht eine Reihe von gerichtlichen Beitreibungsmaßnahmen zur Verfügung. Im „Rating Geschäftsumfeld“ von Coface erreiche Indien deshalb A4, China lediglich B. Im Coface-Länderrating wird Indien mit A3 bewertet. Die A3-Bewertung Chinas steht allerdings unter Beobachtung für eine Abwertung.

(ots/ml)