Energieeffizienz-Kennzeichnung: Neues EU-Label könnte Konsumenten demotivieren

Die EU-Kommission nimmt einen zweiten Anlauf, ein neues Energieeffizienz-Label für Elektrogeräte einzuführen. Es soll die europäischen Verbraucher verstärkt zum Kauf stromsparender Geräte anregen. Einiges spricht allerdings dafür, dass dieses Ziel auch im zweiten Anlauf verfehlt wird. Denn klebt auf dem Gerät das neue Label statt das bisherige Energieeffizienz-Kennzeichen, verliert ein sparsamer Stromverbrauch bei der Kaufentscheidung deutlich an Gewicht. Auch nimmt die Bereitschaft der Konsumenten ab, für ein besonders stromsparendes Elektrogerät tiefer in die Tasche zu greifen, wenn es mit dem neuen Label gekennzeichnet ist.Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Rahmen des Forschungsprojekts SECO@home der beiden Wissenschaftler Stefanie Heinzle und Rolf Wüstenhagen von der Universität St. GallenGesellschaft für Konsumforschung (GfK) durch.

Die befragten Konsumenten hatten die Wahl, verschiedene TV-Geräte zu kaufen. Die Geräte unterschieden sich hinsichtlich der technischen Ausstattung, der Marke, des Preises und schließlich des Energieverbrauchs. Die Ergebnisse zeigen, dass die Konsumenten, die sich zwischen Geräten mit dem neuen Kennzeichen entscheiden müssen, dem Stromverbrauch deutlich weniger Gewicht bei der Kaufentscheidung einräumen als die Konsumenten, die zwischen Geräten mit den alten Kennzeichnungen wählen mussten. Zwar war in jedem Fall der Preis des Fernsehers das wichtigste Kaufkriterium, dann erst folgen die Energieeffizienz, die technische Ausstattung und die Marke des Fernsehers. Die Berechnungen der Wissenschaftler zeigen jedoch, dass der Stromverbrauch eine erheblich höhere Bedeutung für die Käufer hat, wenn die bisherige Kennzeichnung auf dem Gerät zu sehen ist. Entsprechend sind die Käufer bei Geräten mit der bisherigen Kennzeichnung auch öfters bereit, für effiziente Geräte mehr zu zahlen.

Diese Ergebnisse entsprechen im Wesentlichen den Resultaten einer Studie, die Heinzle und Wüstenhagen bereits im vergangenen Jahr vorgelegt haben. Darin hatten sie den ersten Vorschlag der EU-Kommission zur Revision des Labels untersucht. Dieser sah ebenfalls die Einführung neuer, zusätzlicher Kategorien vor. Schon diese erste Befragung zeigte, dass die neuen Kategorien die Wirkung des Labels verwässert haben. Der Vorschlag wurde daraufhin von der Europäischen Kommission zurückgezogen. Die Ergebnisse der neuen Studie zeigen nun, dass der jetzt vorgeschlagene Kompromiss nicht besser ist als die erste Vorlage.

Die (englischsprachige) Studie Disimproving the European Energy Label’s value for consumers? Results of a consumer survey steht als kostenloser Download online zur Verfügung.
(ZEW/ml)