ZEW-Umfrage: Experten fordern Konsolidierung statt Stimulierung

Für die Politik sei jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um von Konjunktur belebenden Maßnahmen, wie etwa staatlichen Kredit- und Bürgschaftsprogrammen, auf einen Spar­kurs umzuschwenken, glauben fast drei Viertel der rund 260 vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Finanzmarktexperten. Für diese hat die Kon­so­li­dierung des Bundeshaushalts jetzt oberste Priorität. Dagegen halten nur 24 % der Um­fra­ge­teil­nehmer Konjunktur stimulierende Maßnahmen weiterhin für notwendig.

Dieses sehr eindeutige Umfrageergebnis im Rahmen des monatlichen ZEW-Fi­nanz­markt­tests signalisiert eine klare Unterstützung staatlicher Sparbemühungen. Allerdings ist nur die Hälfte der befragten Experten der Meinung, dass die bisher von der Bundesregierung geplanten Sparmaßnahmen ausreichen, um das Defizit im Bundeshaushalt deutlich zu verringern. Die anderen 50 % dagegen halten zusätzliche Sparanstrengungen für zwing­end notwendig, um das Ziel, den Haushalt bis zum Jahr 2014 um rund 80 Milliarden Euro zu entlasten, tatsächlich zu erreichen.

Als weitere Sparmaßnahmen empfehlen 92 % der Befragten, den Rotstift bei den Subventionen anzusetzen. Des Weiteren spricht sich eine Mehrheit von 67 % dafür aus, den reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 % auf Höhe des regulären Satzes von 19 % anzuheben. Mit 21 % der Befragten befürwortet hingegen nur eine Minderheit eine Erhöhung der Einkommensteuer, während 48 % der Experten eine solche Maßnahme sogar für schädlich halten.

In der Frage weiterer Sparmaßnahmen im Sozialbereich sind sich die Finanz­markt­ex­per­ten nicht einig. Vielmehr halten sich Gegner und Befürworter weiterer Kürzungen des Sozialetats in etwa die Waage.

Hinsichtlich möglicher Auswirkungen des Sparpakets auf deutsche Aktien ist die Finanzbranche zurückhaltend: Fast vier Fünftel der Experten erwarten, dass sich die Konsolidierung nicht auf die Unternehmenswerte auswirken wird.

(ZEW / ml)