Globalisierung: Internationales Outsourcing vernichtet keine Jobs

Gewerkschafter und Politiker befürchten, dass durch die zu­neh­men­de Verlagerung von Teilen der Wertschöpfungskette ins Ausland (internationales Outsourcing/Offshoring) Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen und die Beschäftigungsstabilität sinkt. Dem widerspricht eine aktuelle Studie des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW) der Uni­ver­si­tät Kiel. Internationales Outsourcing wirke sich weder im Verar­bei­ten­den Gewerbe noch im Dienstleistungssektor negativ auf die Be­schäf­tigungsstabilität in Deutschland aus, beruhigen die beiden Stu­dien­autoren Sebastian Braun vom IfW Kiel und Roland Bachmann vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI).

Die beiden Wirtschaftswissenschaftler gehen sogar noch einen Schritt weiter: Ihre Studie habe ergeben, dass im Dienstleistungsbereich Outsourcing sogar mit einer höheren Stabilität der Beschäftigungsverhältnisse einhergehe. Bei ihrer Analyse betrachten sie nicht nur die Beschäftigungsstabilität im Ganzen sondern unterscheiden zusätzlich zwischen drei spezifischen Veränderungen der Beschäftigungssituation: direkte Wechsel von einem Job zu einem anderen (ob freiwillig oder erzwungen), dem Verlust des bisherigen Arbeitsplatzes und anschließender Arbeitslosigkeit sowie dem Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt.

Braun und Bachmann kommen in ihrer Untersuchung für den Zeitraum von 1991 bis 2000, die auf Mikrodaten zur Erwerbsbiographie von Arbeitnehmern sowie auf Input-Output Daten des Statistischen Bundesamts basiert, zu dem Ergebnis, dass internationales Outsourcing je nach Alter, Qualifikationsniveau und Wirtschaftszweig eines Arbeitnehmers ganz unterschiedliche Auswirkungen haben kann. So profitieren im Dienstleistungssektor insbesondere hochqualifizierte Arbeitnehmer von internationalem Outsourcing. Für diese Arbeitnehmer reduziert sich bei steigender Outsourcingintensität sowohl ihr Arbeitslosigkeitsrisiko als auch die Wahrscheinlichkeit, den Arbeitsmarkt ganz zu verlassen. Dagegen verzeichnen ältere Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe ein höheres Risiko, aus dem Arbeitsmarkt auszuscheiden, wenn die Outsourcingintensität steigt. Insgesamt betrachtet hat internationales Outsourcing jedoch keine negativen Effekte auf die Beschäftigungsstabilität im Verarbeitenden Gewerbe und erhöht die Beschäftigungsstabilität im Dienstleistungssektor sogar deutlich.

Der Grund für diese Effekte ist die intensivere internationale Arbeitsteilung im Fall von Outsourcing, die ihrerseits die Produktivität von Unternehmen erhöhen kann. Zwar fragen inländische Firmen, die bestehende Produktionsprozesse ins Ausland verlagern, zunächst weniger heimische Arbeitskräfte nach. „Dieser Effekt kann aber dadurch kompensiert werden“, so IfW-Experte Braun. „dass Firmen, die Outsourcing betreiben, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität steigern. Dies kann wiederum zu einer höheren Arbeitsnachfrage und damit zu weniger Arbeitsplatzverlusten und zu einer höheren Beschäftigungsstabilität führen.“

Die englischsprachige Studie The Impact of International Outsourcing on Labour Market Dynamics in Germany wird demnächst im renommierten Scottish Journal of Political Economy erscheinen. Sie steht bereits jetzt beim IfW als kostenloser Download online zur Verfügung.

(IfW / ml)