Einkaufsmanager-Index EMI: Einkäufer verzeichnen robustes Wirtschaftswachstum

Trotz Schuldenkrise, Sparpaketen und Euro-Talfahrt verzeichnet die deutsche Industrie auch im Juni ein kräftiges Wachstum. Das belegt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der mit 58,4 Punkten exakt das Niveau des Vormonats erreichte und damit die neunte Expansion in Folge belegt. Sorge bereiten den Experten des Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) jedoch die stark gestiegenen Preise bei Stahl und Industriemetallen.

„Die weltwirtschaftliche Erholung aber auch die Abschwächung des Euro haben der deutschen Industrie starke Impulse verliehen. Besonders erfreulich ist die Entwicklung in den Investitionsgüterbranchen“, lobt Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die derzeitige Entwicklung. Dies deute darauf hin, dass der Investitionszyklus angesprungen sei. Das wirke sich außerdem positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Vorsicht sei allerdings bei dem erreichten hohen Niveau des EMI geboten. Die Chefvolkswirtin warnt aber auch: „Weitere Anstiege sind meiner Meinung nach eher unwahrscheinlich. Die Konjunkturdynamik wird voraussichtlich im Laufe des Jahres etwas nachlassen.“

In allen drei von der Umfrage erfassten Hauptbereichen der deutschen Industrie – Vorleistungsgüter, Investitionsgüter und Konsumgüter – wurde im Juni mehr erzeugt als im Vormonat. Zu den stärksten Produktionssteigerungen kam es bei den Herstellern von Vorleistungs- und Investitionsgütern. Vergleichsweise gedämpft verlief die Entwicklung erneut bei den Konsumgüterproduzenten.

Sowohl Global Player als auch KMU verzeichneten im Juni erneut ein hohes Plus an Neuaufträgen. Die Orderbücher waren allerdings nicht mehr ganz so gut gefüllt wie zum Nachrezessions-Hoch im ersten Quartal dieses Jahres. Spürbar abgeschwächt hat sich auch die Exportnachfrage nach Industrieerzeugnissen „Made in Germany“.

Infolge der hohen Auslastung wurde die Einkaufsmenge fast genauso stark ausgeweitet wie im Vormonat. Zahlreiche Firmen steigerten ihre Einkaufsmenge jedoch auch, um sich gegen weitere Lieferverzögerungen zu wappnen. Die durchschnittlichen Lieferzeiten verlängerten sich im Berichtsmonat mit der zweitstärksten Rate seit Umfragebeginn im April 1996. Verantwortlich hierfür waren Liefer- und Kapazitätsengpässe auf Lieferantenseite. Die starke Einkaufstätigkeit hatte zur Folge, dass die Bestände an Vormaterialien ein weiteres Mal moderat zulegten. Die Fertigwarenlager nahmen hingegen – nach der leichten Zunahme im Mai – wieder ab.

Dass die Einkaufspreise weiter stark stiegen (65,2 Punkte im Juni nach 71,6 Punkten im Mai), lag auch an der Verteuerung von Stahl. Gegenüber den drei Vormonaten schwächte sich der Preisauftrieb allerdings ab. Die Verkaufspreise konnten hingegen kräftig angehoben werden (55,7 im Juni Punkte nach 53,1 Punkten im Mai), auch wegen der anhaltend hohen Nachfrage. Dies wirkte sich nicht zuletzt positiv auf die operativen Margen aus. Der dritte Beschäftigungsaufbau in Folge fiel mit 53,0 (Mai: 52,2) Punkten so stark aus wie seit zwei Jahren nicht mehr. Zurückzuführen war dies auf die höhere Kapazitätsauslastung und die gestiegenen Produktionsanforderungen.

(BME/ml)

Der Markit/BME Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland und erscheint unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik. Er beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern aus der verarbeitenden Industrie in Deutschland.