Studie: Energieeffizienz-Maßnahmen der EU reichen noch nicht

Rund dreimal mehr als bisher muss die Europäische Union für die effiziente Nutzung von Energie aufwenden, soll der Energiebedarf in den kommenden zehn Jahren wie geplant um 20 % sinken. Das ergab eine gemeinsame aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und des Energie­beratungs­un­ter­neh­mens Ecofys (gehört seit 2019 Veritas Capital). Steigen die Anstrengungen entsprechend, dann können europäische Verbraucher und Unternehmen jährlich 78 Milliarden Euro sparen. Zurzeit liegt die Europäische Union jedoch bei ihren – bisher unverbindlichen – Zielen zur Erreichung einer höheren Energieeffizienz deutlich zurück. Die EU-Politik setzt derzeit gerade mal ein Drittel der potenziellen kostengünstigen Sparmaßnahmen um.

Die Studie des Fraunhofer ISI kommt zu dem Schluss, dass eine verbindliche Zielsetzung für die Energieeffizienz ähnlich der bereits bestehenden 20 %-Ziele zur CO2-Emissionsverringerung oder dem Ausbau erneuerbarer Energien einen deutlich höheren Druck zur Umsetzung ausüben würde. Dann wäre auch die Verringerung der Energienachfrage um 20 % bis 2020 machbar.

Zusätzlich würde eine solche verbindliche Zielsetzung Europas weitere Ziele stärken, den Einsatz erneuerbarer Energien voranzutreiben, die CO2-Emission zu senken und dafür notwendige Energieinfrastrukturen zu schaffen. „Werden alle Ziele bis 2020 umgesetzt, verringert sich auch die Abhängigkeit Europas von Energiequellen außerhalb Europas, was wiederum eine sichere und kostengünstigere Energieversorgung in der Zukunft bedeutet“, so Dr. Wolfgang Eichhammer, Projektleiter am Fraunhofer ISI.

Dafür müssen jedoch die politischen Rahmenbedingungen an die gestellten Anforderungen angepasst werden, empfiehlt die Studie. Zunächst sollte eine einheitliche Methode zur Definition des Energieeffizienzziels eingeführt werden. „Der Zielfortschritt sollte gut messbar sein, um nicht, wie im Rahmen der Energieeffizienz- und Energiedienstleistungsrichtlinie, zu langen methodischen Diskussionen zu führen. Des Weiteren sollte man auf dem bestehenden Instrumentarium der Effizienzrichtlinie aufsetzen und deren bisherige Mängel beheben. Insbesondere muss ein verbindliches Ziel die Aktivitäten der Mitgliedsstaaten stärken“, schlägt Dr. Wolfgang Eichhammer vor.

Dies trifft auch für Deutschland zu, das in seinem kürzlich veröffentlichten Energiekonzept der Energieeffizienz einen hohen Stellenwert einräumt. Investitionen in energiesparende Programme und Maßnahmen sollten noch mehr gefördert und entsprechende Anreize dafür geschaffen werden. Ebenso muss die Energiewirtschaft in die Anschubfinanzierung dieser Investitionen einbezogen werden, wie in der Richtlinie bereits angelegt.

Mit wirksamen Energiesparmaßnahmen wird nicht nur der CO2-Ausstoß verringert. Auch auf die Wirtschaft haben die Maßnahmen eine positive Wirkung. Die Europäische Union kann dadurch jährlich Milliarden Euro einsparen. „Energieeffizienz ist entscheidend für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft. Die EU hat noch ein großes, bislang ungenutztes Potenzial an Maßnahmen, das es auszuschöpfen gilt, um kosteneffiziente Energieeinsparungen durchzusetzen und die Klimaschutzziele zu erreichen“, so Dr. Wolfgang Eichhammer.

Die (englischsprachige) Studie steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.

( Fraunhofer ISI / ml)