E-Book-Studie: Digitale Bücher, die neuen Hoffnungsträger der Verlage

E-Books sind die neuen Hoffnungsträger der Verlage und genießen derzeit die volle Aufmerksamkeit. Das habe die Frankfurter Buchmesse deutlich gemacht, hofft Prof. Dr. Tobias Schütz von der ESB Business School der Hochschule Reutlingen. Eine von ihm und Achim Himmelreich durchgeführte Befragung von 150 Verlagsexperten ergab aber auch, dass sich Verlage um die Anpassung interner Stellgrößen, wie z. B. Der Organisationsstruktur, Unternehmenskultur und der IT-Architektur kümmern müssen, wollen sie für den E-Book-Markt fit werden.

Zusammen mit Himmelreich von der Münchener Managementberatung Mücke, Sturm & Company präsentierte Schütz auf der Buchmesse ihre gemeinsame Studie E-Books – Wie Verlage von der Digitalisierung profitieren können. Wichtigste Erkenntnis der Studie: Die digitale Umbruchphase wird die Verlagsbranche nachhaltig beeinflussen. Diese Veränderungen bergen für Verlage eine große Chance – wenn sie sich den neuen Herausforderungen stellen, die größtenteils interner Natur sind. So bewerten 24 % der Verlagsfachvertreter ihre Organisationsstruktur und die Unternehmenskultur als größtes Hindernis für die Produktion und den Vertrieb von E-Books. Vor allem die großen Verlage mit einem Umsatzvolumen größer als 250 Millionen Euro zeigen sich wenig anpassungsfähig.

Wenn es um die unternehmensinternen Barrieren geht, befürchtet jeder zweite Großverlag, dass die traditionelle Unternehmenskultur den erfolgreichen Start in die Digitalisierung verhindern wird. Kleineren Verlagen fehlt dagegen oftmals das entsprechende Know-how. Generell besteht aber eine hohe Investitionsbereitschaft für E-Books.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Verlage gehen davon aus, dass sich für elektronische Formate ein Preisniveau einpendeln wird, das zirka 20 % unter dem der gedruckten Medien liegt. „Dies ist durchaus eine realistische Preisvorstellung“, bestätigt Prof. Dr. Schütz. „Allerdings nur, wenn die elektronische Version nicht auch als kostenlose Raubkopie im Internet verfügbar ist. Um dies zu verhindern, müssen die Verlage schnell Konzepte entwickeln, die dem Nutzer einen echten, nicht kopierbaren Mehrwert liefern.“ Multimedial angereicherte Inhalte, interaktive Elemente oder personalisierte Inhalte sind Schlagworte, die in diesem Zusammenhang fallen.

„Die Verlagsbranche steht am Anfang einer Entwicklung, die die Musikindustrie – mit zum Teil schmerzhaften Erfahrungen – bereits durchlaufen hat“, so Himmelreich. „Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsverlage haben nun die Chance, von diesen Erfahrungen zu profitieren.“

Die Studie zeigt, dass die nächsten fünf Jahre wegweisend für die langfristige Entwicklung der deutschen Verlagslandschaft sein werden. Um aus dieser Entwicklung als Gewinner hervorzugehen, sollten Verlage das Thema E-Books aber schnell und vor allen Dingen systematisch angehen, raten die beiden Autoren der Studie.

(Hochschule Reutlingen / ml)