Energiemarkt USA: Schulterschluss mit USA, aber gegen Protektionismus

Sowohl deutsche als auch amerikanische Firmen sehen für die nächsten Jahre große Marktpotenziale im US-Energiemarkt. Das ermittelten die Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) in den USA bei einer Umfrage unter 300 Firmen aus dem Green Sektor, dem umweltorientierten Energiemarkt. Deutsche täten gut daran, jetzt die Chancen zu nutzen, rät deshalb Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Wansleben mahnt gleichzeitig: „Die Erfahrungen zeigen, dass vor allem die chinesischen Wettbewerber nicht schlafen.“

Zentrale Ergebnisse der Umfrage German American Renewables and Energy Efficiency Outlook 2010

  1. Unternehmen aus den Sektoren Erneuerbare Energien/Energieeffizienz schätzen die Ertrags- und Beschäftigungsentwicklung in den nächsten fünf Jahren ausgesprochen positiv ein.
    • Bei den US-Firmen rechnen 34 % mit einem Wachstum des Ertrages von mehr als 10 % bereits innerhalb des nächsten Jahres, weitere 51 % innerhalb der nächsten 5 Jahre.
    • Die deutschen Niederlassungen sehen die Entwicklung noch positiver: 38 % erwarten einen um mindestens 10 % höheren Ertrag innerhalb eines Jahres, weitere 60 % für die nächsten 5 Jahre.
    • Im Bereich der Erneuerbaren Energien (Wind, Solar, Bioenergie) wird von kräftigeren Zuwachsraten als bei der Energieeffizienz ausgegangen.
    • 87 % der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen planen bereits im Jahr 2010 neue Arbeitsplätze zu schaffen, überwiegend bis zu 10 Stellen. 95 % erwarten innerhalb der nächsten fünf Jahre Personalzuwächse in größerem Umfang. Dabei unterscheiden sich deutsche und US-Firmen kaum.
  2. Deutsche Unternehmen sehen das Fehlen einheitlicher und verlässlicher Standards auf US-Bundesebene als eine zentrale Herausforderung.
    • Lösungsmöglichkeiten sehen die Verfasser der Umfrage darin, dass die Regierung bundesweit einheitliche, gesetzliche Standards schafft. Das bezieht sich sowohl auf technische Standards als auch auf staatliche Förderung, sei es über Subventionen oder über einen Einspeisetarif nach deutschem Vorbild.
  3. Bei Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz besteht ein intensiver Wettbewerb insbesondere zwischen Unternehmen aus den USA, Deutschland und China.
    • An erster Stelle wird interessanterweise aus US-Sicht der Wettbewerb durch andere US-Unternehmen gesehen. Auf einer Skala von 1 bis 3 werden die US-Unternehmen mit Durchschnittswerten von 2,1 (Solar) bis 2,5 (Wind) bewertet. Bei der Energieeffizienz konzentriert sich der Markt auffällig auf US-Anbieter (2,2).
    • An zweiter Stelle folgen die deutschen Anbieter mit Bewertungen von 1,5 (Energieeffizienz) bis 2,2 (Wind).
    • An dritter Stelle erhalten die chinesischen Wettbewerber Durchschnittswerte von 1,5 (Energieeffizienz) bis 2,0 (Solar).
  4. In jüngster Zeit konnten erhebliche Unternehmenskooperationen zwischen deutschen und US-Firmen hergestellt werden.
    • In der Zusammenarbeit zwischen deutschen und US-Firmen liegt erhebliches Potenzial. Derzeit gibt es bei 29 % der US-Firmen Partnerschaften mit deutschen Pendants, davon sind knapp die Hälfte (48 %) erst in den letzten beiden Jahren entstanden.
    • Das Verhältnis ist derzeit vor allem durch eine Zulieferbeziehung zu deutschen Unternehmen geprägt, gefolgt von Technologiepartnerschaft, reinen Kundenbeziehungen und Joint Ventures. Weiteres Kooperationspotenzial sehen US-Firmen vor allem bei Wind-, Solar- und Bioenergie, weniger bei der Energieeffizienz. Vor allem Technologiepartnerschaften werden gesucht, im Solar-, Bioenergie- und Energieeffizienzbereich zudem Joint Ventures.
  5. Deutsche und US-Firmen setzen bei ihrer Geschäftsstrategie nicht nur auf öffentliche Fördermittel, sondern zunehmend auf ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit am Markt.
    • Sowohl deutsche als auch US-Firmen haben nur zu einem geringen Teil von dem US-Konjunkturpaket öffentliche US-Fördermittel auf bundes- oder einzelstaatlicher Ebene erhalten (17 bzw. 23 %).
    • Von dem US-Konjunkturpaket (American Recovery and Reinvestment Act/ARRA von 2009) haben allerdings 42 % positive Effekte erhalten – überproportional Beratungsunternehmen, Wissenschaftseinrichtungen und Agenturen (56 %).
(Zitiert aus dem Ergebnispapier der DIHK)

Allerdings gehe es nicht ohne klare Regeln. „In den USA ist mehr Einheitlichkeit und Berechenbarkeit der Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene dringend notwendig“, so Wansleben. Protektionistische Vorschriften, mit denen ausländische Firmen aus dem Markt herausgehalten werden sollten, müssten verhindert werden.

Außerdem gälten derzeit in jedem der 50 Bundesstaaten andere Förderbedingungen. Dieser Flickenteppich bremse die Marktentwicklung. Um fairen Wettbewerb auf Dauer zu ermöglichen, brauche man international verbindliche Regeln, zum Beispiel bei Klimaschutzzielen und Emissionshandel.

(DIHK/ml)