Fachkräftemangel, Teil 2: Zeitarbeit ist mehr als nur ein Lückenfüller

Gerd Galonska
Gerd Galonska

Die Zeitarbeitsagenturen werden in den Medien und von Gewerk­schaf­ten gerne als neoliberale Sklavenhalter verdammt. Dabei wird von den Kritikern unterstellt, dass es nur um die möglichst billige Vermittlung von Aushilfskräften ginge und das oberste, wenn nicht gar einzige Ziel von Arbeitnehmern die lebenslange Anstellung sei. Aber die Berufs- und Lebenswege, Vorstellungen und Prioritäten von Menschen sind vielfältiger, als sich Gewerkschaftsfunktionäre und manche Journalisten vorzustellen vermögen. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer einer solchen Agentur, Gerd Galonska, über die Realität der Zeitarbeitsbranche und der darin agierenden Menschen.

Galonska ist Vorsitzender der Geschäftsführung der PEAG Personalentwicklungs- und Arbeitsmarktagentur GmbH. Im ersten Teil des Interviews unterhielten wir uns mit ihm branchenübergreifend über den Fachkräftemangel in Deutschland.

Im zweiten Teil befragten wir ihn zum eigenen Unternehmen. Auch in diesem Themenfeld überraschte uns Gerd Galonska mit einer sehr differenzierten und ausgewogenen Sicht. Im Interview mit ihm wurde uns klar, dass es ihm – und wahrscheinlich vielen seiner Unternehmerkollegen – nicht nur um die Vermittlung von simpler Arbeitskraft geht. Die Zeitarbeitsbranche ist auch Umschlagplatz für Fähigkeiten und Erfahrungen.

Große Konzerne besitzen oft einen sogenannten Springerdienst, in dem entweder besonders flexible und agile Mitarbeiter – nicht selten überdurchschnittlich bezahlt – oder generell alle neuen Mitarbeiter für eine gewisse Zeit als Feuerwehr im Konzern Personallücken auf Zeit ausfüllen müssen. Viele Konzerne nützen diese Springertruppe zusätzlich ganz gezielt zum Transfer von Erfahrungen und Wissen zwischen Abteilungen oder zwischen Zentrale und Tochterunternehmen.

Zeitarbeitskräfte können kleinen Unternehmen genau diesen zusätzlichen Nutzen bieten. Sie sammeln mit jeder neuen Zeitarbeitsstelle neue Erfahrungen und Prozesswissen, das sie beim nächsten Unternehmen wieder einbringen können. Wohlgemerkt: Es geht nicht um den Verrat von Geschäftsgeheimnissen, sondern um die Weitergabe von Arbeitsweisen und Problemlösungswegen. Wer fürchtet, damit am Ende Konkurrenten ungewollt eigenes Know-how auszuliefern, vergisst, dass er seinerseits und zuerst von dem Know-how der Vorgängerarbeitgeber seiner Zeitarbeitskraft profitiert. Statistisch gesehen profitiert unter dem Strich nämlich jeder einzelne in dieser Kette ausleihender Unternehmen vom potenziellen Wachstum des gesamten Erfahrungsschatzes und damit die Branche als Ganzes.

Ein weiteres Thema, das wir im Interview mit Gerd Galonska ansprachen, ist seine Sicht der Rente mit 67. Immerhin erlebt er hautnah, wie groß die Chancen auf Arbeit für ältere Arbeitnehmer sind. Aber hören Sie selbst.

(ml)

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