EU-Emissionshandel: Deutsche Unternehmen nicht ausreichend gewappnet

Im heute zum zweiten Mal gemeinsam von der KfW Bankengruppe und vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlichten KfW/ZEW CO2-Barometer kommen die Autoren zu dem Schluss, dass deutsche Unternehmen sich bisher nur un­zu­rei­chend mit den Chancen und Risiken des EU-Emis­sions­han­dels­sys­tems (EU EHS) befasst haben. Zwei Drittel der Betriebe haben sich vor allem noch nicht mit den möglichen Kosten auseinandergesetzt, die ab 2013 auf sie zukommen werden. Emissionszertifikate werden ab diesem Zeitpunkt nämlich überwiegend nicht mehr kostenlos zugeteilt, sondern versteigert. Unter den Kosten werden vor allem Betriebe mit geringen Emissionen zu leiden haben.

„Die Ergebnisse des diesjährigen KfW/ZEW CO2-Barometers zeigen, dass die Unter­neh­men dringend mit den internen Vorbereitungen für die nächste Phase des EU-Emis­sions­han­dels beginnen und ihre Unternehmensstrategien anpassen sollten“, mahnt Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Vorher müsse aber die Politik unbedingt Planungssicherheit schaffen und möglichst bald die zentralen Eckpunkte zur Zuteilung ab 2013 festlegen, fordert Irsch.

Neben der Vorbereitung auf die nächste Handelsperiode liegt der Schwerpunkt des diesjährigen KfW/ZEW CO2-Barometers auf dem sogenannten Carbon Management der Unternehmen, das heißt der Informationsbasis und der Organisation des Emissionshandels in den Unternehmen.

Obwohl der Emissionshandel bereits im Jahr 2005 eingeführt wurde, hat ein Großteil der Unternehmen die für ein effizientes Carbon Management erforderlichen internen Strukturen und Abläufe noch nicht ausreichend aufgebaut. Demzufolge fehlen ihnen oft ent­schei­den­de Informationen. Beispielsweise haben zwei Drittel der Unternehmen bisher nicht systematisch untersucht, wie sie im Rahmen ihrer Produktionsabläufe CO2 einsparen könnten.

Seit Beginn des Emissionshandels haben 63 % der Befragten CO2-Ver­mei­dungs­maß­nah­men durchgeführt. Jedes fünfte Unternehmen stieß dabei auf Finanzierungsprobleme und konnte daher beabsichtigte Maßnahmen zur Treibhausgasvermeidung nicht oder nur in geringerem Umfang umsetzen. Derzeit planen 57 % der Befragten, in den nächsten zwei Jahren eine Minderungsmaßnahme durchzuführen. Investitionen in Energieeffizienz-Technologien nehmen dabei zu. Gleichzeitig gewinnt CO2-Minderung als Hauptziel von Investitionen oder Optimierungsmaßnahmen an Bedeutung.

Nur die Hälfte der Befragten hat im Jahr 2009 die Möglichkeit des Handels mit Emissionsrechten genutzt. Hauptgründe sind die ausreichende Zuteilung von kostenlosen Zertifikaten und die Sorge der Unternehmen, ihr Zertifikatehandel könnte als „spekulatives Geschäft“ bewertet werden.

Ein weiteres zentrales Ergebnis des CO2-Barometers ist, dass Unternehmen mit geringen Emissionen (Kleinemittenten), durch die im Rahmen des EU-Emissionshandels auf sie zukommenden Kosten deutlich stärker belastet werden als Unternehmen, die größere Mengen (über 25.000 Tonnen pro Jahr) CO2 emittieren. Eine Einbindung des Klimaschutzes in Unternehmensabläufe finde daher insbesondere bei Kleinemittenten häufig nicht statt, bedauert Dr. Andreas Löschel, Leiter des Forschungsbereichs Umwelt- und Ressourcenökonomik am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

Das KfW/ZEW CO2 Barometer steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.

(KfW / ml)