Gas- und Stromnetze: Investitionen in deutsche Netze derzeit unattraktiv

Der für die deutsche Energiewende nötige Ausbau der Gas- und Stromnetze wird gewaltige Summen verschlingen. Das dazu nötige Kapital muss deshalb von privaten Investoren kommen. Diese sind aber nur dann zu Investitionen bereit, wenn die Rahmenbedingungen sowohl verlässlich als auch attraktiv sind. Deutschland liege beim Eigenkapitalzins für Neuanlagen jedoch weit unter dem europä­ischen Durchschnitt, behaupten nun Experten des Finanzanalysten NERA Economic Consulting. Sie arbeiteten im Auftrag des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ein entsprechendes Gutachten aus, das dem deutschen Netzmarkt derzeit wenig Attraktivität für Investoren bescheinigt.

Dies müsse die Bundesnetzagentur bei der neuen Festlegung der Zinssätze für die Gasnetze im Herbst und später auch für die Stromnetze „unbedingt berücksichtigen“, mahnt Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass andere Regulierungsbehörden in Europa im Gasnetzbereich Nominalzinssätze von bis zu 12 % gewähren. Auch ein Vergleich mit der amerikanischen Regulierungspraxis zeigt, dass dort Eigenkapitalzinssätze von durchschnittlich fast zwölf Prozent vom Regulierer festgelegt werden. Der aktuelle Nominalzinssatz für Neuanlagen liegt in Deutschland bei 9,29 %. Laut BDEW kommen aber beim Netzbetreiber derzeit nur 4 bis 5 % an.

Das Gutachten zeigt auch, dass die deutschen Energienetzbetreiber höheren Risiken als andere europäische Energienetzbetreiber ausgesetzt sind, da der deutsche Regulierungsrahmen derzeit nicht ausgereift und verlässlich ist. Zum gleichen Ergebnis kam auch eine Studie des europäischen Branchenverbandes Eurelectric aus Brüssel. Dabei unterliegen Investitionen in Energienetze einer besonders langen Bindung von bis zu 40 Jahren und länger. „Der Festlegung der Zinssätze im Herbst dieses Jahres durch die Bundesnetzagentur kommt insofern eine besondere Signalwirkung für die Energiewende zu“, warnt Müller. Analysen des BDEW gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren allein im Verteilnetz für Strom rund 25 % an zusätzlichen Leitungen gebaut werden müssen.

Das Gutachten Die kalkulatorischen Eigenkapitalzinssätze für Gasnetze in Deutschland steht per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung.

(BDEW / ml)