EU-Bericht: Anbau für Biokraftstoffe schädigt indirekt die Umwelt

Die Europäische Kommission hat am Mittwoch einen Bericht über indirekte Landnutzungsänderungen im Zusammenhang mit Bio­kraft­stoffen und flüssigen Biobrennstoffen veröffentlicht. Darunter versteht man einen Verdrängungseffekt einheimischer Bauern – vor allem in Drittwelt- und Schwellenländern – durch die Betreiber eines indus­tri­ellen Anbaus von Bioenergiepflanzen. Besonders offensichtlich tritt dieser Effekt im Umfeld von Palmölplantagen in Erscheinung. Die von ihren angestammten Äckern Vertriebenen weichen dann auf bislang ungenutzte Flächen – darunter auch Regenwaldgebiete – aus. Die Folgen dieser veränderten Landnutzung sind ihrerseits klimaschädlich und heben den positiven Effekt des Ersatzes fossiler Brennstoffe durch Biokraftstoffe teilweise oder sogar ganz auf.

Der Bericht fasst entsprechende Analysen der Kommission zu diesem Thema aus den letzten beiden Jahren zusammen. Enthalten sind unter anderem auch Konsultationen mit Experten, in die auch die breite Öffentlichkeit einbezogen war.

Im Bericht kündigt die Kommission eine Folgenabschätzung an, deren Ziel gegebenenfalls eine Anpassung der geltenden Rechtsvorschriften, bzw. eine vorbeugende Strategieempfehlung sein soll. Darüber hinaus werde die Kommission ihre Arbeiten in diesem Bereich fortführen, um sicherzustellen, dass politische Entscheidungen sich auf die besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse stützen. Die für Klimapolitik zuständige EU-Kommissarin Connie Hedegaard sieht die Kommission in der Pflicht: „Wir müssen sicherstellen, dass durch die Biokraftstoffe, die wir durch unsere Maßnahmen fördern, auch tatsächlich eine deutliche Reduzierung der Treibhausgase erreicht wird. Wir haben zwar strenge Nachhaltigkeitskriterien für die Erzeugung von Biokraftstoffen festgelegt, aber wir dürfen unerwünschte Auswirkungen, die infolge der zusätzlichen Nachfrage möglicherweise weltweit entstehen, nicht einfach ignorieren.“

Die Kommission will sich nun darauf konzentrieren, die in die engere Wahl genommenen möglichen strategischen Ansätze zu prüfen und spätestens im Juli 2011 das Ergebnis vorzulegen. Darüber hinaus will sie einen Legislativvorschlag zur Änderung der Richtlinie über erneuerbare Energien und der Richtlinie zur Kraftstoffqualität präsentieren.

Die (englischsprachige) Studie Impacts of the EU biofuel target on agricultural markets and land use: a comparative modelling assessment fasst die wesentlichen Ergebnisse, die dem Bericht der EU-Kommission zugrunde liegen, zusammen. Sie ist als kostenloser Download online erhältlich.

(EU-Kommission / ml)