Logistik & Transport: Einkäufer erwarten steigende Transportpreise

Einkäufer logistischer Dienstleistungen erwarten für die kommenden zwei Jahre steigende Transportpreise – vor allem bei der Luftfracht. Das ergab eine Umfrage des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach (DHBW Lörrach). Dazu passt eine zunehmende Verknappung der verfügbaren Laderaumkapazitäten – besonders im Lkw-, Luft- und Seeschifffahrtsverkehr.

Noch vor einem Jahr wurden auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise weltweit beträchtliche Transportkapazitäten stillgelegt. Mit dem Anspringen der Konjunktur beginne sich der Markt zu drehen, so der BME. Im Krisenjahr 2009 waren Experten davon ausgegangen, dass es einige Jahre dauern würde, bis sich das frühere Transportaufkommen wieder einstellt. „Der BME-Umfrage zufolge werden aber bereits bis Ende 2010 rund 80 % der Unternehmen ihr altes Level erreicht haben. Damit hat sich der Aufschwung schneller als erwartet eingestellt“, charakterisiert BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Holger Hildebrandt die überraschend dynamische Entwicklung.

Die deutschen Verlader und Logistikdienstleister erwarten in den nächsten zwei Jahren über alle Verkehrsträger hinweg zwar nur mäßig steigende Transportpreise. Allerdings unterscheiden sich die Prognosen zum Teil deutlich. So gehen 41,4 % der Befragten von stark steigenden Luftfrachtpreisen aus. Beim Seecontainerverkehr sehen 33 % und bei Lkw 22 % einen Trend zu deutlichen Preissteigerungen. Bei Schienengütern rechnet mehr als die Hälfte der Befragten mit Aufschlägen. Fast ebenso viele Unternehmen gehen jedoch von konstanten Bahnpreisen aus. Wenn dies zutrifft, könnte die Bahn bei ihren Kunden damit punkten. Nur 8,7 % erwarten Erhöhungen im Kombinierten Verkehr.

Über die Ursache der künftigen Preiserhöhungen herrscht relativ hohe Einigkeit: Abgesehen von den begrenzten Transportkapazitäten gehen drei Viertel der Befragten in ihren Prognosen davon aus, dass der Einfluss der CO2-Politik zur Erhöhung der Transportpreise führen wird. Das gilt auch für Umweltanforderungen wie die Kfz-Abgasnorm Euro-6 oder die Einführung von Umweltplaketten, deren Bedeutung sogar noch mehr zunehmen dürfte als die des Ölpreises. Als weiterer Preistreiber wird die mangelnde Infrastruktur gesehen. „Knappe Verkehrsflächen und Staus dürften die Transportkosten und damit die Preise erhöhen“, so Prof. Paul Wittenbrink von der DHBW.

Die gerade erst überstandene Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Unternehmen jedoch auch sensibilisiert: Sie setzen verstärkt auf die Optimierung der eigenen Geschäftsabläufe und ein stärkeres Controlling ihrer Partner entlang der Supply Chain. Das spiegelt sich auch in den Themen wider, die den vom BME befragten Verladern und Dienstleistern in den nächsten fünf Jahren am Herzen liegen. So hat die Beschleunigung der eigenen Auftragsabwicklung für 85 % der Befragten oberste Priorität. Als unverzichtbar gelten für die Mehrzahl der Unternehmen die systematische Lieferanten- und Dienstleisterbewertung (76 %), die Bündelung von Transporten (68 %) und die Reduzierung der Lagerbestände (62 %).

83 % sind der Auffassung, dass die heutige Verkehrsinfrastruktur chronisch unterfinanziert ist und an Substanzverlust leidet. Klare Zustimmung (80 %) gab es zudem für die Forderung nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung für sogenannte Sprinter (Lkw-Gewicht bis 3,5 t), einer Zulassung von Lang-Lkw (knapp 65 %) und einer Maut-Gebühr für Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t bis 12 t (60 %). Breite Unterstützung (65 %) findet die Offerte an den Gesetzgeber, die Fahrzeugbegrenzungen bei Nutzfahrzeugen zur aerodynamischen Optimierung und damit zur CO2-Reduktion zu lockern. Ein klares Votum gab es auch für die Aussage, dass die Politik an ihrem Ziel der Verlagerung von Güterverkehren auf die Schiene festhalten sollte (63 %). Mehrheitlich unterstützt wurde zudem die Ansicht, dass die derzeitigen CO2-Maßnahmen der Politik nicht ausreichen, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen (71 %). Kontroverse Meinungen herrschen dagegen hinsichtlich der Einführung einer Pkw-Maut (44 % dafür, 55 % dagegen).

Für die Umfrage waren im September und Oktober dieses Jahres 165 Verlader und Dienstleister aus Industrie und Handel zur Markt- und Preisentwicklung, zu Logistiktrends und zur Verkehrspolitik befragt worden. Die wichtigsten Ergebnisse stehen  in Form einer Präsentation als kostenloser Download im Internet bereit. Die komplette Studie soll ab Dezember 2010 beim BME erhältlich sein.

(BME / ml)