Senioren in der Wirtschaft: Über 50-jährige Mitarbeiter besser als ihr Ruf

„Ältere Mitarbeiter? Interessieren doch keinen. Die gehen ohnehin bald in den Ruhestand.“ Diese Haltung war schon früher fragwürdig. Spätestens in Zeiten stetig steigender Renteneintrittsalter und der Ende dieses Jahres auslaufenden staatlichen Förderung der Altersteilzeit ist sie überholt – zumal Mitarbeiter, die über 50 Jahre alt sind, weder langsam noch geistig unbeweglich sind, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) herausfand, die auf einer Umfrage unter rund 1350 Personalleiter und Geschäftsführer von Industrieunternehmen basiert.Die rund befragten Industrieunternehmen haben insgesamt ein eher positives Bild von älteren Beschäftigten: Die Mehrheit der Manager bringt älteren Mitarbeitern eine genauso hohe Wertschätzung entgegen wie jüngeren Kollegen. Je größer der Anteil der über 50-jährigen Arbeitnehmer in der Belegschaft ist, desto besser ist ihr Image.

So hält nur eine Minderheit von 27 % der Befragten ältere Mitarbeiter für weniger produktiv, weil sie beim Arbeitstempo nicht mehr mithalten können. Auch Weiterbildung für ältere Mitarbeiter hält nur ein Viertel der Unternehmen für unrentabel. Ähnlich sieht es beim Thema Motivation aus: Nur eine von vier Führungskräften beklagt einen geringeren Leistungswillen bei den über 50-Jährigen im Vergleich zu jüngeren Beschäftigten. Auch in puncto krankheitsbedingte Ausfälle lassen sich die Manager nicht von Vorurteilen leiten: Die Hälfte stimmt sogar der Aussage zu, dass Ältere seltener krank sind als Jüngere.

Viele Unternehmen haben zudem erkannt, dass sie mit einer maßgeschneiderten Personalpolitik sowohl die Leistungsbereitschaft als auch die Leistungsfähigkeit der älteren Kollegen gezielt fördern können. Zu den beliebtesten Maßnahmen zählen altersgemischte Teams, der Einsatz der 50-plus-Profis als Trainer und Ausbilder sowie die Projektarbeit an wechselnden Standorten oder im Ausland, wo die älteren Arbeitnehmer nicht nur von ihrem umfangreichen betrieblichen Wissen profitieren, sondern auch ihre Lebenserfahrung einbringen können.

Entlastungsmaßnahmen spielen bei den meisten Unternehmen hingegen eine vergleichsweise geringe Rolle. Erst, wenn Vorgesetzte Zweifel hinsichtlich der Einsatzbereitschaft und -fähigkeit älterer Mitarbeiter hegen, setzen sie deren Arbeitsanforderungen herab oder vereinbaren Altersteilzeitregelungen.

(IW Köln/ml)