Ausbildungsmarkt im Handwerk: Zahlreiche freie Lehrstellen, aber kaum Bewerber

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) rechnet heuer mit einem Rückgang der Zahl der neuen Ausbildungsverträge bis Jahresende um rund 5 %. Die Betriebe würden allerdings gerne mehr Jugendliche ausbilden. Noch immer sind bundesweit rund 10.000 Lehrstellen allein im Handwerk unbesetzt. Gleichzeitig gibt es aber kaum noch unversorgte Bewerber. Extrem ist die Situation in Oberbayern: Hier kann ein unversorgter Bewerber mittlerweile zwischen 15 offenen Lehrstellen wählen.Selbst in ganz Bayern liegt die Zahl immer noch bei sieben Lehrstellen pro Bewerber. Die geplante Nachvermittlungsaktion wurde in diesem südlichen Bundesland daher mangels unvermittelter Bewerber bereits abgesagt. Hier machen sich nach Auskunft der Handwerkskammern u. a. die Änderungen in der Schulstruktur bemerkbar. Immer mehr Jugendliche gehen länger zur Schule und erwerben höhere Abschlüsse.

Eine Sonderentwicklung gibt es in Ostdeutschland: Die Zahl der Schulabgänger ist um rund 26.000 im Vergleich zu 2008 zurückgegangen (-15,6 %). Die Zahl der Ausbildungsverträge im Handwerk schrumpfte jedoch um 2668. Das ist ein Minus von lediglich 10,1 %. Offenbar verzichten mehr ostdeutsche Jugendliche darauf, wegen einer Lehrstelle nach Westdeutschland zu gehen. Sie absolvieren ihre Ausbildung zuehmend lieber in ihrer Heimat in den neuen Bundesländern. Das berichten zumindest Handwerkskammern in Hessen und Bayern, denen diese Bewerber fehlen.

Im Bundesgebiet sind bis zum 31. Oktober 2009 den Handwerkskammern 157.163 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge gemeldet worden. Das sind 5,6 % weniger als 2008. In Ostdeutschland ist die Zahl um 10,1 % gesunken, in Westdeutschland um 4,8 %.

Der Ausbildungspakt habe auch in diesem Jahr alle Ziele erreicht, freut sich der ZDH. Die Bilanz: Einwerbung von 10.500 neuen Ausbildungsbetrieben, 25.500 neue Ausbildungsplätze und 8000 zusätzliche Einstiegsqualifizierungsplätze. Bewerbern könne nach Aussagen des ZDH bei den noch stattfindenden Nachvermittlungen ein ausreichendes Angebot an Ausbildungsstellen und Einstiegsqualifizierungen gemacht werden – wenn notwendig mit individueller Betreuung.

ZDH-Präsident Otto Kentzler fordert angesichts der aktuellen Entwicklung: „Wir brauchen ab 2011 einen neuen Pakt zur Fachkräftesicherung. Die berufliche Bildung im dualen System muss ihren festen Platz im Ausbildungsspektrum behalten, mit ihrem einmaligen Angebot aus Theorie und Betriebspraxis. Nur so gewinnen wir die qualifizierten Fachkräfte, die die deutschen Handwerksbetriebe und die deutsche Wirtschaft im erhofften Aufschwung brauchen werden.“

(ZDH/ml)