Strommarkt für Privatkunden: Spareffekte der Liberalisierung zu wenig genutzt

Eine am Montag veröffentlichte Studie der Europäischen Kommission über die Privat­kunden­strom­märkte zeigt, dass die Verbraucher in der EU insgesamt rund 13 Milliarden Euro sparen könnten, wenn sie zum billigsten Stromanbieter wechseln würden. Anonyme Testkunden, die diese Studie durchführten, konnten in mehr als sechs von zehn Fällen (62 %) einen billigeren Tarif finden. Auf den einzelnen Verbraucher umgerechnet wäre also durch einen Wechsel zum billigsten Anbieter eine Einsparung von 100 Euro pro Jahr möglich.

Die EU-Studie zeigt allerdings, dass dieses Sparpotenzial von den Verbrauchern nicht in vollem Umfang genutzt wird. Grund: Die Verbraucher sind über ihren eigenen Strom­kon­sum und die Angebote der Stromlieferanten zu schlecht informiert: Nur ein Drittel (32 %) der EU-Verbraucher hat Angebote miteinander verglichen, und fast die Hälfte (47 %) weiß nicht, wie hoch der eigene Stromverbrauch ist. Die Kommission möchte den EU-Ver­brau­chern nun mit einer Reihe von Maßnahmen die Nutzung ihrer Entscheidungsfreiheit erleichtern und ihre Stellung auf dem Strommarkt stärken, u. a. durch Erleichterung von Preisvergleichen, durch effektivere Beschwerdeverfahren und durch Verbesserung der Abrechnungen.

Der für Gesundheit und Verbraucherpolitik zuständige EU-Kommissar John Dalli mahnt, zwar biete die Marktliberalisierung den Verbrauchern große Vorteile – dies gelte für die verschiedensten Aspekte wie Preise, Produktauswahl, Innovation und Dienstleistungs­qualität. Diese könne der Verbraucher aber nur dann in vollem Umfang nutzen, wenn er weiß, dass es bessere und leicht zu findende Angebote gibt.

Im Rahmen der Studie über die Privatkundenstrommärkte in der Europäischen Union wurde vor allem untersucht, wie leicht oder schwierig es für Verbraucher ist, das Potenzial des liberalisierten Marktes durch Auswahl von Anbietern und Tarifen zu nutzen.

Dabei zeigte sich auch, dass die Bearbeitung von Beschwerden seitens der Stromanbieter verbessert werden muss: Nur 28 % der EU-Verbraucher waren zufrieden damit, wie ihre Beschwerde bearbeitet wurde. Außerdem stellte sich heraus, dass in den meisten EU-Ländern Haushalte, die wenig Strom verbrauchen, mehr pro kWh zahlen als Kunden, die viel verbrauchen.

Die Studienergebnisse werden Konsequenzen zeitigen, versichert die Kommission. So sollen die nationalen Regulierungsbehörden Leitlinien ausarbeiten, die für eine effektivere Information der Verbraucher sorgen und ihnen den Preisvergleich und den Anbieterwechsel erleichtern.

Gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren wird die Kommission außerdem ermitteln, welche alternativen Streitbeilegungsverfahren sich am besten für die Strombranche eignen. Damit einhergehen soll eine Verbesserung der Abrechnungen und der Bearbeitung von Beschwerden. Dabei sollen die bereits vorhandenen Empfehlungen, u. a. der Empfehlungen des Citizen’s Energy Forums einfließen.

Das Vorschlagspaket soll in die Schlussfolgerungen der Tagung des Rates der Minister für Energiefragen am 3. Dezember einfließen. Weitere Daten und eine PDF-Version der Studie stehen auf der Website der Kommission hier zur Verfügung.

(EU-Kommission / ml)